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«Sich mit Händen und Füssen unterhalten»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Marc Kipfer

In Sugiez ist eigentlich alles wie immer. Am Gründonnerstag sind rund 30 Ruderer aus Cham am Zugersee angereist und haben ihr traditionelles Oster-Trainingslager in Angriff genommen. Wie letztes und vorletztes Jahr wohnen sie während dieser Zeit im Zivilschutzzentrum direkt am Broyekanal. Jeden Morgen und jeden Nachmittag feilen sie an ihrer Form für die bevorstehende Saison. Wenn der Wind es zulässt, rudern sie zu viert, zu zweit oder allein in den Murtensee und kommen bei dem schönen Wetter schnell ins Schwitzen.

Eltern reagierten positiv

Eben alles wie jedes Jahr. Ausser, dass in den Pavillons, wo die Ruderer in den Jahren zuvor wohnten, jetzt Asylbewerber aus aller Welt untergebracht sind. Die Ruderer schlafen stattdessen in zwei grossen Theoriesälen. Links vom Eingang die Jungs, rechts die Mädchen. Auf dem Boden liegen dünne Schaumstoffmatratzen, dazwischen jede Menge Schuhe, Kleider, Frottiertücher, i-Pods mit Kopfhörern oder Lautsprechern: Die Lagerstimmung ist deutlich sichtbar. «Diese kommt so sogar mehr zum Zug als in früheren Jahren», ist Lagerleiter Christoph Schnyder überzeugt.

Im Februar wurde Schnyder vorgewarnt: In der gewohnten Unterkunft für das Ruderlager errichte der Kanton Freiburg ein Asylzentrum – der Ruderclub Cham müsse sich wohl nach einer anderen Bleibe umsehen. «Das wollten wir nicht», sagt Schnyder beim Besuch der FN am Ostersamstag. «Ich habe nachgefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, dennoch nach Sugiez zu kommen.» Man einigte sich auf die Lösung mit den umfunktionierten Theorieräumen.

Die Begegnung mit den Asylbewerbern sieht Schnyder als Chance für die jungen Athletinnen und Athleten. Die jüngsten Lagerteilnehmer sind erst 13 Jahre alt. «Von den Eltern kamen nur positive Reaktionen», freut sich Schnyder. Er plante einen gezielten Austausch mit den Asylsuchenden, wollte ein offizielles Treffen organisieren und rechnete beim Ein- und Auswassern mit einigen Schaulustigen, zumal er aus Zeitungsberichten wusste, dass im Asylzentrum auch Familien einquartiert sind.

Gesang aus der Küche

Es ist anders gekommen. «Wir merken von den Asylbewerbern kaum etwas», so Schnyder gegenüber den FN. Das Zentrum wirke fast ein bisschen ausgestorben, findet der Lagerleiter. Die meisten Fensterläden blieben tagsüber geschlossen, die Bewohner zeigten sich selten draussen. Viele von ihnen sind über die Ostertage zu in der Schweiz wohnhaften Verwandten gereist. Dass überhaupt jemand dageblieben ist, bemerken die Ruderer vor allem in der gemeinsamen Küche. «Afrikanische Frauen, die laut miteinander sprechen oder singen», hat Lagerleiter Schnyder dort schon am ersten Tag erlebt.

Morgens und mittags essen die Ruderer vor den Asylbewerbern, abends sind die Sportler etwas später dran. Lagerköchin Sylvia Imfeld ist erstaunt, wie gut das funktioniert. «Ich habe engere Platzverhältnisse befürchtet, aber wir haben uns bestens organisiert», sagt Imfeld und öffnet die Vorratskammer. Unten im Regal steht der Proviant für die Ruderer, weiter oben haben die Asylbewerber ihren Platz. Auch im Kühlschrank herrscht eine saubere Ordnung. Probleme gebe es keine, sagt Imfeld, im Gegenteil: «Es ist lustig, sich mit Händen und Füssen zu verständigen.»

«Bon appétit!»

Dreizehn Uhr ist es mittlerweile an diesem Ostersamstag. Vom Riz Casimir, das ihnen aufgetischt wurde, haben die hungrigen Ruderer nicht viel übriggelassen. Man löffelt bereits das Mousse au Chocolat, als etwas Bewegung in die Kantine kommt. Ein Betreuer bereitet das Mittagessen für die Bewohner des Asylzentrums vor. Täglich werden diese Menüs von einem Catering-Service geliefert. Teller werden gefüllt, nur ein knappes Dutzend, und die Asylbewerber setzen sich zum Essen an zwei Tische auf der Terrasse.

Wenige Meter daneben haben es sich ein paar Nachwuchsruderer auf Matten bequem gemacht. Sie jonglieren mit Tennisbällen oder beschmieren sich mit weiss glänzender Sonnencreme. «Bon appétit», sagt einer der Ruderer und nickt den Leuten am Tisch zu. «Merci, pareillement», erwidert ein Asylbewerber.

Die Sonne scheint, nichts erinnert jetzt noch an den tief verschneiten Winter, in dem die Asylsuchenden vor einigen Wochen angekommen sind. Der Wind, der über die Terrasse weht, ist ordentlich frisch und bläst ab und zu das Hupen eines Schiffs vom nahen Murtensee herüber. In Sugiez ist alles so wie immer.

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