Selbstversorgung nur bei elf Prozent
Energie aus Biomasse als langfristige Alternative
Die Biomasse kann heute noch nicht als wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative betrachtet werden. Diese Energieart wie auch andere erneuerbare Energien könnten sich aber laut Staatsrat längerfristig als interessant erweisen.
Von ARTHUR ZURKINDEN
Der Kanton Freiburg weist im Energiebereich einen Selbstversorgungsgrad von nur elf Prozent auf. Im Sachplan «Energie», der neu erarbeitet wurde, wird zudem auf die grosse Auslandabhängigkeit hingewiesen. Dies hat den Sensler Grossrat Josef Fasel bewogen, den Staatsrat mit einigen Fragen bezüglich Förderung der Energie aus Biomasse anzugehen.
Eine Alternative zur Produktion
von Lebensmitteln
«Der Staatsrat ist der Ansicht, dass die Herstellung von Energie-Biomasse in der Landwirtschaft eine Alternative zur Lebensmittelproduktion darstellt. Sie eröffnet auch interessante Perspektiven für die Produktion von erneuerbaren Energien», hält die Freiburger Regierung in ihrer Antwort auf den Vorstoss des CVP-Grossrats und Präsidenten des Freiburgischen Bauernverbandes fest.
Ethanolproduktion
Laut Staatsrat liegt ein grosses Potenzial in der Ethanolproduktion (vgl. Kasten). «Die zuckerreichen Kulturen bieten mit einem erwarteten Ertrag von jährlich 10 000 bis 12 000 Liter Ethanol pro Hektare a priori die besten Ertragsaussichten. Die Verwertung von Grünland zur Herstellung von Bioenergie wäre zweifellos eine Alternative für unseren Kanton; die Erfahrungen in diesem Bereich sind jedoch nach wie vor gering», hält er weiter fest und spricht sich dafür aus, dass die auf Bundesebene gemachten Erfahrungen verfolgt und einbezogen werden. «Das Projekt Alcosuisse des Bundes ist besonders interessant. Der Kanton Freiburg hat übrigens ähnliche Forschungsarbeiten über das Budget des Landwirtschaftlichen Institutes Grangeneuve gefördert», gibt der Staatsrat zu verstehen.
Bioethanol verteuert
Benzinpreis
Die Freiburger Regierung weist weiter auf die mangelnde Rentabilität der Bioenergien im Vergleich zu den herkömmlichen Energien hin. Eine Studie von Alcosuisse beispielsweise gehe davon aus, dass der Zusatz von fünf Prozent Bioethanol im Benzin die Benzinkosten um ungefähr fünf Rappen pro Liter erhöhen würde. Der Staatsrat geht aber davon aus, dass die fossilen Brennstoffe knapper und somit teurer werden. Auch im Hinblick auf die Einführung einer CO2-Abgabe könnte sich die Rentabilität der Energie aus der Biomasse verbessern. Nach Ansicht des Staatsrates sollte zudem nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch externe Faktoren wie der Schadstoffausstoss oder die Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.
Auf Rapsbasis hergestellter Biodiesel kann in einem Verhältnis von bis zu 30 Prozent dem herkömmlichen Diesel beigemischt werden, wie der Antwort weiter entnommen werden kann. Der Staatsrat stützt sich dabei auf französische Studien. «Alcosuisse, das Profitcenter der Eidgenössischen Alkoholverwaltung, erachtet die Beimischung von zehn Prozent Biodiesel zum Kraftstoff als möglich», fügt er bei.
Für den Kraftstoff Biogas sind spezielle Gasmotoren nötig. Für Heizungsanlagen wird es jedoch bereits häufig verwendet. «Biodiesel und Ethanol stellen als Zusatz zu herkömmlichen Motortreibstoffen technisch umsetzbare Lösungen für die Verwendung von Bioenergie dar. Biogas hingegen sollte eher im Bereich Wärmeenergie oder in kleinen Produktionseinheiten für Wärmekraftkoppelung gefördert werden», schreibt der Staatsrat weiter und erinnert daran, dass gemäss Sachplan «Energie» der Verbrauch fossiler Energien und der CO2-Emissionen bis im Jahre 2010 um zehn Prozent reduziert werden müssen. Der Anteil an Wasserkraft am Energieverbrauch müsse beibehalten, jener anderer erneuerbarer Energie in der Wärme- und Elektrizitätsproduktion um vier Prozent erhöht werden.
Energie aus Biomasse
Nebst der Energie, die aus Holz entsteht und zahlreiche praktische Anwendungen findet, müssen verschiedene aus Biomasse gewonnene Energieträger unterschieden werden, insbesondere Biodiesel, Ethanol und Biogas.
Biogas
Biogas entsteht aus der Gärung von feuchten, organischen Rückständen, wie z. B. tierischen Exkrementen, tierischen und pflanzlichen
Abfällen und organischen Stoffen von Kläranlagen. Biogas ist viel eher das Ergebnis von Abfallrecycling als der Biomassenverwertung. Es dient als Kraftstoff für Gasmo-toren und für die Wärmeproduktion.
Ein Vorteil der Bioenergie beruht auf dem Prinzip der Bindung von Kohlendioxid (CO2) durch Photosynthese und seiner Rückgabe an die Umgebung bei der Verbrennung. Man spricht daher von CO2-neutraler Energie.
Biodiesel
Es handelt sich um einen Kraftstoff, der aus Ölpflanzenkulturen wie Raps hergestellt wird. Nach mehreren mechanischen und chemischen Behandlungen erhält man einen dieselartigen Biotreibstoff, der in einer Mischung mit normalem Diesel verwendet werden kann. In Etoy befindet sich eine Versuchsfabrik für die Herstellung eines Biokraftstoffs dieser Art.
Ethanol
Ethanol ist ein Kraftstoff, der aus der alkoholischen Gärung von mehr oder weniger kohlenhydratreichen (zuckerreichen) Pflanzen gewonnen wird. Dazu gehören u. a. Getreide, Kartoffeln, Gras und Zuckerrüben. Bei Letzteren entsteht Ethanol durch die Gärung der Melasse, also aus einem Rohstoff, der bereits eine Änderung erfahren hat. Er kann nach einer Behandlung als Benzinzusatz verwendet werden. az