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Rund 800 Jahre Stadtgeschichte zwischen 18 Löchern

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Claude Longchamp ist nicht nur der Hauspolitologe des Schweizer Fernsehens, er ist auch Historiker. Und Stadtwanderer. Und Blogger. Und gebürtiger Freiburger. Und neuerdings auch Stadtgolfer. Er hat darüber nachgedacht, wie er diese verschiedenen Hüte zusammenbringen kann. Die Lösung: Longchamp will ab nächstem Frühling Interessierten eine Tour durch seine Stadt Freiburg anbieten, entlang der Route des Stadtgolfes und angereichert mit allerhand historischen Erklärungen über die Stadt und ihre politische Entwicklung.

 

 An diesem Tag ist ohnehin der traditionelle Geschäftsausflug seines Forschungsinstituts GFS Bern vorgesehen gewesen. Longchamp verbindet diesen kurzerhand mit seinem noch nicht bis ins letzte Detail durchgeplanten Projekt und macht einen «Probelauf» im engeren Sinn des Wortes. Das Ziel: «Ich will Unterhaltung und Sport mit Kopfarbeit verbinden», erklärte er seine Absicht. Denn nur Bälle in Löcher schlagend durch eine Stadt zu gehen, das liegt ihm nicht: «Ich kann nicht in eine Altstadt gehen, ohne sie anzuschauen», sagt der Wissenschaftler.

 

 Das Team fasst im Equilibre die Golfschläger. Es beginnt seine Tour der besonderen Art auf der Schützenmatte. Die ersten Schläge sind noch verhalten, und die Bälle landen zum Teil weit weg vom Ziel entfernt. Nicht selten brauchen die Politologen die vorgeschriebene maximale Anzahl von Schlägen pro Loch. Doch mit dem Verlauf des Tages wird auch die Treffsicherheit der Wandernden steigen. Er sei selber nicht der grosse Golfer und habe zuerst Respekt vor dem Stadtgolfen gehabt, räumt Longchamp ein, doch es sei verwandt mit Minigolf, und dieses spiele er gut. Dennoch: Es sehe alles so einfach aus und sei doch «brutal schwierig» – nur schon, beim Abschlag den Ball zu treffen.

 

Die Alpenstrasse hinunter geht es zum Rathaus. An dessen Grundfesten, auf einer Terrasse bei einem altertümlich wirkenden öffentlichen WC, machte Longchamp den ersten geschichtlichen Unterbruch. Er entführt seine Angestellten im Geist zurück ins 12. Jahrhundert. In eine Zeit, als im Gebiet links und rechts der Saane ein sumpfiges Weide- und Ödland – in der alten Sprache «Üechtland» – vorherrschte und Schafe die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung stellten. Dazwischen waren viele Wälder. Und zwei Sprachkulturen, die zusammentrafen: die burgundische und die alemannische. Die Region war Teil eines Gebietes, welches das schwäbische Adelsgeschlecht der Zähringer vom Kaiser zur Entwicklung erhalten hatte. Ihr Familiensitz war in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Die Herzöge der Zähringer gründeten entlang der Hauptverkehrsachse von Süddeutschland Richtung Südwesten viele Städte, erstellten Strassen und bauten ihre Herrschaft über die Region aus.

 

 Eine dieser Gründungen war im Jahr 1157 «Fribor», ein kleiner Stadtstaat am Rande des Einflussbereiches der Familie. Sie übertrug dabei die Regelungen, welche in Freiburg im Breisgau bestanden, auf ihre neue Herrschaft. Wer in diese Stadt zog, wurde unabhängig von seinem Status ein freier Bürger. Die Herren der Stadt errichteten eine Burg mit einer Häuserzeile, ein «Burgum», welche sich über eine Hügelzunge erstreckte. Ein Prinzip übrigens, das die Zähringer auch bei anderen Stadtgründungen praktizierten. Longchamp verwies auf die Ähnlichkeit zwischen Murten und Freiburg, aber auch zu Bern, dem späteren langjährigen politischen Rivalen.

 

 Longchamp geht nicht nur auf die Stadtgründung ein, sondern auch auf die spätere Entwicklung der neuen Siedlung in der mittelalterlichen Auseinandersetzung zwischen weltlicher und kirchlicher Machtpolitik. So erzählt er die Geschichte des Streites der Zähringer mit dem Bischof von Lausanne. Bernhard von Clairvaux, einer der bedeutendsten Geistlichen seiner Zeit, vermittelte und erklärte das Gebiet in der Mitte zu einer Art Friedenszone, die von seinem Orden, den Zisterziensern, kontrolliert werden sollte. Dafür erbauten diese 1132 das Kloster Altenryf (Hauterive).

