Als erster Kanton hat sich Freiburg auf Initiative des Kantonsgerichts am «Europäischen Tag der Ziviljustiz» beteiligt, der am Samstag begangen wurde. Um den Besuch möglichst anschaulich zu gestalten, wurde an den Bezirksgerichten ein fiktiver Prozess konkret mit richtigen Richtern und Anwälten durchgespielt. Am Freitag hatten Schülerinnen und Schüler der OS Gelegenheit, sich direkt zu beteiligen und die Zivilpartei zu spielen (siehe nebenstehenden Bericht). Rund 20 Klassen haben sich daran beteiligt. Beim Besuch der Öffentlichkeit am Samstag wurden Laienschauspieler eingesetzt.
Am Kantonsgericht am Samstagvormittag standen neben einer kurzen Führung Kurzreferate im Mittelpunkt. Die Kantonsrichter Pierre Corboz und Roland Henninger gingen dabei auf die Bedeutung des Zivilrechts, Organisation und Ablauf von Zivilprozessen ein. Sie machten dabei darauf aufmerksam, dass das Zivilrecht in der Öffentlichkeit viel weniger wahrgenommen wird als das Strafrecht, obwohl es im täglichen Leben allgegenwärtig ist. Das direkte Gespräch erlaubte die Klärung zahlreicher konkreter Fragen. Ein Anwalt und eine Notarin stellten im Kontext die Bedeutung ihrer Berufe vor.
In einer Pressemitteilung vom Samstag zieht das Kantonsgericht eine positive Bilanz dieses erstmaligen Experiments. Besucherinnen und Besucher hätten in einer entspannten Atmosphäre zahlreiche Fragen gestellt und hätten damit in den Augen des Kantonsgerichtes gezeigt, dass sich das Zugehen auf das Publikum gelohnt hat. «Zahlreiche Besucher haben mit Überraschung eine Justiz entdeckt, die sich vor der in den Medien viel präsenteren Strafjustiz unterscheidet», heisst es in der Medienmitteilung. «Sie konnten feststellen, dass die Ziviljustiz nicht in erster Linie ein Urteil zu fällen sucht, sondern vielmehr die Verständigung zwischen den Streitparteien anstrebt», wird weiter unterstrichen.
