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Spionagethriller und Liebesgeschichte

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Roman spielt im Frühjahr 1943 in Deutschland und England. Seit drei Jahren macht der britische Geheimdienst MI5 Jagd auf Nachtauge. Hinter diesem Codenamen verbirgt sich eine deutsche Spionin, die Schienen und Brücken zerstört und Verfolger kaltblütig umbringt. Sie steht vor ihrem grössten Coup: die Aufdeckung einer womöglich kriegsentscheidenden Operation der englischen Luftwaffe. Angriffsziel sind die deutschen Stauseeanlagen, vor allem die Möhnetalsperre, nicht weit von der Stadt Neheim entfernt.

Unter Druck

Hier arbeiten über 1000 ukrainische Frauen in einer Munitionsfabrik. Im Lager unterstehen sie Georg Hartmann. Durch Protektion seines Schwagers, eines Gestapo-Mannes, hat er diesen Posten erhalten. Als er sich in die Zwangsarbeiterin Nadjeschka verliebt, gerät er unter Druck. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und eine ungeheure Spannung ergreift den Leser.

In der Hauptsache spielt sich die Geschichte auf zwei Ebenen ab: Ein Handlungsstrang liegt in der Möhnetalsperre, in deren Nähe sich das Zwangslager und Georgs Wohnort befinden, der andere in England, wo die Briten die Operation Chastise, zu deutsch «Züchtigung», vorbereiten und wo Nachtauge versucht, die Absichten der englischen Kriegsfeinde aufzudecken, um das Reich frühzeitig warnen zu können.

Objektive Sicht

Dieser spannungsgeladene Roman zeichnet sich auch durch seine objektive Betrachtungsweise der historischen Ereignisse aus. Titus Müller verfällt nicht dem obligaten Gut-gegen-Böse-Schema, wenn es darum geht, Geschichten, auch Liebesgeschichten, aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zu schildern. Denn ganz so einfach lagen die Dinge nicht. Ohne die Nazi-Verbrechen etwa relativieren oder verharmlosen zu wollen, rückt der Autor auch die alliierten Kriegsverbrechen ins rechte Licht. Die Bombardierung ziviler Ziele, im vorliegenden Roman verkörpert durch den tatsächlich existierenden Möhnetalstaudamm, forderte Abertausende ziviler Opfer.

Nicht nur gut oder böse

Genau in diesem Punkt liegt die grosse Stärke des Romans. Das Leben im Jahre 1943 wird detailliert dargestellt. Engländer wie Deutsche leben in ständiger Angst vor dem Bombenterror der gegnerischen Seite, bei beiden sterben geliebte und unschuldige Menschen. Selbst die Spionin Nachtauge, kompromisslos, destruktiv und gefährlich, ist nicht plump in Schwarz-Weiss-Manier charakterisiert. Wohl kaum ein Mensch ist einfach nur gut oder nur böse, auch die attraktive Agentin schafft es, sowohl in der englischen Umgebung als auch beim Leser etwelche Sympathien zu gewinnen.

Gleiches gilt auch für alle anderen Protagonisten. Ihre Charaktere sind überzeugend beschrieben und vielschichtig dargestellt. Die Beweggründe für ihr Handeln sind klar und gut nachvollziehbar herausgearbeitet: der unsägliche Druck des Regimes, ihre Zweifel, ihr schlechtes Gewissen, ihre Zerrissenheit. Allerdings wird nicht verschwiegen, dass auch viele regimetreue, brutale Fanatiker ihr Unwesen trieben. Doch trotz aller Widerwärtigkeiten stirbt die Hoffnung nie, und die Menschlichkeit bekommt immer wieder ihre Chance.

Titus Müller beweist hier seine hohe Erzählkunst, das Buch lässt den Leser kaum los. Wie sich die beiden Handlungsstränge verbinden, beschreibt der Autor meisterhaft und einfühlsam.

Titus Müller:Nachtauge, Roman, München, Blessing, 2013, 479 S.

Aldo Faselist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

Zur Person

Bereits mehrfach ausgezeichnet

Titus Müller ist 1977 in Leipzig geboren. Er studierte in Berlin Literatur, Geschichte und Publizistik. 2005 erhielt er den C.S.-Lewis-Preis und belegte den zweiten Platz beim Würth-Literaturpreis der Universität Tübingen. 2008 erhielt sein Roman «Das Mysterium» den Sir-Walter-Scott-Preis in Bronze. Er ist verheiratet und lebt in München.im

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