 

 Dann ziehen die golfenden Stadtwanderer weiter durch das moderne Freiburg und seine mitunter avantgardistischen Bauten. «Das ist nicht mehr das Freiburg, das ich kenne», murmelt Longchamp, dessen Familie kurz nach seiner Einschulung weggezogen ist, mit festem Schritt vorausmarschierend. Und er meint dies sowohl auf die vielen Neubauten bezogen als auch auf die politische Wende, die er natürlich genau mitverfolgt. «Die Stadt ist urbaner geworden», sagt der Wissenschaftler. Doch das ist keine neue Entwicklung: Im 13. bis 14. Jahrhundert dehnte sich Freiburg als regionales Zentrum stark aus, in alle Richtungen. Ein angenehmes Klima liess die Bevölkerung stark anwachsen, auch, weil die Landwirtschaft Überschuss produzieren konnte. Freiburg war damals ein mächtiger Akteur der Handels- und Interessenspolitik des Spätmittelalters. Der Stadtstaat lag dabei nicht selten im konfliktreichen Grenzland verschiedener Mächte. Die Lage ermöglichte ihm aber nicht selten auch eine gewisse Autonomie.

 

 Bei den Löchern im nassen Gras beim Neustadt-Schulhaus und unter der St.-Johann-Brücke zeigt sich, dass für die Tour imprägniertes Schuhwerk ein guter Rat ist. Fünf Mal wolle er seine besondere Wanderung durchführen, sinniert Longchamp, an festen Daten, aus praktischen Gründen am Samstag – denn die Gruppe wird rund sieben Stunden unterwegs sein. Bei der Johanniter-Komturei blickt die Gruppe noch einmal zurück und hinauf. Longchamp erläutert die Ausbreitung der Stadt Richtung Umland und ihre Rolle im aussenpolitischen Ringen der Mächte rund herum. Er spricht über die Zähringer, deren Nachfolger die Kyburger, die Savoyer und die Habsburger. Longchamp zeigt auf, dass Freiburg gemäss neuerer Forschung Teil einer Ur-Schweiz war. Denn im Rahmen des Machtzerfalls im Zentrum des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation versuchte Freiburg um 1240 Beistandsbündnisse mit anderen Städten zu schliessen, um die Rechtssicherheit zu gewährleisten. Zuerst mit Avenches, dann auch mit Murten und anderen Orten. Dieser–wenn auch kurzzeitige–Landfrieden sei der Vorläufer einer «Eidgenossenschaft». Nach den Burgunderkriegen wurde Freiburg in deren Kreis aufgenommen. Ab dem 15. und 16. Jahrhundert nimmt der heutige Kanton seine Form an.

 

 Alle Mächtigen hinterliessen ihre Spuren in der Stadt, erklärt Longchamp später mit Blick auf die Unterstadt. So spielten die Orden eine wichtige Rolle in der Besiedlung der neu entwickelten Gebiete unterhalb der Burg. Die Abteien der Zisterzienserinnen in der Magerau, der Johanniter und der Augustiner entstanden fast zur gleichen Zeit um 1254 und prägten die Besiedlung der Unterstadt. Das nördlich vom zentralen Burgquartier gelegene Kloster der Franziskaner strukturierte ebenfalls seine Umgebung. Und fast alle Klöster aus der Gründerzeit der Stadt existieren noch, betont der Historiker. «Wenn man von Bern her kommt, ist man überrascht von der hohen Zahl der Klöster in der Stadt.» Nicht selten waren sie auch eng mit der weltlichen Herrschaft über Freiburg und sein Umland verbunden. So waren die Franziskaner die eigentlichen Verwalter der Stadt im Namen der adeligen Herren.

 

 Die Schläge gelingen der Gruppe mit der Zeit immer besser und genauer. Gegen Schluss hin hat sie auch den Ablauf besser im Griff und schlägt rascher, so dass sie schneller von Loch zu Loch kommt. Rund vier Stunden brauche man plangemäss für die 18 Löcher, sagt Longchamp, er habe jedoch viel länger gebraucht. Man müsse sich für die 18-Loch-Variante genug Zeit einrechnen bis zum Ziel, das wieder oben beim alten Bürgerspital liegt. Gegen 16.30 erreicht es die Gruppe. Longchamps Fazit aus seinem ersten «Probelauf»: «In Freiburg geht es stärker auf und ab, als man als Besucher annimmt.» Das Team war recht geschafft, als es am Ziel ankam. «Und sie hatten am folgenden Tag Muskelkater vom Treppengehen. Ich werde die Ansprüche reduzieren müssen.» Er will aber am Grundkonzept festhalten.

Informationen über die Freiburger Stadtgolfwanderung von Claude Longchamp werden, sobald vorhanden, auf seinem Blog www.stadtwanderer.net erhältlich sein.

Stadtgolf in Freiburg ist eine Herausforderung für Körper und Geist. Die sportlich-historische Tour beginnt auf der Schützenmatte. 

Ich will Unterhaltung und Sport mit Kopfarbeit verbinden.

Claude Longchamp

Stadtwanderer

Zur Person

Claude Longchamp, Historiker und Politologe

Claude Longchamp wurde 1957 in Freiburg geboren. Er wuchs in Basel und im Aargau auf. Er hat sich auf Wahl- und Abstimmungsforschung spezialisiert und analysiert seit 1987 die Schweizer Politik für das Schweizer Fernsehen und Radio. Longchamp war und ist unter anderem an den Universitäten von Bern, Zürich, St. Gallen und Freiburg tätig. Seit 2004 führt er das Forschungsinstitut GFS Bern, zuerst als Direktor, seit 2009 als Verwaltungsratspräsident.fca

 

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