Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Freiburg muss sich positionieren als zweisprachiger Kanton»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Didier Castella steht in diesem Jahr als Präsident an der Spitze der Kantonsregierung. Er will, dass der Staatsrat und der Grosse Rat gut zusammen streiten und Kompromisse aushandeln. Bei der Zweisprachigkeit sieht sich der Freisinnige aus dem Greyerzbezirk im Vorteil. Für ihn ist es an der Zeit, dass der Kanton ein Sprachengesetz erhält.

Didier Castella, welchen Titel wollen Sie Ihrem Präsidialjahr geben?

Ich will dem Präsidialjahr nicht einen Titel geben, aber 2023 will ich Engagement und Wagemut in den Mittelpunkt stellen. Als Staatsrat wollen wir es wagen, weiterzugehen nach den Krisen der letzten Jahre und Hindernisse überwinden. Dafür muss man auch Risiken eingehen, um Sachen zu bewegen. Dieses Engagement erfolgt aber nicht für einen selbst. Es geht um das Gemeinwohl. Wir arbeiten für die Bevölkerung – daran müssen wir immer denken. Engagement bedeutet Arbeit, aber es bedeutet auch Kommunikation mit der Bevölkerung und Teilnahme an Anlässen. Ich sage immer: Am Morgen arbeite ich sehr hart an den Dossiers, und am Abend habe ich sehr gerne Kontakt mit der Bevölkerung.

Welche Höhepunkte erwarten Sie für das Jahr 2023?

Für 2023 habe ich die Hoffnung, keine neue Krise zu erleben. Ich glaube, wir brauchen jetzt ein bisschen Sicherheit. Wir werden sehen, wie sich die Lage im Bereich Energie entwickeln wird. Was hier in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird, wissen wir nicht, aber wir müssen uns auf verschiedene Szenarien vorbereiten. Für den Staatsrat ist 2023 das zweite Jahr der Legislatur. Jetzt sind das Regierungsprogramm und die Finanzplanung bekannt. Der Grosse Rat hat sich damit befasst. Somit ist der Moment gekommen, wo wir die grossen Projekte für diese Legislatur starten können. Dafür muss man gut zusammenarbeiten. Sowohl der Staatsrat wie auch der Grosse Rat sind in der Zusammensetzung noch verhältnismässig neu. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir gut zusammen streiten werden.

Sie erwähnen es: Vor einem Jahr hat der Staatsrat drei neue Mitglieder erhalten, und Jean-Pierre Siggen hat die Direktion gewechselt. Wie hat sich der Staatsrat seither eingespielt? Werden Sie im neuen Jahr immer noch damit gefordert sein, ein Team zu bilden?

Die Zusammenarbeit im Staatsrat läuft gut. Aber man darf sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Teambuilding ist eine permanente Aufgabe eines Präsidenten. Und da werde ich mich klar engagieren. Man hat mich schon mehrmals gefragt, wer die starke Person im Kollegium ist. Ich habe darauf immer Folgendes geantwortet: Es braucht nicht eine starke Person; es braucht ein Kollegium, das gemeinsam stark ist. Schwierige Themen erfordern interne Diskussionen und am Ende eine Entscheidung, die dann von allen respektiert wird. Das gehört zum Teamgeist. Und ein Team, das gut funktioniert, muss auch kommunikativ sein und seine Botschaft verbreiten.

Sie haben vorhin das Energiedossier angesprochen, das in der nächsten Zeit eine Rolle spielen könnte. Welche anderen politischen Themen oder Geschäfte werden Ihrer Meinung nach wichtig sein?

Die grossen Themen sind vor allem fachübergreifend. Ich denke da an die Umwelt, Energie, Mobilität, das Klimagesetz, die Biodiversität, aber auch eine so weit möglich eigenständige Versorgung des Landes durch die Landwirtschaft. Wir müssen zusammenarbeiten, Kompromisse aushandeln und einen gemeinsamen Weg finden. Es braucht Engagement, Investitionen, und wir benötigen ein gemeinsames Fundament, auf dem wir aufbauen können. Die Gesundheit ist ebenfalls ein solches übergeordnetes Thema. Wir planen grosse Investitionen im Spital, in den Pflegeheimen und bei der Spitex. Da muss man die Leute zusammenbringen und gemeinsam einen Weg finden. Wir müssen als Staatsrat die ersten Steine setzen, damit sich die Themen harmonisch und intelligent entwickeln.

