Autor: «Kein Szenario ohne Tafers» – FN vom 14. Mai
Die Gesundheitsdirektorin erklärt im Interview, es gäbe kein Szenario ohne Tafers, der Standort werde nicht geschlossen. Das Gleiche hat sie vor einem Jahr schon den Sensler Hausärzten versprochen. Jetzt muss man natürlich schon genau hinhören, um hinter die Sprachspiele der Politik und der Ökonomen zu kommen. «Tafers nicht schliessen» ist nicht das Gleiche wie «Tafers als Akutspital behalten». Oder anders ausgedrückt: Man kann in wenigen Jahren eine Reha-Einrichtung oder eine Psychiatrie auf dem Maggenberg haben und dann sagen, man hätte ja nicht gelogen, der Standort sei schliesslich erhalten geblieben. Spitalpersonal und Sensler Patienten brauchen aber etwas anderes: ein weiterhin funktionierendes Akutspital mit medizinischen und operativen Fachabteilungen und einer Notfallstation, die 24 Stunden kompetente Hilfe bietet.
Als das HFR 2007 in Betrieb ging, war der Standort Tafers in vielerlei Hinsicht der modernste und am besten funktionierende Teil. Von einigen Entwicklungen konnte der Maggenberg profitieren, viele Errungenschaften des ehemaligen Bezirksspitals haben die Zentralisierung innerhalb des HFR jedoch leider nicht überlebt. Geblieben ist aber das Selbstverständnis, welches das Personal in vielen kleinen Spitälern auszeichnet: mit begrenzten Ressourcen viel zu machen, flexibel zu sein und sich auf allen Ebenen immer wieder um möglichst effiziente Abläufe zu bemühen. Das ist ein Wert, den das HFR leichtfertig wegwirft, wenn es die kleinen Einheiten schliesst und nur auf die grosse Zentrale setzt. Und wenn man die Bevölkerung Deutschfreiburgs von ihrer Akutmedizin abhängt und sie entweder ins Kantonsspital oder nach Bern schickt, gewinnt man zwar vielleicht ökonomisch (das wäre aber erst noch zu beweisen, die Beispiele anderer Kantone sind nicht unbedingt überzeugend), aber man verliert Glaubwürdigkeit und vor allem das Wichtigste: eine Akutmedizin, die nahe an der Bevölkerung und ihren Bedürfnissen ist. Die Sprachakrobatik von Politik und Verwaltungsrat lässt da allerdings nichts Gutes ahnen.
Autor: Stefan Graf, Oppligen