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«Profil entspricht Männerbiografie»

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Autor: karin aebischer

Im Hinblick auf das Wahljahr 2011 hat das Freiburger Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen (siehe Kasten) die Freiburger Frauenvertretung in den politischen Institutionen der letzten 40 Jahre untersucht. Das Resultat der 60-seitigen Studie zeigt, dass auch 40 Jahre nach der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts keine Parität herrscht. Die FN wollten von Tanja Bauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Büros für Gleichstellung, wissen, was geschehen muss, damit die Freiburger Frauenvertretung in den politischen Ämtern in Zukunft höher ausfällt.

Tanja Bauer, bei den Wahlen 2007 waren gemäss Ihrer Studie rund ein Drittel der Kandidierenden auf den nationalen, kantonalen oder kommunalen Listen des Kantons Frauen. Weshalb stellen sich nicht mehr Frauen zur Verfügung?

Einerseits werden die Parteien oft erst relativ spät aktiv und fragen Frauen in letzter Minute an und sind dann erstaunt, dass diese ablehnen. Andererseits nominieren die Parteien insbesondere für die nationalen Institutionen meistens Personen, die schon vorher kantonale oder nationale Ämter innehatten. Da dies auch vermehrt Männer sind, schlägt sich dies auf der Kandidatenliste nieder. Ein weiteres Problem kann das Kandidaten-Anforderungsprofil der Parteien sein: Es entspricht meist einer typischen Männerbiografie. Viele Frauen scheiden dabei aus, weil sie beispielsweise wegen der Familie später in die Politik eingestiegen sind und im Vergleich zu ihren Altersgenossen weniger Erfahrung mitbringen.

Was müsste sich ändern?

An der Frauenförderung ehrlich interessierte Parteien müssten ihr Anforderungsprofil überdenken und bei der Kandidatensuche ein heterogeneres Profil zulassen und gleichzeitig wichtige Posten innerhalb der Partei mit Frauen besetzen. Das käme nicht nur den Frauen, sondern auch den Parteien selbst zugute. Denn wenn sie die Frauenvertretung in den politischen Ämtern und innerhalb der Parteiführung erhöhen, widerspiegeln sie ihre Wählerschaft besser und können sie überzeugender vertreten. Es lohnt sich für die Parteien also, über ihre Strategie in Sachen Frauenförderung nachzudenken.

Sollten die Parteien eine Quote einführen?

Oft wird das Thema Gleichstellung auf das Thema Quote reduziert. Eine Quote ist jedoch kein Instrument, sondern eine Zielsetzung. Parteien können sich solche Ziele setzen, um zu überprüfen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Wird aber vor einer Wahl nur über die angestrebte Quote gesprochen, kann dies für Kandidatinnen eher hinderlich sein. Oft wollen auch gerade die Frauen keine Quote, aus Angst, auf das Frausein reduziert und als Kandidatin nicht ernst genommen zu werden. Es ist anstrengend, für eine ganze Gruppe und nicht nur für sich selbst stehen zu müssen.

Welche anderen Faktoren gilt es zu berücksichtigen, um die Wahlchancen der Frauen zu erhöhen?

Der Listenplatz und die Bekanntheit der Person sind ebenfalls entscheidend. Oft werden die Frauen erst im letzten Moment angefragt, da die Parteien meist sehr kurzfristig über diese Problematik nachdenken. Zu diesem Zeitpunkt haben die Frauen jedoch keine Chance mehr, gewählt zu werden, da die Zeit fehlt, um sie bekannt zu machen. Es ist sehr wichtig, ihnen früh genug Visibilität zu geben, damit sie sich profilieren können.

Gibt es Parteien, in denen mehr Frauen Amtsträgerinnen sind als in anderen?

Insgesamt ist das Verhältnis bei den linken Parteien besser. Das Potenzial liegt vor allem bei den bürgerlichen Parteien brach. Doch gerade diese Parteien tun sich schwer. Die wählerstärkste Partei, die CVP, hatte bei den Wahlen 2007 zwar einen Kandidatinnenanteil von 30 Prozent, unter den Gewählten waren jedoch nur 16 Prozent Frauen. Auch kann das Rollenbild der Wählenden dazu beitragen, dass es Frauen im bürgerlichen Lager eher schwieriger haben, gewählt zu werden.

Hat die Frauenmehrheit im Bundesrat einen Einfluss?

Zum einen hat es eine grosse Symbolwirkung und es wird «normal», dass Frauen wichtige politische Ämter bekleiden; zum anderen kann das Gefühl aufkommen, die Gleichstellung in der Politik sei erreicht. Das stimmt jedoch nicht, wie die Zahlen zeigen.

Wird der Frauenanteil nicht ständig höher?

