Das Bild, welches im Artikel vermittelt wird, erscheint mir irreführend und unvollständig. Nicht nur lange Scheidungsverfahren führen zu psychischer Belastung, sondern auch zu schnell getroffene «Lösungen». Eine Trennung/Scheidung ist immer auch mit schmerzhafter Trauerarbeit verbunden. Die Frage ist, wann diese stattfindet und wie der Einzelne damit umgeht. Häufig findet sie nicht für beide Partner zu gleichen Zeit statt. Eine Trennung/Scheidung ist ein Prozess, und ein Prozess braucht immer Zeit.
Wichtig ist, dass getroffene Vereinbarungen auch über längere Zeit eingehalten werden können, so wie zum Beispiel Unterhaltskostenzahlungen oder Besuchsrechtsregelungen. Kinder dürfen auf keinen Fall darunter leiden, dass Entscheidungen auf ungenügend reflektierter Basis getroffen wurden und unterschwellige Konflikte und Emotionen später auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.
Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Zusammenarbeit zwischen Anwalt und Mediator sehr wohl im Interesse der Scheidungswilligen liegt. Nochmals die Frage: Was ist eine schnelle Scheidung? Und wird der Prozess der psychischen Verarbeitung der Trennung respektiert? Sind rechtliche Aspekte eingehalten? Ist die Situation so komplex, dass nur ein Anwalt die Sachlage genau klären kann?
Unsere tägliche Arbeit mit Familien, Paaren, Einzelpersonen und Kindern zeigt uns immer wieder, wie schwierig es sein kann, gute Trennungslösungen zu finden und eine Trennung zu verarbeiten. Wir bieten darum auch Unterstützungsgespräche für Getrenntlebende und Geschiedene sowie Gesprächsgruppen fürKinder getrennter Eltern an.
Herr Wirth unterlässt es, andere Lösungswege (gemeinsamer Anwalt, Familienmediation) der gemeinsamen Lösungserarbeitung auch aufzuzeigen, noch weist er auf psychische und rechtliche Aspekte hin.