Aldo Ellena

Gibt es ein Thema, das Ihnen Bauchschmerzen bereitet?

Alle Themen, die ich eben genannt habe, sind schwierig. Sehr wichtig ist im Übrigen die Aufgabenentflechtung zwischen Staat und Gemeinden. Das hat direkte Konsequenzen für unsere föderalistische Demokratie. Seit 170 Jahren haben wir an der Organisation des Kantons fast nichts geändert. Nun braucht es eine Erneuerung. Dabei verfolge ich das Ziel, die drei bisherigen Säulen – Bund, Kanton und Gemeinden – zu erhalten. Die Autonomie der Gemeinden ist für mich etwas sehr Wichtiges. Im 2023 werden wir über diese Aufgabenentflechtung diskutieren. Ich gehe in diese Gespräche mit einem guten Gefühl. Bei zwei anderen institutionellen Themen, dem Religionsgesetz und dem Sprachengesetz, gibt es Leute, die mich auf die Gefahren dieser Dossiers aufmerksam machen. Ich nehme diese Hinweise ernst, aber ich habe Vertrauen in unser politisches System. Deshalb mache ich mir zwar Sorgen, habe jedoch nie Bauchschmerzen. Ich kann gut schlafen. Denn ich habe den Eindruck, dass wir für das Wohl der Bevölkerung arbeiten. Dass es andere Meinungen gibt, gehört zur Demokratie.

Sie haben eben das Sprachengesetz angesprochen. Das soll in dieser Legislatur kommen, hiess es. Olivier Curty war Ihr Vorgänger als Staatsratspräsident. Er lebt in Murten, also im deutschsprachigen Teil des Kantons. Welche Rolle wird bei Ihnen in Ihrem Präsidialjahr die deutsche Sprache spielen?

Die Politiker, die vor mir versucht haben, ein Sprachengesetz einzuführen, waren alles Deutschsprachige. Darum habe ich einen Vorteil: Als Frankofoner verbreite ich keine Angst vor einer Germanisierung. Zudem hat sich die Gesellschaft seither weiterentwickelt. Heute sieht man in der Zweisprachigkeit eine Bereicherung und eine Chance für Freiburg. Das war früher nicht immer der Fall. Ich höre, dass es immer noch Leute mit einer anderen Meinung diesbezüglich gibt. Sie denken, dass das Sprachengesetz ein ganz gefährliches und schwieriges Thema ist. Aber ich bin der Meinung, dass es an der Zeit ist, ein solches Gesetz einzuführen. Freiburg muss sich positionieren als zweisprachiger Kanton. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle perfekt zweisprachig sein müssen.

In diesem Jahr finden eidgenössische Wahlen statt. Welchen Einfluss wird das auf den Staatsrat haben?

Wahlen sind immer ein wichtiger Moment in unserer Demokratie. Wir als Staatsrat begleiten die Kandidatinnen und Kandidaten und unterstützen generell die Leute, die sich engagieren. Aber es ist klar, dass wir als Staatsräte uns zurückhalten und neutral bleiben müssen. Ich werde als Staatsratspräsident nie eine Rede halten, um einen einzelnen Kandidaten zu unterstützen. Als Privatperson werde ich mich hingegen in der demokratischen Debatte engagieren.

Weil wir eben von Wahlen sprechen: Sie wurden zum Staatsratspräsidenten 2023 gewählt. Ihre Parteikollegin Nadia Savary-Moser wurde zur Präsidentin des Grossen Rats gewählt. Hilft es bei der Erreichung der politischen Ziele, wenn dieselbe Partei sowohl im Staatsrat wie auch im Grossen Rat das Präsidium innehat?

