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Schule in einem fremden Land – ukrainische Kinder erzählen

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Nur wenige Wochen nach Kriegsausbruch sind sie mit ihren Müttern nach Alterswil geflohen: Anastasia und Ivan. Damals besuchten die FN die beiden Kinder aus der Ukraine in ihrer Schulklasse. Wir wollten wissen, wie es ihnen heute geht.

Als die FN Anastasia und Ivan vor einem Jahr in der Primarschule Alterswil besuchten, war der Krieg in der Ukraine erst wenige Wochen im Gang. Die ganze Welt stand unter Schock. Heute haben wir uns an die Kriegsbilder auf beschämende Weise gewöhnt. Damals hatte man die Hoffnung, dass die Flüchtlinge ihr Land nur vorübergehend verlassen mussten. Heute wissen wir, dass dem kaum so sein wird. Während die Kinder vor einem Jahr hier eingeschult wurden, um ihnen ein bisschen Normalität zu vermitteln, wird immer deutlicher, dass dies möglicherweise erst der Anfang ihrer Integration in die hiesige Gesellschaft war. Aber wie erleben das die Kinder? 

Sprachhürden überwinden

Anastasia sitzt an diesem Freitag an ihrem Pult und tippt eine Geschichte in ihr Tablet – auf Ukrainisch. «Sie wird sie später mit der Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache – DAZ – übersetzen und dann den anderen Schülerinnen und Schülern vorlesen», erklärt die Klassenlehrerin Christina Allemann. Das zwölfjährige Mädchen verstehe zwar schon recht gut Deutsch und könne sich mit den anderen auch unterhalten, aber für einen ganzen Text reichten ihre Kenntnisse noch nicht. Wenn es mit der Verständigung hapert, werde zudem ein Übersetzungsprogramm beigezogen. Vor allem im Französisch sei es nicht immer einfach, die Schülerin mitzunehmen, sagt Allemann.

Mathematik: Die Jugendlichen sitzen in Gruppen zusammen und müssen mit dem Zirkel Distanzen messen und addieren. Anastasia hört der Lehrerin aufmerksam zu und schaut, was die anderen machen. Problemlos kommt auch sie auf das richtige Ergebnis. 

Ein bisschen Glück

Anastasia kam nur wenige Tage nach Kriegsausbruch in die Schweiz. Bei ihrer Tante, die in Alterswil mit einem Schweizer verheiratet ist, fanden sie, ihr Bruder und ihre Mutter Unterschlupf. Als die FN sie zum ersten Mal trafen, war sie sehr schüchtern. Sehr oft hielt sie sich in der Kuschelecke des Klassenzimmers auf, abgeschirmt durch ein Bücherregal. Auch heute wirkt sie immer noch sehr zurückhaltend, aber weniger eingeschüchtert. Unvermittelt erklärt sie der Lehrerin, dass sie den FN einen Text vorlesen möchte, den sie zusammen mit der DAZ-Lehrerin vorbereitet habe. Im Büro von Schulleiterin Micaela Roccaro liest sie vor:

Ich bin glücklich, weil meine Mama und mein Bruder auch hier sind.

Anastasia
Schülerin in der 7H in Alterswil

Ausnahmezustand dauert an

Doch Alterswil sei sehr klein, erzählt Anastasia weiter, die aus der drei Millionen Einwohner zählenden Stadt Kiew kommt. «In der Klasse habe ich keine Freundin.» Und ihr fehle der Austausch mit Menschen aus der Ukraine. Jedoch habe sie in Freiburg eine Freundin, die ebenfalls aus der Ukraine stamme. «Sie heisst Sonja, und wir telefonieren einmal in der Woche.»

Ruhig und introvertiert, scheint es für Anastasia schwierig zu sein, sich auf das Leben hier wirklich einzulassen und Anschluss zu finden. Schulleiterin Roccaro erklärt, dass viele Freundinnen der Schülerin in Kiew geblieben seien. «Anastasia kann nicht verstehen, warum sie nicht auch dort sein kann.»

Das würde allerdings bedeuten, auf ein Leben in Sicherheit zu verzichten. In Kiew können Kinder und Jugendliche zudem nach wie vor nicht zur Schule gehen. «Sie haben nur Online-Unterricht», bestätigt Anastasia. Auch sie erledige über diesen Kanal noch die Hausaufgaben ihrer alten Schule.

In jedem Fall muss das Heimweh von Anastasia gross sein. Denn sie schliesst ihren Text mit dem Satz:

Ich möchte wieder in die Ukraine zurückgehen.

