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«Schwellenangst ist das grösste Hindernis»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: IMELDA RUFFIEUX

Bernadette Lehmann zeigt den kleinen Schulungsraum, in dem sie in den vergangenen Jahren Dutzende von Computerkursen gegeben hat. Er sieht mit den Flachbildschirmen und der Grossleinwand sehr professionell aus – und zugleich auch familiär, denn er ist in einem Zimmer in ihrem Eigenheim in Wünnewil untergebracht.

Ein Nachschlagewerk

Angefangen hat Bernadette Lehmann vor vielen Jahren. «Ich war Zentralpräsidentin des SVKT Frauensportverbandes und habe festgestellt, wie schwierig es ist, Frauen für die Vorstandsarbeit zu gewinnen», erinnert sie sich. Im Rahmen ihrer berufsbegleitenden Ausbildung an der Akademie für Erwachsenenbildung in Luzern hat sie dem Thema sogar ihre Diplomarbeit gewidmet: «Ausbildungen, Tätigkeiten und Kurse für Frauen während und nach der Familienphase».

Damit hat sie Anfang der 80-er Jahre ein bis dahin nicht vorhandenes Nachschlagewerk geschaffen, um Frauen den Wiedereinstieg zu erleichtern. «Offensichtlich habe ich eine Bedürfnislücke füllen können», hält sie fest. Sie dehnte die Auflistung der bezahlten Tätigkeitsmöglichkeiten für Frauen auch auf den Kanton Bern aus und musste drei Auflagen drucken: Ihr Handbuch wurde in allen Berufsberatungsstellen gerne aufgenommen.

Wie schreibt man Briefe . . .

Beflügelt durch diese Nachfrage hat sie angefangen, Wiedereinstiegskurse für Frauen zu geben, vor allem im kaufmännischen Bereich: Korrespondenz, Kommunikation, usw. Anfangs gab sie diese im damals neu gegründeten Weiterbildungs- und Informatikzentrum WIZ.

Später kamen auch Computerkurse dazu. «Viele Frauen kannten nur die Schreibmaschine und hatten keine Ahnung vom Computer. Ohne diese Kenntnisse konnten sie einen Wiedereinstieg zu dieser Zeit aber vergessen», erinnert sich Bernadette Lehmann.

Netzwerk für Frauen

Parallel dazu hat sie zusammen mit Gleichgesinnten das «Forum Frau und Beruf» (Fobe) gegründet. Der Verein hatte zum Ziel, Frauen zum Schritt in die Selbständigkeit zu ermuntern und untereinander zu vernetzen. Regelmässig fanden Vorträge zu ausgewählten Themen statt. Das Projekt lief zwischen 1997 und 2002 mit Erfolg. Finanziert wurde es als eines der einzigen Projekte dieser Art in Deutschfreiburg unter anderem aus Beiträgen der Weiterbildungsoffensive des Bundes.

Private Nachhilfe

Durch ihre Tätigkeit als Redaktorin des «Sozialen Wegs» kam sie auch in Kontakt mit den Gewerkschaften, die sie baten, Bewerbungskurse u.a. für Arbeitslose zu organisieren. Mit der Zeit kamen Buchhaltungskurse dazu. Teilnehmern, die mehr Mühe hatten, den WIZ-Kursen zu folgen, hat sie privaten Nachhilfe-Unterricht angeboten. «Sie kamen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Kurse. Ich habe versucht, gewisse Defizite auszugleichen.»

Anfangs vier Computer

Was anfangs noch eher eine Nebenbeschäftigung war, wurde mit der Zeit die Grundlage einer eigenen Privatschule. Als ihr Mann Bruno arbeitslos wurde, zogen die beiden das Ganze professionell auf. «Wir haben ein Zimmer in unserem Haus umfunktioniert und mit vier Computern ausge-rüstet», erzählt Bernadette Lehmann. Sie übernahm die Kursleitung, ihr Mann war für das Technische zuständig.

«Mit der Zeit hat sich das entwickelt, meist durch Mund-zu-Mund-Propaganda.» Die Computer-Kenntnisse hat sie sich jeweils selbst beigebracht und auch die Unterrichtsunterlagen erarbeitet, während sie für die methodischen Voraussetzungen auf ihre Ausbildung zurückgreifen konnte. «Anfangs hatte ich schon Herzklopfen, ob ich das überhaupt kann.»

Weiter Kundenkreis

In ihren Kursen traf sie wiederum auf viele Wiedereinsteigerinnen. Es kamen aber auch Leute, die bisher im Beruf «vom Computer verschont» geblieben waren und nun den Sprung ins EDV-Zeitalter wagen wollten oder mussten, ebenso wie Landwirte, die ihre Buchhaltung oder die Viehverwaltung per PC machen wollten. Einige mussten auf einen neuen Beruf umsatteln, z.B. von einem Handwerksjob in den Innendienst. «Es waren Väter und Mütter dabei, deren Kinder in der Schule mit Computern in Kontakt kamen und die nun wissen wollten, was man damit alles tun kann», erzählt Bernadette Lehmann. Auch Pensionierte und Unternehmer, Mediziner und Juristen, welche die Arbeit am Computer bisher den Sekretärinnen überlassen hatten, kamen zu ihr.

«Für mich war es wichtig, Schwellenängste abzubauen. Sie sind das grösste Hindernis», betont die Wünnewilerin. Fördern, ohne zu überfordern, lautete die Devise.

Persönliche Ziele

Jeweils vor Kursbeginn habe sie die Teilnehmer nach ihren Zielen gefragt. «Wir schlossen eine Art mündlichen Vertrag, in dem wir festhielten, was jeder einzelne lernen will.»

Und genauso individuell diese Ziele waren, genauso persönlich verlief auch der Kurs: Der eine wollte eine Adressdatei verwalten, der andere Briefe schreiben, der dritte mailen und der vierte im Internet chatten können. Am Ende gabs keine Prüfungen oder Zertifikate, sondern eine Bestätigung. «Dafür aber auch die Sicherheit, das persönliche Ziel erreicht zu haben.»

Lücken schliessen sich

Bernadette Lehmann, mittlerweile 66 Jahre alt, gibt auch weiterhin Computerkurse. «Vielleicht ist das Bedürfnis bald nicht mehr vorhanden. Die Lücken schliessen sich langsam, die Jungen wachsen wie selbstverständlich mit dem Computer auf», sagt sie.

Sie mag den Umgang mit Leuten und freut sich für jeden Einzelnen, wenn sie sieht, was ihm der Kurs bringt. «Hoffnungslose Fälle gibt es eigentlich nicht», hält sie fest. Wenn, dann fehlt es am Willen, denn ohne Bereitschaft, etwas lernen zu wollen, bringt auch der beste Kurs nichts.»

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