Leserbrief
Schockierender WHO-Bericht
Autor: «Millionen misshandelte Betagte» – FN vom 18. Juni 2011
Vergangene Woche wurde in vielen Medien ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht. Gemäss diesem Bericht werden in Europa jeden Tag 10000 über 60-jährige Menschen geschlagen, eingesperrt oder anderweitig misshandelt. Die Untersu- chung geht zusätzlich von jährlich 29 Millionen Fällen psychischer Gewalt aus in Form von Beleidigungen und Drohungen bei Seniorinnen und Senioren. Dazu kommt, dass wahrscheinlich die Dunkelziffer dieses Tabuthemas recht hoch ist. Diese Untersuchungsergebnisse der WHO müssen insbesondere alle im medizinischen, pflegerischen und fürsorglichen Bereich tätige Mitarbeitende bedenklich stimmen, umso mehr man weiss, dass diese Personen tagtäglich grosse aufopfernde Hilfs- und Dienstleistungen jeder Art erbringen zum Wohle kranker und gebrechlicher alter Menschen.
Was bedeuten diese Zustände im WHO-Bericht für unsere heutige und zukünftige Gesell-
schaft? Auf jeden Fall besteht Handlungsbedarf. Für uns alle ist die demografische Alterung der Menschen eine grosse Herausforderung. Meines Erachtens befinden wir uns – auch die älteren Menschen – erst in den Anfängen dieser Herausforderung, die auch als Chance be- trachtet werden kann. Ein Umdenken wird möglichst bald erfolgen müssen in den Familien, im Umkreis der Familien, bei den bestehenden öffentlichen Institutionen und Organisationen, aber auch in den sozialen, gesellschaftlichen und politischen Gremien auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene. Konkrete Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es zur Genüge (z.B. Vorsorge- und Betreuungskriterien, Richtlinien, Altersleitbilder, Alterskonzepte), um ein mögliches zukünftiges Methusalem-Problem zu vermeiden!
Joseph Zosso, Schmitten