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«Quartier ist viel besser als sein Ruf»

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«Quartier ist viel besser als sein Ruf»

Autor: Nicole Jegerlehner (Text ) UND Charles Ellena (Bilder)

Die beiden ziehen die blaue Allwetterjacke mit dem leuchtenden Schriftzug Police über und setzen das Käppi auf. Sie schliessen die Tür des Polizeipostens im Schönbergquartier an der Mon-Repos-Strasse ab und schieben an der Wand beim Eingang das Täfelchen um: «Zurzeit abwesend», steht da nun. Die Beamten seien aber über die notierte Telefonnummer oder über die Gegensprechanlage erreichbar. Dann machen sie sich auf den Weg: Markus Boschung, Chef der bürgernahen Polizei im Quartier Schönberg, und Severin Cotting, seit neun Jahren Polizist im Quartier.

«Wie alle Polizisten»

Die beiden schreiten auf ihrer Fusspatrouille kräftig aus. Funkgerät, Schlagstock und Pistole tragen sie am Gurt. «Wir sind gleich ausgebildet und gleich ausgerüstet wie alle anderen Polizisten», sagt der Jauner Boschung. Er hat zwölf Jahre bei der Spezialeinheit für besondere Einsätze Grif gearbeitet – wo Tag und Nacht viel los war. «Als bürgernaher Polizist habe ich ganz andere Aufgaben», sagt Boschung. Nun stehen nicht mehr Interventionen und Festnahmen im Vordergrund: «Hier suchen wir das Gespräch und handeln Lösungsansätze aus.» Trotzdem: Auch die bürgernahe Polizei zeige wenn nötig Leute an.

Auf dem Weg zum Restaurant Trocadero entdecken die beiden Polizisten ein neues Graffiti: «Bershow» steht an der Wand. «Das ist Schönberg rückwärts – das waren Jugendliche aus dem Quartier», sagt Boschung. «Die Identität mit dem Quartier ist sehr gross.»

«Rufen Sie uns ruhig an»

Boschung und Cotting begrüssen den neuen Wirt im «Trocadero», plaudern mit ihm über sein Konzept, wie er mit den langjährigen Stammgästen umgehen will, über die Geschäfte. Dann tauschen sie Visitenkarten aus. «Rufen Sie uns ruhig an, wenn Sie eine Frage oder ein Problem haben.» Zeit für den angebotenen Kaffee bleibt nicht, die Polizisten gehen weiter.

«Die Leute im Quartier sollen uns kennen», sagt Boschung. Darum gebe er immer seine Visitenkarte ab. Die beiden Polizisten überqueren einen Parkplatz vor Wohnblocks. «Auf solchen Parkplätzen gibts immer wieder Probleme mit Autos, die wochenlang dastehen, ohne Nummernschilder.» Auch da hilft die bürgernahe Polizei weiter.

«Besser als sein Ruf»

Der Himmel ist grau, die Luft feucht; bald fällt wieder Schnee. Die Strassen und Plätze sind leer. «Im Sommer hats hier immer viele Leute draussen, die zusammen diskutieren und festen», sagt Boschung. «Die Fusspatrouillen werden da gut aufgenommen.» Zu Aggressivitäten komme es eigentlich fast nur, wenn sie eine Gruppe Jugendlicher kontrollieren und jemanden anhalten müssten. «Da kann es schon mal vorkommen, dass wir angespuckt werden.» Das sei aber überall so, sagt Boschung: «Das liegt nicht am Schönberg, das Quartier ist viel besser als sein Ruf.» Das zeigen auch die Zahlen: Im Quartier mit seinen knapp 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern aus 98 verschiedenen Nationen werden nicht mehr Delikte begangen als in anderen Quartieren Freiburgs.

Die Fusspatrouille kommt beim Schulhaus Heitera vorbei. Die Heiterastrasse wird bald zur Einbahnstrasse mit Tempo 30. «Wir sind hier oft bei Schulbeginn und bei Schulschluss präsent», sagt Boschung. Dabei sehe er, dass es vor allem Eltern seien, die auf der engen Strasse aufs Gaspedal drückten: «Sie laden ihre Kinder ab und wollen weiter – und denken nicht an die Verkehrssicherheit.»

Bei einem Block in der Vieux-Chêne-Strasse suchen Cotting und Boschung für die Fremdenpolizei einen Namen – erst bei den Klingeln, dann auf den Briefkästen. Vielerorts sind die Namen auf Klebstreifen hingekritzelt, teilweise sind sie kaum mehr lesbar. «So ist es schwierig, jemanden zu finden», sagt Cotting. Der gesuchte Name steht nirgends. «Ich werde noch den Abwart fragen, die wissen immer am besten, wer wo wohnt oder ausgezogen ist», sagt Cotting.

Die beiden Polizisten steigen noch schnell die Kellertreppe hinunter. «Hier gab es erst gerade eine Klage, weil Jugendliche, die hier gerappt haben, die Kellertüren kaputt gemacht haben», sagt Boschung. Ab und zu träfen sie auch kiffende Jugendliche an. «Wir verzeigen sie und informieren ihre Eltern, damit diese davon wissen», sagt Boschung. «Viele Jugendliche verharmlosen den Cannabiskonsum, dabei haben sie auch das Rauchen und das Trinken nicht im Griff.»

«Der Angelpunkt»

Die Beamten schauen noch bei einem Kebap-Laden vorbei. Der Mann hinter der Theke reagiert sehr reserviert. Die Polizisten sind schnell wieder draussen. «Man muss spüren, wann der Zeitpunkt für ein Gespräch geeignet ist», sagt Boschung. Er zeigt auf den grossen Barthélemy-Kreisel: «Das ist der Angelpunkt des Quartiers.» Hier markieren die Polizisten immer wieder Präsenz – und beruhigen alleine damit den Verkehr. Und manchmal stehen die Beamten bei der Bushaltestelle und schauen, ob da jemand aussteigt, nach dem gefahndet wird – was immer wieder passiert.

Ein alter Mann grüsst die Polizisten auf Französisch. «Auch wenn das nicht für alle Leute hier gelten mag: Ich freue mich, Sie zu sehen», sagt er. Sie wechseln noch einige Worte, dann geht der Mann weiter.

Cotting und Boschung machen sich auf den Rückweg zum Polizeiposten. Als sie die Türe aufschliessen, verdecken sie das gelbe Schild. Der Posten ist wieder besetzt.

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