Auch die Partei Die Mitte war im vergangenen Jahr in dieser Situation mit dem Präsidium des Staatsrats und des Grossen Rats. Es hilft, wenn ich die Präsidentin bereits gut kenne. Es gibt verschiedene Anlässe, an die wir zusammen gehen werden und uns untereinander austauschen und absprechen können, was wir in unseren Reden sagen, um nicht alles zu wiederholen. Wenn wir als Präsidenten das Wort ergreifen, treten wir neutral auf. Ich werde darum die Position des Staatsrats vertreten, auch wenn diese unpopulär sein sollte. Denn es gibt eben Momente, da muss man die Wahrheit sagen, obwohl sie nicht jedem gefällt.

Aldo Ellena

Da denke ich an zwei Anlässe von diesem Herbst. Im November nahm Staatsrat Olivier Curty in Misery und Courtepin an Debatten zur Windkraft teil. An beiden Anlässen waren zwei Kantonspolizisten im Saal anwesend. Muss man sich in Zukunft darauf einstellen, dass Staatsräte häufiger mit Polizeibegleitung auftreten, oder ist das für Sie eine Ausnahme?

Ich hoffe, dass das eine Ausnahme war. Man muss die Situation dennoch ernst nehmen. Die Risiken werden in Zukunft nicht kleiner sein. In der Gesellschaft findet eine Polarisierung statt. Ich habe trotzdem nie oder fast nie das Gefühl, in Gefahr zu sein. Ich versuche, bürgernah zu sein. Das ist auch in der DNA des Kantons Freiburg enthalten, und es ist die Erwartung der Bevölkerung. Aber manchmal gibt es Spannungen. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir jedoch in einem sehr schönen und sicheren Land.

Im Rahmen der Governance-Veranstaltungen sind Sie kürzlich durch alle Bezirke gereist. Welche Erfahrungen haben Sie daraus ziehen können?

Ich habe die Unterschiede zwischen den Bezirken festgestellt. Dass es diese gibt, ist normal. In der Diskussion geht es nun darum, ob man eine regionalunterschiedliche Verwaltung will oder eine Gleichbehandlung in allen Bezirken. Das geht nicht in dieselbe Richtung. Da steht uns noch eine grosse Arbeit bevor. Welche Freiheitsgrade gibt man den Regionen, damit sie sich selbst organisieren? Wie kann man die lokalen Unterschiede berücksichtigen? Je nach urbanem oder ländlichem Raum sind die Bedürfnisse unterschiedlich. Und wie weit müssen wir zentralisieren, damit alle gleichbehandelt werden? Das sind Diskussionen, die ich führe, und die sind ganz interessant. Den Austausch in den Bezirken fand ich sehr respektvoll. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Anwesenden sich darüber freuten, die Behörden direkt ansprechen zu können. Wir werden nun einen Bericht erstellen und die Erkenntnisse in die Revision des Gemeindegesetzes integrieren.

Eine wichtige Rolle in der Verwaltung der Bezirke spielen die Oberämter. Sind diese für ihre Aufgaben gut genug aufgestellt, vor allem personell? Denn kurz nach der Amtsübergabe kam vom Oberamt des Seebezirks der Ruf nach mehr Mitarbeitenden.

Aus allen Verwaltungsbereichen haben wir den Ruf nach mehr Personal. Als Staatsrat müssen wir priorisieren. Wir haben nämlich nicht die Ressourcen, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Sie haben das Beispiel des Seebezirks gebracht. Dort haben wir für einen befristeten Zeitraum zusätzliche Unterstützung organisiert. Die Verspätung bei den Dossiers wurde aufgeholt. Wir brauchen eine Agilität, damit wir uns an sich verändernde Bedürfnisse anpassen können. Im Seebezirk haben wir gezeigt, dass das gut gelingt. In den Oberämtern können wir in solchen Fällen Personen auch befristet anstellen.

Ebenfalls ein wichtiges Thema Ihrer Direktion ist Agroscope. Dort will man bis Ende 2024 ein grosses Labor errichten. Wie entwickelt sich dieses Dossier?

