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Rastlose Eisenkreaturen

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Rastlose Eisenkreaturen

Jwan Luginbühl im Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle

Seltsame Figuren und Kreaturen bevölkern derzeit den Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle in Freiburg. Neben den neuesten – ruhe- und rastlosen – Wesen sind auch Anfangsstücke von Jwan Luginbühl zu sehen.

Von RUTH SCHMIDHOFER HAGEN

Das familiäre Umfeld und der Freundeskreis seiner Eltern – geprägt von Künstlerpersönlichkeiten wie Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle und Daniel Spoerri – schufen für Jwan Luginbühl den idealen Rahmen für die Entfaltung seines Talents. Von seiner Mutter Ursi Luginbühl lernte er das Töpferhandwerk. Die Werke seines Vaters Bernhard Luginbühl führten ihm die skulpturale Beschaffenheit des Eisens vor Augen und von Jean Tinguely wurde er in die Welt der sich bewegenden Kunst eingeführt.

Leise, leicht und fein

Jwan Luginbühl hat sich – das unterstreicht die aktuelle Ausstellung – eine ganz eigene Welt geschaffen. So behäbig und schwer die Skulpturen seines Vaters wirken, so leicht und fein sind die seinen, und die akustische Präsenz der Arbeiten von Jean Tinguely wird bei Jwan Luginbühl in leises Klappern und dezentes Kettenrasseln übersetzt. Sie heissen Doppelkopf, Glotzer, Beisser, Bronco, Irokese, Aufpasser, Wächter oder Massai – ein Grossteil seiner Skulpturen trägt menschliche oder tierische Züge und Titel.

Jwan Luginbühl hat anfangs der 80er Jahre eine Reihe Keramikmonster geschaffen, um sich dann vergleichsweise kleinen Eisenplastiken zuzuwenden. «Doch damit ist es jetzt auch vorbei. Ich habe den Schritt hin zu den grossen Skulpturen und zu weniger figürlichen Stücken gemacht.» Es brauche viel Mut, sich einer neuen Ausdrucksweise hinzuwenden, erklärt der Künstler. Er würde sich beispielsweise schon seit geraumer Zeit für die Arbeit mit Holz interessieren, «aber jetzt und in der nächsten Zeit bleibe ich bei den grossen beweglichen Eisenplastiken», erklärt er.

So komplex wie ein Uhrwerk

Die Skulpturen von Jwan Luginbühl sind elektromagnetisch angetrieben. Während bei Jean Tinguely die Mechanik und der Antrieb Teil des Kunstwerks waren, versteckt Jwan Luginbühl diese im Sockel der Skulpturen. «Ich will, dass sich die Stücke wie von selbst bewegen», erklärt er und fährt fort: «Der Stillstand ist nur die Grundform der Skulptur, das eigentliche Kunstwerk entsteht erst durch die Bewegung.»

Auf die Frage, wie er diese ausgeklügelten, einem Uhrwerk ähnlichen Systeme entwickelt, meint er bescheiden: «Es ist ein Ausprobieren und manchmal auch ein «Bricolieren». Oft geht es nur um wenige Gramm oder Milligramm, damit die Bewegung der Skulpturen im Gleichgewicht ist. Manchmal ist dann das Einfachste auch das Beste.» Seine Arbeiten basieren auf dem Gleichgewicht; nur so sind die sanften, rhythmischen Bewegungen als Folge mehrerer Kettenreaktionen realisierbar.

Die Einzelteile für seine Skulpturen fertigt Jwan Luginbühl selbst aus neuem Blech, welches anschliessend patiniert wird. Eine Figur entsteht langsam, von unten nach oben. Dabei bestimmt weitgehend die Suche nach dem Gleichgewicht die Wahl der Elemente und die Form. Die Titel werden erst am Schluss gegeben, meist sind es Assoziationen des Künstlers.

Zeichnen als Zeitvertreib

Jwan Luginbühl zeigt in der Ausstellung im Espace Tinguely zwar auch Zeichnungen und Skizzen, sie sind jedoch nur in beschränktem Masse als Werkskizzen zu verstehen. «Zeichnen ist für mich Spass und Zeitvertreib.» Jwan Luginbühl zeichnet beispielsweise auf Reisen oder um sich von der Arbeit mit den schweren Materialien zu erholen.

Herausforderung Künstlerfamilie

Jwan Luginbühl war schon in frühen Jahren Assistent bei seinem Vater Bernhard Luginbühl und bei seinem Patenonkel Jean Tinguely. Zusammen haben sie verschiedene Projekte realisiert. Auch heute hilft man sich in der Familie Luginbühl gegenseitig. «Wir – Brutus, Basil, Eva und ich – arbeiten immer wieder auch mit unserem Vater zusammen. Doch nach einer gewissen Zeit der Gemeinsamkeit müssen wir auch wieder eigene Wege gehen.»

Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle, Murtengasse 2, Freiburg. Bis 17. August. Öffnungszeiten: Mi.-So. 11-18 Uhr; Do. 11-20 Uhr.

Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog erschienen.
Biografie

1963 geboren, aufgewachsen in Mötschwil;

1978 vierjährige Lehre als Elektromonteur, erste Tonfiguren;

1982/83 Mitarbeit am «Monstre de Milly» von Jean Tinguely;

1984 Assistent von Bernhard Luginbühl, eigene Arbeiten in Ton;

1985 mit Daniel Spoerri in Berlin;

1986 eigenes Atelier in Saurehorn, Eisenfiguren;

1989 Mitarbeit bei der Luginbühl-Ausstellung in Bern;

1990 mit Jean Tinguely in Moskau;

1991/94/96 Projekte mit Berhard, Basil, Ursi und Brutus Luginbühl;

ab 1997 mehrere eigene Projekte in Kloten, Schinznach, Bern, Gurten, Luzern;

2000 Mitarbeit im Luginbühl Stiftungspark. FN

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