Eben nicht. Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass mit der Zeit automatisch immer mehr Frauen gewählt werden: Die Freiburger Frauenvertretung ist seit 1971 nicht einfach linear besser geworden, sondern war stets Schwankungen unterworfen. Gerade in den nationalen Institutionen kennt der Frauenanteil Höhen und Tiefen. Im Ständerat nur Tiefen: Dort wurde noch nie eine Freiburgerin gewählt. Auch im Grossen Rat ist der Frauenanteil leicht zurückgegangen, vermutlich wegen der Senkung der Mandatszahl.

Welche Wahlprognose geben Sie ab?

50 Prozent Frauen-Anteil. Dies ist jedoch mehr ein Wunsch. Ich fände es schön, wenn wir bei den nächsten Wahlen nicht mehr über Gleichstellung diskutieren, sondern über Ideen, Fähigkeiten und Charisma der Kandidierenden. Und dann müssten es auch nicht exakt 50 Prozent Frauen sein. Wichtig ist, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen haben, gewählt zu werden.

«Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass mit der Zeit automatisch immer mehr Frauen gewählt werden», sagt Tanja Bauer vom Büro für Gleichstellung.Bild Corinne Aeberhard

Parteien-Umfrage: Den Männern fehlt die Zeit, den Frauen das Selbstvertrauen

Die fünf grössten Freiburger Parteien haben keine konkrete Strategie zur Frauenförderung, wie eine kurze Umfrage zeigt. «Wir versuchen einfach, möglichst viele Frauen jeden Alters anzusprechen und für eine Kandidatur zu motivieren», sagt Ursula Krattinger, Vize-Präsidentin der SP-Kantonalpartei. Frauen würden viel stärker daran zweifeln als Männer, ob sie für einen solchen Posten geeignet wären. «Leider trauen sich viele Frauen ein politisches Amt nicht zu», sagt sie. Zusätzlich zur Doppelbelastung Beruf und Familie würde ein solches Engagement bei vielen auch gar nicht mehr drinliegen.

Bei der Suche nach Kandidierenden hat Thérèse Meyer-Kaelin, Co-Präsidentin der CVP-Kantonalpartei, dieselben Erfahrungen gemacht: «Die Männer sagen oft, sie müssten schauen, ob sie genug Zeit dafür hätten. Bei den Frauen heisst es sehr oft, sie wüssten nicht, ob sie dazu fähig sind.» Um Frauen für eine Kandidatur zu überzeugen, brauche es mehr Arbeit als bei den Männern. Auf nationaler Ebene verfüge die CVP über eine Strategie zur Frauenförderung. Von dieser könne auch die Kantonalpartei profitieren.

Nur eine Frau auf der Liste

Dass die Frauenvertretung eine Schwäche ihrer Partei ist, gibt SVP-Kantonalpräsidentin Gilberte Demont offen zu. «Wir haben aber bereits grosse Fortschritte gemacht.» Dass für die SVP nur eine Frau auf der Nationalratsliste steht – nämlich sie selbst –, bedauert sie.

Die CSP habe sich schon immer ernsthaft um genügend Frauenpräsenz auf ihren Listen bemüht, sagt Kantonalpräsident Philippe Wandeler. Die Partei biete den Frauen auch die Plattform, um sich den Wählern zu präsentieren. «Die letzten vier CSP-Gemeinderatsmitglieder der Stadt Freiburg waren Frauen», so Wandeler. Doch auch er hat die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer ganz einfach ist, genügend Frauen auf den Listen zu haben. «Es kommt stark auf deren familiäre Situation an.»

Eine Frauen-Quote hat auch die FDP Freiburg keine festgelegt, erklärt Kantonalpräsident Jean-Pierre Thürler. Die Partei sei jedoch immer darauf bedacht, auf den Listen aller Stufen genügend Frauen präsentieren zu können.ak

Büro für Gleichstellung: Nach den Wahlen folgt die Analyse

Auch in diesem Jahr wird das kantonale «Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen» die Wahlresultate auswerten. Erst nach den Wahlen vom November werden auch die Gemeinderatswahlen vom März 2011 analysiert. «Vorher werden wir noch eine Aktion zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema durchführen», sagt Tanja Bauer. Ein voller Erfolg seien die Aktionstage im vergangenen Jahr gewesen. Der Anlass dazu war das Frauen-Präsidium des Grossen Rates. Auch dieses Jahr fanden Anlässe zur 40-Jahr-Feier des Frauenstimm- und -wahlrechts statt. Zudem unterhält das GFB ein Gleichstellungsnetzwerk, das allen Interessierten gratis offen steht. Mitglieder werden mindestens ein Mal pro Jahr zu einer Veranstaltung zur Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann eingeladen.

Das Ziel des vom Staat eingesetzten Büros ist es unter anderem, die Parteien und die Bevölkerung auf dieses Thema aufmerksam zu machen, zu informieren und Hilfeleistung zu geben. Vor Ort und auf dem Internet sind zahlreiche Broschüren erhältlich. ak

www.bef-bgf.ch

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