Anastasia
Schülerin in der 7H in Alterswil

«Es ist alles okay»

Im Gegensatz zu Anastasia scheint ihr Cousin Ivan mit der schwierigen Situation, in der sich seine Familie befindet, besser zurechtzukommen. Bis vor wenigen Wochen ging der Zwölfjährige ebenfalls in Alterswil zur Schule. Weil seine Mutter und sein älterer Bruder jedoch unvermittelt eine Wohnung in der Stadt Freiburg zugewiesen bekamen, musste er die Schule mitten im Semester wechseln (siehe Kasten). Nun besucht er die 7H in der Vignettaz-Schule. Auf die Frage, was er toll in Freiburg findet, sagt er. «Unsere Wohnung, meine Schule und meine Freunde.» Und was ist blöd? Ivan zögert kurz und meint dann: «Es ist alles okay.»

Serie

Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Am 24. Februar ist es ein Jahr her, dass russische Truppen in die Ukraine einmarschiert sind. Damit hat ein Krieg angefangen, der Tausende von Opfern forderte – und es immer noch tut – und ein Viertel der Gesamtbevölkerung zur Flucht trieb. In einer Serie fragen die FN unter anderem nach, wie es den Menschen geht, die zu uns in den Kanton Freiburg geflüchtet sind und sich mittlerweile an eine ganz neue Normalität gewöhnen mussten. im

Extrem motiviert

Der Zwölfjährige hat von der Klassenlehrerin Romy Schafer eine besondere Aufgabe bekommen. Während die anderen Kinder ein Französischdiktat machen, lernt er am Computer die Zahlen auf Französisch. «Eigentlich nimmt er am regulären Französischunterricht nicht teil», erklärt Schafer. «Denn Ziel ist es, zuerst Deutsch zu fördern und danach erst langsam mit Französisch anzufangen.» Doch Ivan habe von sich aus gesagt, dass er Französisch lernen möchte. Da er bereits recht gut Deutsch spreche, stehe dem nichts im Weg. Nur noch sehr selten muss die Lehrerin ein Übersetzungsprogramm zu Hilfe nehmen. Effektiv ist es für eine Aussenstehende frappant zu sehen, wie gut Ivan Deutsch spricht. «Deutsch lernen ist nicht schwierig, aber auch nicht leicht», gibt der Junge gleichmütig zur Antwort, als die FN wissen wollen, wie er das geschafft hat.

«Er ist sehr motiviert», bestätigt die Lehrerin. «Und das macht Freude.» 

Eine Bereicherung

Ivan sei eine Bereicherung für die Klasse, «weil er so offen ist», sagt Schafer. Aber auch seine Klassen-Gspänli seien ihm gegenüber sehr offen. «Sie fragen ihn sehr viel.» Die offene Art und seine Sprachkenntnisse haben auch dazu geführt, dass Ivan hier schon ein paar Freundschaften schliessen konnte. «In der Klasse habe ich zwei Freunde.» Dazu kämen Familie und Freunde in Alterswil, wo er auch immer noch Fussball spielt. 

Wohnortswechsel

Neue Schule mitten im Semester

In Alterswil wurden im vergangenen Jahr drei Kinder aus der Ukraine eingeschult. Heute ist nur noch eine Schülerin dort. Die anderen besuchen wegen eines Wohnungswechsels eine Schule in einer anderen Gemeinde. Die Schulleiterin der Primarschule Alterswil, Micaela Roccaro, sagt, dass dies für das Lehrerteam in Alterswil nicht einfach gewesen sei. «Die Kinder mussten von einer Woche auf die andere die Schule verlassen.» Die Lehrpersonen hätten in kurzer Zeit dafür sorgen müssen, eine vernünftige Übergabe zu ermöglichen. «Es waren viele kleine Dinge, die wir den Eltern und Kindern erklären mussten, wie auf einer App zeigen, wo die neue Schule ist und welchen Schulweg oder Bus sie nehmen müssen», erzählt Roccaro. Es sei für die Schule schwierig gewesen, sich einzuschalten, um eine andere Lösung für die Kinder und ihre Familien zu finden. «Am Ende hatten sie keine andere Wahl, als die Wohnung zu nehmen, die ihnen angeboten wurde.»

Auf das Problem angesprochen, räumt Claude Gumy, CEO der Flüchtlingsbetreuungsorganisation ORS, ein, dass es nicht immer möglich sei, in kurzer Zeit eine Wohnung im gleichen Schulkreis zu finden. «Wann immer es geht, versuchen wir aber, einen Schulkreiswechsel zu vermeiden.» Gerade als nach Kriegsbeginn sehr viele Flüchtlinge aufs Mal nach Freiburg gekommen seien, habe es nicht viele freie Wohnungen gegeben. ORS könne auch keine Wohnungen mieten, die erst am Ende des Schuljahrs bezogen würden. «Das würde zu viel kosten.» In diesen Fällen achte man darauf, dass die Kinder wenigstens weiterhin in der gleichen Sprache zur Schule gehen können.

Marianne Meyer, stellvertretende Generalsekretärin der kantonalen Erziehungsdirektion, bestätigt, dass es zu Beginn der Flüchtlingskrise ein paar Fälle gegeben habe, bei denen ein Schulkreiswechsel nicht habe vermieden werden können. «Inzwischen ist ORS aber für das Problem sensibilisiert.»

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