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Postkapitalismus als Performancekunst

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Mit täglichen «Revolutionen» hat Martin Schick 2011 das Bollwerk-Festival aufgemischt – so erfolgreich, dass ihn Festivalleiterin Sally de Kunst dieses Jahr erneut eingeladen und ihm eine Carte blanche offeriert hat. «Wir haben uns selber von ihm überraschen lassen», sagte sie am Dienstag bei der Programmpräsentation für das Festival, das vom 29. Juni bis zum 7. Juli stattfindet.

Der Schauspieler und Performer aus Tafers liess sich ein Projekt einfallen, das schon vor Festivalstart Aufsehen erregt: Am Freiburger Stadtberg, gleich unterhalb der entstehenden Poyabrücke, hat er ein Stück Land abgegrenzt, auf dem ab dem 11. Juni jeden Abend ein öffentlicher «Thinktank» stattfinden wird. Die gesammelten Ideen sollen in das Projekt des «weltweit ersten Instituts für angewandten Postkapitalismus» einfliessen, das Martin Schick dereinst am Stadtberg eröffnen will.

Der Künstler will die Mechanismen und das Vokabular des Kapitalismus hinterfragen und Alternativen aufzeigen. Er ruft auf zum «Crowdsourcen» und zum «Downgraden», inspiriert vom Buch «The Age of Less» des Trendforschers David Bosshart. Und er hinterfragt seine eigene Welt, die der Performance und des Theaters: Mit «Not My Piece – Postkapitalismus für Anfänger» habe er nicht irgendein weiteres Theaterstück kreieren wollen, das dann gekauft und konsumiert werde. «Ich wollte nicht dokumentieren oder erklären, sondern etwas Handfestes machen», so der 34-Jährige.

Die 80 Quadratmeter Land am Stadtberg hat er darum tatsächlich gekauft – von einem befreundeten Landwirt, mit dem er in Tafers die Schulbank gedrückt hat. Er werde alles daran setzen, so Schick, dass er hier sein Postkapitalismus-Institut eröffnen könne. Das Datum für die Eröffnung hat er bereits festgelegt: den 4. Juli 2014. Und falls es damit nicht klappen sollte? Auch das wäre für Schick kein Problem: «Das ganze Projekt bewegt sich an der Grenze zwischen Fiktion und Realität. So gesehen ist es nicht so wichtig, ob das Institut gebaut wird oder nicht, ob es Wirklichkeit wird oder am Ende ein Fantasiegebilde bleibt.»

«Retox» statt «Detox»

Für Sally de Kunst passt Martin Schicks Projekt perfekt zum Hauptthema des diesjährigen Festivals: Unter dem Motto «Retox» wolle das Belluard Bollwerk International dem allgemeinen Trend zur «Entgiftung» (Detox) den Kampf ansagen und Kunst, Kultur und Gesellschaft neu erfinden und verorten. Die internationale Jury des Festivals hat aus 350 eingereichten Wettbewerbsprojekten fünf ausgewählt, die als Eigenproduktionen zur Aufführung kommen werden: Beiträge aus Mexico City, Sydney, London, Belgrad und aus der Schweiz.

Auch das restliche Programm ist gewohnt vielseitig, mit zahlreichen Schweizer Erstaufführungen. Es bietet zeitgenössisches Kunstschaffen aus der Schweiz und aus dem Ausland, mit Theater, Tanz, Musik, Film, Installationen, Workshops und vielem mehr.

Nicht fehlen darf auch in diesem Jahr die Festivalküche Kitchain im Bollwerk. Die Küche, in der man sich bekochen lassen, aber auch selber kochen kann, ist ein Projekt aus dem Jahr 2009, das die internationale Ausstrahlung des Freiburger Festivals illustriert: Das Artefact Festival im belgischen Löwen hat die Idee für seine Ausgabe 2012 übernommen.

Infos und Programm auf der neu gestalteten Internetseite www.belluard.ch.

Martin Schick bietet «Postkapitalismus für Anfänger» und hat dafür eigens ein Stück Land am Stadtberg in Freiburg gekauft.Bild Aldo Ellena

Vorschau: Ein Stück Festival vor dem Festival

Schon vor der Eröffnung des Bollwerkfestivals 2012 am 29. Juni bieten die Organisatoren zwei Appetithäppchen: mit einer Theaterperformance von Martin Schick und Laura Kalauz heute Mittwoch und mit einem Konzert von The Notwist am 28. Juni.

Im «Cmmn Sns Prjct» (gesprochen: «Common Sense Project») von Schick/Kalauz wird die Bühne zum Marktplatz und zur Handelsbörse. Der Freiburger Martin Schick und die in Zürich wohnhafte Argentinierin Laura Kalauz loten die Zwischenräume wirtschaftlicher und sozialer Beziehungen aus. Sie verschenken Gegenstände, sie mieten sich ihr Bühnenkostüm von Leuten aus dem Publikum, sie nehmen Darlehen auf und machen am Ende das komplette Stück zur Handelsware. Die originelle Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus und der Konsumgesellschaft hat international grosse Erfolge gefeiert und ist jetzt erstmals in Freiburg zu sehen.

Die Band The Notwist hat sich nach ihrer Europa-Tournee im Januar ins Studio zurückgezogen und arbeitet an neuem Songmaterial. Das Freiburger Konzert der Indierocker aus Oberbayern ist, ebenso wie die Aufführung von Schick/Kalauz, die Frucht einer Zusammenarbeit des Bollwerkfestivals mit dem Nouveau Monde. cs

Schick/Kalauz: Mi., 30. Mai, 20.30 Uhr im Nouveau Monde im Alten Bahnhof Freiburg.The Notwist: Do., 28. Juni, 21 Uhr im Bollwerk Freiburg.

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