Islamwissenschaftlerin Petra Bleisch kann der These von Arnaud Dotézac nicht zustimmen. «Gerade in der Schweiz stammen die meisten Muslime aus säkularisierten Staaten. Diese stehen zum Rechtsstaat», sagt sie auf Anfrage den FN. «Die Scharia steht nicht über dem Schweizer Recht. Es gibt etwa einen Gesetzestext, der die Gläubigen verpflichtet, die Verträge mit dem Gastland einzuhalten. Dazu reicht es, eine Aufenthaltsbewilligung zu besitzen», erklärt Bleisch. Sie vergleicht den Vorwurf des übergeordneten göttlichen Rechts mit der Situation der Katholiken im 19. Jahrhundert: «Damals hiess es auch, für die Katholiken wäre die Meinung Roms wichtiger als die Gesetze des Staats, in dem sie leben», sagt Bleisch. «Das ist vorbei.» Genauso sei es bei den Muslimen: «Es mag Gruppen geben, die stärker Kontrolle ausüben. Das sind aber höchstens Ausnahmefälle.» pj
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