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Perverse Anmache im Netz

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Perverse Anmache im Netz

Gefährliche Chatrooms: Viele Pädophile suchen ihre Opfer im Internet

Die Online-Treffs, in denen sich heute viele Kinder und Jugendliche austauschen, bergen Gefahren: Kinderschänder suchen in diesen so genannten Chatrooms nach Opfern. Die Kids sind sich dessen nicht bewusst. Und ihre Eltern bedenklicherweise auch nicht.

Von GIUSEPPE WÜEST

Murat Y. war erst 15 und rannte blindlings ins Verderben: Er verabredete sich mit zwei Männern, die er im Internet kennen gelernt hatte, zu einem Blind Date – und bezahlte für seine Naivität mit dem Leben. Die beiden Männer fesselten, folterten, erstachen den Jungen und verscharrten seine Leiche in einem Wald nahe des deutschen Orts Donauwörth.

Die beiden mutmasslichen Täter, ein Schweizer und ein Deutscher, wurden Ende August gefasst. Und nun fragt sich die Polizei, ob die beiden sadistisch veranlagten Homosexuellen noch weitere Opfer auf dem Gewissen haben, denn Murat war nicht der einzige Junge, zu dem sie via Chatroom Kontakt hatten.

Kinder in Gefahr

Murats Ermordung hat Entsetzen ausgelöst. Zum einen wegen der Brutalität, mit der die beiden Perversen vorgegangen waren. Und zum andern, weil vielen mit einem Schlag bewusst wurde, welchen Gefahren Kinder in der virtuellen Internet-Welt ausgesetzt sind. «Viele Eltern», sagt Thomas Feibel, Deutschlands führender Journalist zum Thema Kinder und Computer, «können sich gar nicht vorstellen, auf was ihre Kinder beim vermeintlich harmlosen Plaudern im Chatroom stossen könnten. Tatsache ist, dass im Internet viele Leute unterwegs sind, die die Anonymität dazu missbrauchen, sich an Kinder heranzumachen.»

Zahlen belegen, dass Feibels Aussage nichts mit Panikmache zu tun hat: So wurde 2001 durch eine kanadische Studie nachgewiesen, dass sich 97 Prozent aller pädosexuell veranlagten Täter des Internets bedienen, um Kontakt zu Kindern aufzunehmen. Eine britische Studie belegt für den Zeitraum von 1990 bis 2003 einen Anstieg des Angebots von Kinderpornografie auf britischen Websites von 1500 Prozent. Und laut Recherchen der deutschen Präventionsorganisation NetKids versuchen von zehn neuen «Chatfreunden» deren fünf bis sieben, Kinder in «sexueller Weise» anzusprechen.

Auf den ersten Blick unverfänglich

Hinter den Recherchen von NetKids steckt Beate Schöning, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Pädophilie im Internet aufzuspüren und anzuzeigen. Die 38-jährige deutsche Journalistin und vierfache Mutter geht von Zeit zu Zeit unter fiktivem Namen und als Teenie getarnt ins Netz und lässt sich in Chatforen von Männern anquatschen. Meist dauert es nur Sekunden, bis der erste sich an sie heranmacht: «Hallo Süsse», «Hast du schon mal Sex gehabt?», «Willst du mal versuchen, an dir rumzumachen?»

Das Perfide daran: Es sind gemäss Beate Schönings Erfahrung auf den ersten Blick unverfängliche Chatbereiche wie «Britney Spears» oder «Teenchat», die die Perversen für ihre Streifzüge nutzen. Sie fragen die Kinder nach ersten Sex-Erfahrungen, verschicken Sex-Bilder, fordern die Kids auf, ihnen ihre Handynummer zu geben und laden sie zu Treffen ein.

Gleichgültige Eltern

Kinder und Jugendliche seien dieser «Anmache aus dem Netz» hilflos ausgesetzt, erklärt Beate Schöning auf ihrer Website www.kindersindtabu.de, die viele Infos zum Thema enthält. Das eine Problem, so Schöning, sei, dass viele Kids in einem gewissen Alter nur ungern ihren Eltern oder anderen erwachsenen Vertrauenspersonen von ihren Erlebnissen erzählen.

Das andere Problem, hat der Computer-Experte Thomas Feibel festgestellt, ist eine erschreckende Gleichgültigkeit der Eltern: Gemäss einer Studie, die er selber durchgeführt hat, interessieren sich 89 Prozent der Eltern nicht dafür, was ihre Kids am Computer machen: «Viele denken: Ist doch gut, sitzt mein Junge vor dem PC, so treibt er sich wenigstens nicht mit irgendeiner Schlägerbande herum . . . »

Vertrauensbasis schaffen

Feibel ist dieses Desinteresse unverständlich: «Ich bin mir bewusst, dass viele Eltern gestresst sind oder auch Berührungsängste mit dem PC haben. Aber ein Minimum an Information muss sein.» Eltern, sagt Feibel, der selber vier Kinder hat, hätten nun mal eine «verdammt grosse Verantwortung»: «Und genau wie wir einem Kleinkind beibringen, zu niemandem ins Auto zu steigen, müssen wir einem chattenden Teenie ans Herz legen, nie den echten Namen, die Adresse oder die Telefonnummer anzugeben.»

Eltern, ergänzt Beate Schöning, sollten sich auch darum bemühen, eine Vertrauensbasis zwischen sich und ihren Kindern zu schaffen: «Interessieren Sie sich für das, was sie im Internet tun. Jedoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, bitte!»

Buchtipp: «Der Trick mit dem Click», Thomas Feibel, rororo, Fr. 23.50.

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