Rollt bald ein Greyhound-Bus durch Murten?

Der Murtner Thomas Aebischer verfolgt ein Mammutprojekt: Er will einen Greyhound-Bus aus dem Jahr 1948 wieder auf die Strasse bringen. Eine Machbarkeitsstudie soll zeigen, in welchem Rahmen eine Restaurierung möglich ist. 

Normalerweise befördert Thomas Aebischer als Kapitän des Solarboots d’Grandfey seine Passagiere über den Schiffenensee und entlang der Schlösser, die es am Seeufer zu bestaunen gibt. Auf einer eigenhändig vorgenommenen Erkundungstour entdeckte der Schiffsführer eines Tages einen aussergewöhnlichen Schatz: Im Hof des mittelalterlichen Schlosses Petit-Vivy fand er einen Silverside-Greyhound-Bus aus dem Jahr 1948. Thomas Aebischer war sofort klar, dass dieses Schmuckstück wieder auf die Strasse gehört.

Nun plant der Pensionär die Restaurierung des Busses. Für die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts rief der ehemalige SBB-Angestellte den Verein Greyhoundbus.ch ins Leben. «Mein Ziel ist es, nicht nur den Bus auf die Strasse zu bringen, sondern auch etwas von der Geschichte zu erzählen», sagt Thomas Aebischer im Gespräch mit den FN.

Der aus den USA stammende Greyhound-Bus war das letzte Modell von Wagen mit V-Antrieb, die 1948 von der General Motors Truck and Coach Division hergestellt wurden. In den USA verkehrte der Bus bis 1984 in elf Bundesstaaten, von Kalifornien bis Washington. Zuletzt war der Silverside – eine Anspielung auf die geriffelte Aluminiumverkleidung an den Seiten – in Zürich zugelassen und diente als Ausstellungsbus. «Der Bus ist in einem guten Zustand. Der Originalmotor läuft heute noch», erzählt Thomas Aebischer, während er in der Originalbedienungsanleitung von 1948 blättert.

Nun soll das silberblaue Schmuckstück mit einem umweltfreundlichen Elektroantrieb ausgerüstet und vielseitig eingesetzt werden. So soll der Bus für Ausflugsfahrten zum Einsatz kommen und für Events aller Art. Schon jetzt gebe es Anfragen, unter anderem für eine mehrtägige Fahrt ins Elsass und für eine temporäre Ausstellung der Produkte eines Modelabels aus Meyriez. Auch eine Band, die amerikanische Lieder spielt, sei interessiert an der Nutzung des Busses.

Machbarkeitsstudie ist entscheidend 

Bevor es allerdings so weit ist, muss der amerikanische Riese auf Herz und Nieren geprüft werden. Dafür hat Thomas Aebischer mit der Firma Interbus aus Kerzers und der Durot Electric GmbH aus Mörschwil zwei wichtige Verbündete gewonnen. Gemeinsam sollen die Mobilitätsexperten nun eine Machbarkeitsstudie erstellen, um die Umsetzung der Restaurierung zu evaluieren und dem ganzen Projekt ein Preisschild zu geben. Dabei kalkuliert Thomas Aebischer schon jetzt mit bis zu einer halben Million Franken.

Mit seinem gemeinnützigen Verein Greyhoundbus.ch wirbt Thomas Aebischer für Unterstützer des Projekts. Während die Statuten aufgesetzt sind, sucht der Gründer nach weiteren Vorstandsmitgliedern, die das Projekt fördern möchten. Interessierte können sich auf der Homepage des Vereins um eine Mitgliedschaft bewerben. Auch auf den sozialen Netzwerken ist der Verein aktiv. Wer den Motor des Greyhound-Busses einmal sehen und hören will, kann den Youtube-Kanal des Vereins aufrufen. «Der Fokus lieg darauf, den Motor umweltfreundlich umzurüsten», sagt Thomas Aebischer. «Dann ist auch die Chance grösser, Sponsoren zu gewinnen.» Aebischer ist überzeugt, dass er die Finanzierung für die Restaurierung aufstellen kann.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – auch wenn der Weg aussergewöhnlich ist.

Thomas Aebischer

In einem nächsten Schritt soll der Bus nach Kerzers überführt werden. Für die Unterbringung des Silverside ist Thomas Aebischer noch auf der Suche nach einer geeigneten Halle. «Wenn wir den Bus zu seinem 75-Jahr-Jubiläum wieder auf die Strasse bringen könnten, wäre das der Hammer», sagt Thomas Aebischer leidenschaftlich. «Deshalb gebe ich jetzt Gas.» Das Jubiläumsjahr ist 2023.

Mehr Informationen zu dem Projekt sind unter www.greyhoundbus.ch erhältlich.