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Samichlous, du lieba Maa

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 (Achtung: Dies ist kein Text für Kinder!)

Morgen kommt er wieder. Der liebe, gute, alte Samichlous bringt uns spanische Nüsse, höhlengereifte Mandarinen und Schokoladentaler aus der Migros. An allen Ecken ist er wieder anzutreffen: ausgestopft hinter Schaufenstern, in den Turnhallen und Schulzimmern, in den Warenhäusern, Bahnhöfen, Grossraumbüros, Einkaufszentren und Déchetterien, auf offenen und geschlossenen Strassen, in Dörfern, Weilern und Städten, humpelnd, reitend oder hängend am Balkon.

Nie stehen sich die Frömmler, die Gelegenheitschristen und die Heiden aus der Agglo so nahe wie bei «la Saint-Nicolas». Völkerverbindend, sprachenübergreifend, ein Brückenbauer, ein wahrer Vorzeigefreiburger! Mein Onkel Pius findet noch heute, es habe am Cortège mehr Leute als damals, neunzehnhundert irgendwas, nach dem Krieg auf jeden Fall, als der Papst in Freiburg zu Besuch war. Ich freue mich. Vor allem freue ich mich für die Kleinsten unter uns. Es ist einfach zuckersüss mitanzusehen, wenn die kleinen Knöpfe völlig aufgeregt vor dem Santiklaus stehen und irgendein dadaistisches Kindergarten-Verslein hervorstammeln. Und wie sie dann strahlen, wenn sie ein Geschenklein vom roten Mann mit dem weissen Bart und der zerquetschten Rebroff-Stimme bekommen – ein Strahlen wie in Mühlebergs besten Zeiten. Das lässt alles Leiden in der Kälte oder im Wohnzimmer vergessen.

Trotz aller Freude–bleiben wir ehrlich. Wenn es um den St. Niklaus geht, lügen wir unseren Kindern schamlos das Blaue vom Himmel. «Aber sicher ist der echt! Der schminkt sich einfach gerne und liebt es, sich Watte ins Gesicht zu kleben» oder «Ehrenwort: wirklich absolut niemand weiss, wo der Samichlous lebt – ausser Mami, denn sie geht mit ihm ja jede Woche ins Yoga!!!».

Wer in sein Gewand schlüpft, wird zum lieben Freund–der nervige Nachbar, Onkel Marlboro, der Säufer oder der Chef, einfach alle (ausser der Yoga-Affe). Dem heiligen St. Nikolaus haftet ausschliesslich Positives an. Was man von seinem Begleiter leider nicht sagen kann. Bei uns in der Schweiz nennt man ihn «Schmutzli». Seinen Ursprung hat dieser aber nicht im armen, aus dem Dorf gemobbten schwarzen Holzfäller, den der Niklaus – barmherzig wie er ist – begnadigt und als Sackträger einsetzt (siehe diverse Kinderbücher). Bullshit. Anderswo nennt man ihn Knecht Ruprecht, Hans Muff, Pelzebock oder Beelzebub. Geht ein Licht auf? Der Santinigginäggi nimmt seinen Gegenspieler zu uns in die Stube – oder umgekehrt.

 Ich weiss, wovon ich rede. Erstens habe ich Internetzugang und kenne Wikipedia, und zweitens war ich selber schon mal Schmutzli. Wenn einem während des ganzen Umzuges die versammelte Dorfjugend am Jutesack herumzwickt, Nüsse, Mandarinen und Beleidigungen an den Kopf wirft und man in juckender Brockenhaus-Kleidung unablässig den Kids hinterherrennen muss, dann schwöre ich bei Gott: Man spürt förmlich Schmutzlis Wut in sich brennen und schmiedet teuflische Gedanken. Zum Glück fand ich kurz vor dem Amoklauf wieder zu mir und drosch einfach ein bisschen auf die Büsche ein. Im nächsten Jahr durfte ich dann das Samichlousgewand überstreifen. Was für ein Rollenwechsel–Liebe statt Spott, Zuspruch statt Abneigung, Lob statt Häme. Esel-Flöhe statt Kopf-Nüsse. Manchmal muss man sich für eine Seite entscheiden. Ich bin lieber Samichlous als Schmutzli. Und Sie?

Pascal Vonlanthenalias Gustav ist Musiker und lebt in Freiburg. Sein Sieg in der TV-Sendung «Kampf der Chöre» hat ihn schweizweit bekannt gemacht. Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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