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Ostern ist mehr als «Jöö»

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In einer Zeit, in der sich alles berechnen lässt, muss einfach auch das Osterfest berechenbar sein, wo käme man denn sonst hin?! Also ist für die Berechnung von Ostern folgende Formel aufzustellen: Ostern = «Jöö», oder ausgeschrieben: Wird Ostern «Jöö»? Für den Grossverteiler, der diesen Slogan lanciert hat, scheint dies klar zu sein, also müsste die Gleichung lauten: Ostern = «Jöö». Also: Ostern entspricht «Jöö».

Ostern ist dasselbe wie «Jöö»? Hä? Um das Ganze aufzulösen, noch etwas mehr Verwirrung: Fragt das Bi­beli das Häsli, was es beruflich mache, so heisst es: Ostereier verstecken, das sei sein Beruf. Das Häsli fragt das Bibeli dasselbe. Es sei in der Eierproduktion tätig, meint dieses. Fragt das Schäfli: «Schon länger?» Darauf das Bibeli: «Nein, ich bin gerade erst geschlüpft.» Die drei rücken zusammen und sagen: «Jöö!».

Meine Lieben, sind die drei Plüschtiere (Made in China), die mit gesammelten Stickern zu ergattern sind, alles, was von Ostern noch übrig geblieben ist? Ja, was ist das eigentliche Ereignis von Ostern? Schokolade? Eier? Hasen? Wird Ostern deshalb «Jöö»? Erhält die ganze Nation zwei Tage frei, um Sticker zu sammeln, Schokolade zu essen, Nester zu verstecken und Hasen nachzujagen?

Wenn wir schon am Rechnen sind: Was kosten uns die beiden bezahlten Feiertage eigentlich? Gehen wir von 4,89 Millionen Erwerbstätigen aus, die im Schnitt Arbeitskosten von 59.62  Franken pro Stunde verursachen und im Schnitt 8,75 Stunden pro Tag arbeiten, verursachen die Ostern 2018 Kosten in der Höhe von 5,1 Mil­liarden Franken! Da machen die Staukosten am Gotthard den Osterlammbraten auch nicht mehr feiss. Ist Ostern immer noch «Jöö»?

Irgendwo muss scheinbar doch noch in unserer ach so kirchenfernen Gesellschaft ein Fünklein kollektives spirituelles Bedürfnis stecken, denn sonst wären die zwei arbeitsfreien Ostertage schon längstens abgeschafft worden. Klar sind an Ostern die Familientraditionen wichtig. Sicher ist es auch die Freude am Dekorieren, am Eierfärben, am Nesterverstecken. Und ganz sicher gehört zu den postmodernen Ostern auch der Stau am Gotthard. Aber sind uns all diese doch eher oberflächlichen Bräuche jedes Jahr 5,1 Milliarden Franken wert? Oder liegt es doch am Ursprung von Ostern, der dieses Fest so wertvoll macht?

Einer der Ersten, die sich dem Ursprung des Osterfestes widmeten, war der heilige Beda Venerabilis. Wegen seines Bestrebens, dass alle westlichen Christinnen und Christen Ostern am selben Termin feiern, darf Beda als Vater unseres Ostertermins angesehen werden. Interessanter ist aber, dass Beda als erster und einziger Ostern auf «Ēostra», eine angebliche angelsächsische Lichtgöttin und Göttin der Morgenröte, zurückführte. Jahrhunderte später griff Jacob Grimm das Motiv der Lichtgöttin bei Beda auf und füllte es aus. Grimm malt die Ēostra in den schönsten Farben der Morgenröte als Göttin eben dieser und bringt sie mit dem christlichen Osterfest in Verbindung: «Ostara mag also die Gottheit des strahlenden Morgens, des aufsteigenden Lichts gewesen sein, eine freudige, Heil bringende Erscheinung, deren Begriff leicht für das Auferstehungsfest des christlichen Gottes verwandt werden konnte», schrieb er.

Auch wenn Grimm Beda eine so grosse Vertrauenwürdigkeit zuschreibt, als hätte er ihn höchstpersönlich gekannt, bleibt Beda der Einzige in der ganzen Geschichte, der eine Göttin Ēostra gekannt haben will. Und wenn es sie nie gegeben hat, hat er sie offensichtlich gut erfunden. So dass Grimm darauf aufspringt. Dass diese völkisch-nationalistischen Umdeutungen von Ostern im Nationalsozialismus Gefallen fanden. Dass genau dieselben völkisch-nationalistischen Motive heute von feministischen Kreisen wiederverwendet werden, um das christliche Osterfest in ein heidnisch begründetes Fruchtbarkeitsfest einer Frauengottheit umzudeuten. Und dass sich gar die Zürcher Jungsozialisten dazu hinreissen lassen, mit nochmals denselben Motiven etwa den Weltfrauentag als Ersatz für Ostern vorzuschlagen. Das sollte uns alle nachdenklich stimmen.

