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Pascal Vonlanthen inspiriert Designer

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Dies ist eine Geschichte voller Klischees, und sie räumt gleichzeitig mit vielen von ihnen auf. Hier: der Kunstmaler Pascal Vonlanthen, Bauernsohn aus Rossens, 60-jährig, Autodidakt, geistig behindert. Dort: Jason Wu, 34-jährig, geboren in Taiwan, New Yorker Mode-­Designer und Kreateur des Kleides, welches Michelle Obama beim Amtsantritt ihres Mannes zum US-Präsidenten trug. Hier die kleine, geschützte Welt des Kunstateliers ­Creahm in Villars-­sur-­Glâne, in welchem ganz spezielle Kunst entsteht, die manche Aussenseiterkunst nennen, andere Art Brut. Dort die Welt der Schönen, Reichen und Mächtigen und die Stadt, in der Erfolg grossgeschrieben wird. Und plötzlich finden diese beiden Welten zusammen.

Ein wunderbarer Zufall

Und diese Geschichte wiederum ist schier unglaublich: Sie beginnt im Herbst 2015, als die Kunsthalle Fri Art in Freiburg erstmals eine Einzelausstellung zur Outsider-Kunst zeigt. Damals präsentiert der Creahm-­Künstler Pascal Vonlanthen seine jüngsten Arbeiten: Zeichnungen mit Zeichen und Symbolen, mit denen der Analphabet seine ganz eigene Schrift entwickelt. Die Ausstellung sorgt für viel Aufsehen in der Kunstszene, erinnert sich Fri-Art-Direktor Balthazar Lovay: «Innert kurzer Zeit waren all seine Bilder verkauft. Kunstsammler aus Zürich und Genf waren fasziniert vom Werk Vonlanthens.» Fachzeitschriften sind des Lobes voll. Die Bilder verkaufen sich für 600 bis 700 Franken, die preiswertesten für 100 bis 250 Franken. Fri Art bringt einen Katalog heraus, und kurz darauf reist Lovay nach New York, wo er die Kataloge in spezialisierten Buchhandlungen an den Mann bringen will. «Wo immer ich hinging, reagierten die Leute gleich: Erst waren sie nicht interessiert, weil der Begleittext nur in französischer Sprache war. Aber als sie die Bilder sahen, nahmen sie trotzdem ein paar Exemplare.» Als der Kurator zurückkommt, nimmt ihn die Arbeit für eine neue Ausstellung wieder voll in Beschlag, und er schenkt der E-Mail eines New Yorker Mode-­Labels keine grosse Beachtung. Erst ein paar Wochen später, als er seine Mails nochmals durchcheckt, realisiert Lovay, was ihm da möglicherweise durch die Lappen gegangen ist. Ja, Jason Wu habe die Zeichnungen in einer Buchhandlung gesehen und sei an einer Zusammenarbeit mit dem Künstler Pascal Vonlanthen interessiert, bestätigt das Modehaus auf Anfrage. Dass er behindert ist, realisieren sie erst später.

Dann nimmt alles seinen Lauf. Das Atelier ­Creahm tritt in Verhandlungen. «Das war einigermassen kompliziert. Wir haben das ja noch nie gemacht», erzählt Laurence Cotting, Animatorin bei Creahm. «Die Amerikaner haben uns einen Mustervertrag geschickt. Wir wollten aber sichergehen, dass wir nicht über den Tisch gezogen werden.» Fünf Kopien der Werke fanden schliesslich den Weg nach Amerika und in die Frühlingskollektion 2017 von Jason Wu. Wie viel ­Creahm dafür erhalten hat, will Cotting nicht sagen. «Das ist nicht wichtig. Das Entscheidende ist vielmehr, dass dank diesem Deal zwei entgegengesetzte Universen miteinander verbunden wurden – die von Menschen mit einer Behinderung und die der Berühmten und Erfolgreichen.»

Zeichen der Zeit

Was Jason Wu an der Kunst von Pascal Vonlanthen wirklich faszinierte, bleibt Spekulation. Die Amerikaner hätten einfach gesagt: «It’s so amazing!», so Cotting lachend. Aber sie nehme an, dass es das repetitive Muster sei, das sich in den Bildern von Von­lan­then wiederfinde. «Es hat auch etwas vom Zickzack-Stich bei der Nähmaschine.» Das glaubt auch Balthazar Lovay von Fri Art. «Die Zeichen gleichen einem Strickmuster.»

Grundsätzlich fasziniert ist Lovay von der Rhythmisierung der Zeichen und Elemente auf den Bildern, von ihrer Komposition im Raum, vom Gefühl für bemalt und leer. «Das habe ich noch nie bei einem anderen Künstler gesehen.» Die Arbeit von Vonlanthen zeige auch, dass geistig oder psychisch behinderte Künstler sehr wohl im Austausch mit ihrer Umwelt stünden und nicht frei von äusserem Einfluss seien, wie dies der Begriff «Art Brut» suggeriere. Denn Vonlanthen lasse sich bei seiner Kunst vor allem von Zeitungen inspirieren. «Sie dominieren heute unsere Wahrnehmung. Picasso hat als Erster einen Zeitungsausschnitt auf sein Bild geklebt. Andy Warhol hat sich für die Porträts etwa von Marilyn Monroe auf Fotos in Magazinen gestützt.» Der Druck der Bilder von Pascal Vonlanthen auf Kleidern ist insofern als Zeichen der Zeit zu verstehen.

Unverkennbar stolz

Angesprochen auf den Erfolg reagiert Pascal Vonlanthen wortkarg, aber man spürt, dass er die Beachtung, die sein Schaffen bekommt, geniesst. Auf die Frage, ob er stolz sei, sagt Vonlanthen bloss: «Ja.» Das sei das Tolle an ihm, meint dazu Laurence Cotting: «Der Erfolg verdreht ihm nicht den Kopf, wie das bei einem anderen Künstler der Fall wäre. Er malt nicht nur noch das, was gefällt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes frei.»

Geschichte

Ein Ort für Künstler mit Behinderung

Das Kreativ-Atelier ­Creahm wurde 1998 nach belgischem Vorbild von Kunstmaler Ivo Von­lan­then gegründet. Es steht kreativ begabten, geistig oder psychisch behinderten ­Menschen offen. Unterstützung erhält Creahm von der Loterie Romande, der Galerie La Schürra, der Kirchgemeinde Villars-sur-Glâne, von Design NG Tornay und vom kantonalen Amt für Kultur. Zu den Einnahmen zählt auch der Verkauf von Werken.

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