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Plakatives

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Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Bibelzitate. Im Gegenteil: Spätestens seit einer Stilistik-Vorlesung zu Beginn meines Germanistikstudiums, in der uns unser Professor die Bibel als Beispiel für guten Stil ans Herz legte, begegne ich dem Buch der Bücher schon rein aus formalen Gründen mit grossem Respekt. Als beruflich in der christlichen Bildung tätige Person fühle ich mich natürlich auch inhaltlich von den Texten des Alten und Neuen Testaments vielfältig angesprochen.

Und doch wende ich mich in der Regel peinlich berührt ab, wenn mir von einer Haus- oder Plakatwand ein Bibelspruch in grossen gelben Buchstaben auf blauem Grund entgegenleuchtet. Rational begründen kann ich diese Reaktion nur bedingt. Zum Beispiel mit meinen Überzeugungen, dass Gott oder die Bibel keine teure Plakatwerbung nötig haben, dass jeder Bibelvers in einem Kontext steht, ohne den er eigentlich gar nicht zu verstehen ist, dass es schnell problematisch wird, wenn wir die Bibel wörtlich nehmen wollen, da sie letztlich von Menschenhand in einer historischen Zeit mit einer ganz bestimmten Schreibintension verfasst wurde… Trotzdem kann ich nicht überzeugend erklären, was dagegen spricht, einem Bibelspruch auch mitten im Alltag Aufmerksamkeit zu schenken. Schliesslich bin ich durchaus der Meinung, dass die Bibel nicht nur etwas für die Sonntagspredigt oder das Büchergestell ist.

Stellen wir uns gewissermassen als Probe aufs Exempel einmal vor, wir begegnen zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit dem folgenden Vers aus dem 2. Timotheusbrief 1,7: «Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.» Die Liebe lassen wir hier weg, denn von ihr ist in Kirche und Christentum nahezu inflationär die Rede. Die drei anderen Begriffe aber – also Kraft und Besonnenheit anstatt Verzagtheit – haben durchaus etwas Alltagstaugliches: Vor allem auch deshalb, weil wir nach der schönen Übersetzung der Zürcher Bibel nicht etwa zu einer anstrengenden Selbstoptimierung aufgefordert werden. Es wird uns nicht gesagt, wir hätten doch bitte geflissentlich kräftig und besonnen zu agieren anstatt verzagt. Nein, wir erhalten die Zusage, dass uns die Gabe oder die Fähigkeit zur Kraft und zur Besonnenheit bereits geschenkt worden sind. Ich möchte vorschlagen, nutzen wir sie zum Besten von uns allen.

Franziska Grau Salvisberg ist Verantwortliche der Fachstelle Bildung der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg.
zvg

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