In ihrem Kerngehalt sind diese heidnisch-völkisch-nationalistischen Umdeutungen des Osterfestes noch weniger gehaltvoll, als die Aussage: Ostern wird «Jöö». Meinetwegen mögen Symbole des Osterfestes wie Eier, Hasen und Nester fröhliche, lebensbejahende Symbole sein, deren Ursprung in heidnischen Fruchtbarkeitsriten gelegen haben mögen. Und selbstverständlich ist das Osterfest in seinem christlichen Ursprung ein fröhliches und lebensbejahendes Fest.

Und wie steht es nun um die Ostern 2018? Welchen spirituellen Zugang werden wir dieses Jahr zum Osterfest finden? Meinen spirituellen Zugang zum Osterfest offenbarte mir unsere damals 4-jährige Tochter Anna mit einer ihrer Kinderzeichnungen: Mit einem schnellen und präzisen Strich hat sie einen lachenden Jesus am Kreuz gemalt. Zunächst einmal freute mich ihre kindliche Naivität, die noch nicht verstehen kann, wie brutal und qualvoll der Kreuzestod doch war, bis ich dahinter ein – nein, das – neue Programm von Ostern entdeckte: Den grauenhaften Tod, Ausweglosigkeit, Angst und Schrecken, die bodenlose Himmeltraurigkeit der menschlichen Existenz verwandelt Gott in ein Lachen, in Zuversicht, in Fröhlichkeit, in Unbeschwertheit. Der lachende Jesus am Kreuz ist die Umwertung des Leids in Glaube, Hoffnung und Liebe – den Kern des christlichen Auferstehungsglaubens. Voller Stolz hat unsere Anna damals ihre Zeichnung ihren älteren Brüdern gezeigt. Als die den lachenden Jesus am Kreuz sahen, wiesen sie sie darauf hin, dass der Jesus schreckliche Schmerzen am Kreuz habe erleiden müssen, weshalb der Arme nichts zu lachen gehabt hätte. Anna nahm kurzerhand den Stift und malte dem Jesus einen weinenden Mund.

Wohl darum feiern wir Ostern: Wegen unseres menschlichen Zweifels. Wir können die Geschichte des lachenden Jesus am Kreuz weder glauben noch ertragen. Das menschliche Elend auf dieser Welt lässt uns an der Verheissung der Liebe Gottes und des ewigen Lebens zweifeln. Den lachenden Jesus am Kreuz, die glaubende Maria Magdalena am Grab, der auferstandene Christus, schliesslich das ewige Leben sind zu schön, um wahr zu sein. Ja, was wäre, wenn der Tod seinen Schrecken im Blick aufs ewige Leben im Alltag real verlöre?

Egal, wie entkirchlicht unsere Gesellschaft sein mag, egal, wie sehr der Glaube in unserer Gesellschaft an Bedeutung verloren haben mag – dieser Funke Zuversicht, dass Ostern weit mehr als nur einfach «Jöö» ist, dass Ostern eine hartnäckige Hoffnung auf dieses ewige Leben ist, lässt uns dieses Fest jährlich 5,1 Milliarden Franken kosten und landauf, landab unsere Gottesdienste und Messen aus dieser freudigen Hoffnung feiern: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja!

«Einer der Ersten, die sich dem Ursprung des Osterfestes widmeten, war der heilige Beda Venerabilis.»

Christoph Bühler

Pfarrer in Kerzers

Zur Person

Seit 2005 in Kerzers tätig

Christoph Bühler ist Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde bernisch und freiburgisch Kerzers. Er wurde 1972 in Solothurn geboren, in der Kirche St. Niklaus von Pfarrer Paul Schwaller getauft, und er war bis 1978 katholisch. Durch dem Umzug nach Spiez wurde er aus geografischen Gründen reformiert. Nach der Primarschule und einer Lehre als Elektromonteur absolvierte er die Maturität und studierte in Bern evangelische Theologie. Nach einem Abstecher ins Engadin, wo er zwei Jahre als Pfarrer und Spitalseelsorger arbeitete, ist er seit Oktober 2005 in Kerzers tätig.

jcg

«Der lachende Jesus am Kreuz ist die Umwertung des Leids in Glaube, Hoffnung und Liebe.»

Christoph Bühler

Pfarrer in Kerzers

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