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«Ich bin immer ein Besucher geblieben»

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Die Ränge im Open-Air-Kino Murten sind am Donnerstagabend gut zur Hälfte besetzt. Auf dem Programm steht die Premiere des Films «Heicho» des Fotografen Reto Camenisch. Der Film handelt vom Berner Walter Liniger, der 1982 in die USA auswanderte, um den Blues zu erforschen. Liniger war damals 33 Jahre alt. In Oxford, Mississippi, arbeitete der ausgebildete Sekundarlehrer im Blues-Archiv. Ab 1993 war er Professor für Musik und Literatur an der Universität von Columbia, South Carolina. 2019 kehrte der «Blues-Professor» in die Schweiz zurück.

Liniger und Camenisch sind seit vielen Jahren befreundet. Ihr Altersunterschied beträgt rund zehn Jahre. Während zweier Jahre verbrachten sie viel gemeinsame Zeit in der Schweiz, aber auch in den USA. Und davon handelt der Film: von der Zeit, von der Rückkehr und von der Suche nach Wurzeln, Heimat und damit sich selbst.

Leichtfüssig wechseln die Bilder zwischen dem Süden der USA und dem Emmental. Nach dem Mississippi-­Delta ist eine Schweizer Milchkuh zu sehen. Auf eine Strassenkreuzung in der Weite der Südstaaten folgt ein Wegweiser im Emmental: In die eine Richtung geht es nach Kratzmatt, in die andere nach Zimmermatt. Junge Füchse spielen auf einem Feld. Aus den Lautsprechern des Open-Air-Kinos ertönt das Lied «Vreneli ab em Guggisberg».

«Heicho» ist ein Film, der die Zuschauerin entschleunigt. Die Aufnahmen haben Zeit. Damit bleibt dem Publikum Musse, in die Bilder einzutauchen, genauer hinzuschauen. So wie es Walter Liniger tat auf der Suche nach dem Blues; er wollte ihn bis in die Tiefe erkennen. «Was ist denn dahinter?» – eine Frage, die er sich immer wieder stellt.

«Was zwischen uns stand, war die Haut­farbe. Er blieb schwarz, und ich blieb weiss.»

Walter Liniger

Bluesmusiker

Um Erfolg ging es ihm auf seiner Reise nicht: «Ich sah mich nie auf grossen Bühnen», sagt Walter Liniger, der an der Premiere in Murten live dabei war. «Das Wort Karriere macht mir Angst.» Publikum habe er aber schon immer gewollt, deshalb habe es ihn wohl auch zum Lehrerberuf hingezogen.

In dem Filmporträt kommen ehemalige Schülerinnen und Schüler zu Wort. «Er ist einer, der die Tür öffnen und einem Sachen zeigen kann», sagt etwa die Berner Regisseurin Livia Anne Richard. Der Musiker Hank Shizzoe ist voller Bewunderung dafür, wie unmittelbar Walter Liniger seinen Schülern den Blues «rüberbringen» kann.

Der 62-jährige Thuner Fotograf Reto Camenisch ist für seine Künstlerporträts, vor allem von Musikern, bekannt. Im Film sitzt Walter Liniger auf einem Stuhl und erzählt. Das Bild wechselt zu einer stillen Porträtaufnahme andernorts, die Stimme Linigers spricht nahtlos weiter. Die Aufnahme wechselt wieder zurück zum sprechenden Mann auf dem Stuhl. Die Achtsamkeit, mit der Camenisch verschiedene Menschen aus den Südstaaten und aus dem Emmental für ein paar Sekunden fast unbeweglich auf der Leinwand auftreten lässt, lässt die Zuschauerin fasziniert zurück. Ungefähr eine Stunde dauert der Film. Langweilig ist er nie. Aber die Zuschauerin hätte sich mehr Bluesmusik aus den Lautsprechern gewünscht.

Im Anschluss tritt der Moderator Hannes Hug vor das Publikum und bittet Walter Liniger und Reto Camenisch zu sich auf die Bühne. «Ich bin immer ein Besucher geblieben», zieht Walter Liniger zu seiner Zeit in den USA Bilanz und meint damit auch den Blues. Zu seiner Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem inzwischen verstorbenen Bluesmusiker James Son Thomas sagt Liniger: «Was zwischen uns stand, war die Hautfarbe. Er blieb schwarz, und ich blieb weiss.» Er habe im Gegensatz zu James Son Thomas auch immer die Möglichkeit gehabt, wegzugehen. «Das konnte er nicht.»

Programm

Aufführungen in Bern, Thun und im Schloss Köniz

Dass die Premiere des Berner Films «Heicho» von Reto Camenisch in Murten stattfand, hat keinen besonderen Grund. Das sagt der Organisator und Programmverantwortliche des Open-Air-Kinos Murten, Roland Röth­lis­ber­ger. Am Sonntag und am nächsten Donnerstag ist das Filmporträt im Kino Rex in Bern zu sehen. Am Sonntag, 16.  August, folgt eine Vorstellung im Kino Rex in Thun. Am Mittwoch, 26.  August, steht am Abend eine Aufführung im Kulturhof Schloss Köniz auf dem Programm. Diese Vorstellung wird von Bänz Friedli moderiert. Der Musikjournalist kommt auch im Film zu Wort: Der Bluesmusiker Walter Liniger habe ihn für diese Musik sensibilisiert, sagt Bänz Friedli. Und der Blues liege aller modernen Musik zugrunde.

emu

 

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