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Richtiger Rutsch – falsche Herkunft

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Im Internet findet man Dutzende von Angaben, guter Rutsch komme von hebräisch rosch ha-schanà, wörtlich «Kopf (Anfang) des Jahres». Die Redensart sei übers Jiddische ins Deutsche gekommen. Auch der Chefredaktor der NZZ am Sonntag hat dies an Silvester behauptet.

Viele Ausdrücke aus Rotwelsch oder Jiddisch haben es in unsere Umgangssprache geschafft, Polente, Schmier oder Polyp für «Polizist», Kies, Moos oder Mammon für «Geld», Kohldampf für «Hunger».

Aber wie könnte der lautliche Weg von rosch ha-schanà zu guten Rutsch geführt haben? Ich finde nichts Brauchbares. Als Begründung, dass die jiddische Herleitung stimmen muss, heisst es oft nur: Sie steht für das sonst sinnlose «guten Rutsch!».

Sinnlos? Vielleicht aus heutiger Sicht. Aber Sprachwissenschaftler haben schon um 1800 den Gebrauch von rutschen für «reisen» aufgeführt. Guter Rutsch für «gute Reise» war in norddeutschen Dialekten verbreitet. Das Einzelwort Rutsch für «Reise, Ausflug, Spazierfahrt» veraltete und verschwand wieder. Aber die Redewendung blieb. Vor dem Jahreswechsel wünscht man seither guten Rutsch, sozusagen «eine gute Reise ins neue Jahr».

Was lernen wir daraus? 1. Auch Chefredaktoren sollten dem Internet nicht unbesehen trauen.

2. Auf guten Rutsch freuen wir uns, aber nur bis zur Silvesternacht. Wünsche ich Ihnen das heute, bin ich zu spät.

3. Aber wir könnten den deutschen Ausdruck spielerisch einsenslern: Rütschet guet oder mit alten Sensler Wörtern: zyblet guet, gälet. (chs)


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