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Politik als lustvolles Spiel mit Weltresonanz

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Ex-Nationalrat Ernst Mühlemann sprach in Wallenried

Autor: Von MARCELWAEBER

«Vom Glück des Lebens» lautete die etwas poetische Ankündigung der siebten Wallenried-Gespräche, die von der IWPUnternehmensberatung in Düdingen ins Leben gerufen worden waren. Den Gastgebern Heinz Pfander und Erwin Waeber war es gelungen, eine illustre Figur des öffentlichen Lebens zu verpflichten: Ex-Nationalrat Ernst Mühlemann. Unorthodox, wie es seinem Naturell entspricht, verliess der FDP-Exponent bald einmal den vor mehr als einem halben Jahr abgesprochenen Gesprächspfad, nachdem er Carl Hilty zitiert hatte: «Wer glücklich sein will, muss die Herausforderungen der Zukunft rechtzeitig erkennen, annehmen und erfolgreich meistern.»

Nach dem Dezimalsystem

Mühlemann ist nicht abzusprechen, dass er die «Herausforderungen der Zukunft» – Zufall oder nicht – klar erkannt hat, quasi nach dem Dezimalsystem: Mit 20 hat er Pädagogik, Germanistik und Geschichte an den Universitäten von Zürich, Paris und Florenz studiert, mit 30 war er Primar- und Sekundarlehrer und später Leiter des Seminars in Kreuzlingen, mit 40 schuf und leitete er die SBG/UBS-Kaderschmiede Wolfsberg, mit 50 kam er in den Nationalrat, mit 60 in den Europarat und gegenwärtig, mit 70, hier und jetzt, tritt der Unermüdliche als gern gesehener Gastredner und TV-Talker auf, wo er in launiger Weise Episoden aus seinem reichhaltigen Leben zu erzählen weiss, immer angereichert mit vermeintlichen Interna. Der Bauernsohn muss, als er in jungen Jahren als Beleuchter am Zürcher Schauspielhaus jobbte und als Türsteher in einem Nachtclub arbeitete, etwas von dieser Welt mitbekommen haben. Jedenfalls gelingt es ihm immer wieder, seine Erlebnisse mit Details zu würzen, die einen Hauch von Ungehörigkeit verströmen. Ob sich die Geschichten in der letzten Konsequenz auch so zugetragen haben, bleibt offen, weil Mühlemann die Kunst der fragmentarischen Darstellung virtuos beherrscht und mit seiner Erzählweise etwaige Zweifel zu übertünchen vermag.

Vom Saulus zum Paulus

An gewissen Tatsachen jedenfalls kommt Mühlemann nicht vorbei, vor allem, wenn es um das Militär geht und er als «Kalter Krieger» apostrophiert wird. Mühlemann am Mittwochabend in Wallenried: «Ich rechnete jederzeit mit der Landung von russischen Gummibooten bei Altnau.» (Anm.: Ort am Bodensee, zwischen Kreuzlingen und Romanshorn.) Aber auch bei dieser Schilderung hatte der Brigadier a.D. den Schalk im Nacken. Vom Saulus zum Paulus wurde der eiserne Angehörige der so genannten «Stahlhelmfraktion» im Bundeshaus, als er 1983 als Mitglied einer SBG-Kadergruppe im Kreml dem damals im Westen noch unbekannten Michael Gorbatschow begegnete. Mühlemann: «Gorbatschow wird in den Geschichtsbüchern als jener Mann erscheinen, der den Kalten Krieg beendet hat.» Dass die Chemie zwischen dem Russen und dem Schweizer stimmen muss, lässt sich von der Tatsache ableiten, dass Mühlemann, wie er gegenüber den FN preisgab, in vierzehn Tagen in das oberste Gremium des Grünen Kreuzes berufen wird. Die von Gorbatschow präsidierte Institution nimmt sich weltweit der Probleme der Beseitigung von Kriegsschäden und der Sicherstellung der Wasserversorgung in den Entwicklungsländern an.

Dass Mühlemann ein zweites Mal vom Saulus zum Paulus «konvertierte», hat ebenfalls mit einer Persönlichkeit zu tun: EU-Kommissionspräsident Jacques Delors. «Er hat klar erkannt, dass Europa den technologischen Vorsprung Japans und der USA verkleinern muss, wenn der Alte Kontinent eine Zukunft haben soll.» Der Schöpfer des Binnenmarkts muss den Schweizer Aussenpolitiker tief beeindruckt haben, denn 1986 kämpfte er noch an der Seite des Rechtsfreisinnigen Otto Fischer gegen den Uno-Beitritt und gründete mit Gesinnungsgenossen die Aktion für eine Unabhängige und Neutrale Schweiz (Auns). Später mochte der Thurgauer Nationalrat das kleinkarierte, konservative und chauvinistische Gedankengut nicht mehr verbreiten und sagte sich vom Blocher-Clan los. Den Beweis dafür trat er 1992 an, als er an vorderster Front für den Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) in über 120 Reden weibelte. Mühlemann: «Meine grösste Niederlage!»

Das schwierigste Mandat

Seine erfolgreichste Zeit erlebte Mühlemann, als er sich als Präsident der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats und Vertreter der Schweiz im Europarat in Strassburg zu profilieren wusste. «Ich erhielt das schwierigste Mandat meines Lebens: die Vorbereitung der Aufnahme Russlands in den Europarat.» Der Entspannungspolitiker pendelte in der Folge zwischen Ermatingen («mein offizieller Wohnort»), Bern, Strassburg und Moskau («meine inoffiziellen Wohnorte») hin und her. Und das macht er noch heute, nur in grösseren Abständen. Der Kaukasus, Kroatien und Bosnien sind weitere Stationen, die in den letzten Jahren hinzugekommen sind. Warum machte er das? «Ich glaube an das Fatum, an das Schicksal.» Und so steckt er heute mit einer Handbewegung weg, dass er, der sehr gerne Bundesrat und Aussenminister geworden wäre, es nicht in die oberste Exekutive schaffte, «weil die Zürcher Villiger portierten». Und wie geht er, der in diesem Jahr siebzig wird, mit dem Stress um? «Indem ich mich strukturiert organisiere.» Und wie lautet das Fazit seiner bisherigen Erfolge? «Ich habe keine Berührungsängste.»

Das allein kann es nicht sein. Ein Grund ist wohl auch die Tatsache, dass Ernst Mühlemann während seiner politischen Karriere nie wirklich reale Macht besessen hat und auch nicht zum engeren Kreis der wahren Entscheidungsträger im Bundeshaus zählte. Das gab ihm eine gewisse Narrenfreiheit für unkonventionelle An- und Vorstösse, die oft mit harschen Nebengeräuschen verbunden waren. Denn Mühlemann schoss und schiesst weiterhin gern aus der Hüfte.

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