Ich freue mich auf diese Stärkung des Kantons in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft. Freiburg als nationales Forschungszentrum wird ein grosser Gewinn sein. Ich erwarte die Einweihung des Laborgebäudes mit grosser Freude. Das erlaubt uns auch, die Landwirtschaft besser zu unterstützen. Wir brauchen viel Innovation in der Landwirtschaft. Die Innovation wird zentral sein bei Agroscope in Posieux, aber auch auf dem Agrico-Gelände in St-Aubin. Für Freiburg sind beide Standorte ein grosses Plus.

Ein Thema, das die letzten Staatsratspräsidenten sehr beschäftigt hatte, war Corona. Jetzt ist es ruhiger geworden. Welche Rolle wird Corona in Ihrem Präsidialjahr noch spielen? Was glauben Sie?

Das Leben nach Corona ist nicht mehr ganz genauso, wie es vorher war. Wir haben zum Beispiel in der Digitalisierung viel gemacht, und es gibt trotzdem immer noch sehr viel zu tun. Durch die Corona-Krise – aber auch die anderen Krisen – Ukraine und Energie – haben wir gelernt, dass die Welt viel unsicherer ist, als man früher gedacht hat. Wir haben auch gelernt, dass man sehr beweglich bleiben muss, um schnell genug reagieren zu können. Während der Corona-Krise wusste man nicht, ob die Entscheidung, die man an einem Tag trifft, am nächsten Tag noch die Richtige sein würde. Das ist nicht einfach, aber man muss damit leben. Als Staatsrat mussten wir bereit sein, schnell zu agieren und uns anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit ist etwas, was ich von der Pandemie zurückbehalten werde.

Aldo Ellena

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Arbeit in der Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft nicht zu kurz kommt, während Sie Staatsratspräsident sind?

Ich werde mehr Repräsentationsaufgaben haben. Aber – und das ist ganz wichtig – in der Politik sind wir nie alleine. Ich habe ein ausgezeichnetes Team in der Verwaltung und im Staatsrat. Diese Personen kennen meine Ziele und jene der Regierung. Zudem habe ich ein Netz in der Politik geknüpft mit dem Grossen Rat, dem National- und Ständerat sowie der Gesellschaft. Das wird mir sehr helfen.

Was wünschen Sie dem Kanton und seiner Bevölkerung für das Jahr 2023?

Ich wünsche mir, dass wir fähig sein werden, Dinge zu wagen und Entscheidungen zu treffen. Auch sollten wir offene Gespräche führen im Staatsrat, im Grossen Rat und in der Bevölkerung. Aber am Ende ist immer ein Entscheid zu fällen und vorwärtszugehen. Es gibt zwar viele Dossiers, die schwierig sind. Dennoch muss man Entscheidungen und Veränderungen wagen.

Was wünschen Sie dem Staatsrat?

Dass die Kollegialität weiterhin so funktioniert wie jetzt. Ich wünsche mir auch, dass die Bevölkerung Vertrauen in den Staatsrat hat. Darum müssen wir offen und transparent kommunizieren, auch wenn es um unpopuläre Entscheidungen geht. So werden wir an Glaubwürdigkeit gewinnen. Und Glaubwürdigkeit gibt einem in der Politik die Chance, etwas zu bewegen.

Was wünschen Sie sich selbst?

Ich wünsche mir, so viel Spass und Freude zu haben, wie ich schon bisher hatte. Ohne diese Freude wäre das Amt als Staatsrat nicht möglich. Ich bin sehr früh am Morgen am Arbeiten und nicht der Erste, der am Abend wieder nach Hause geht. Ich kann das machen, weil es mir Spass macht. Es ist eine wunderbare, vielfältige und schwierige Arbeit. Wenn man mich am Ende des Jahres 2023 als jemanden sehen wird, der Menschen zusammenbringt und Dinge vorwärtstreibt, dann bin ich zufrieden.

Aldo Ellena

Zur Person

Vize-Ammann, Grossrat und Parteipräsident

Didier Castella, Jahrgang 1970, gehört seit 2018 dem Freiburger Staatsrat an und führt die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft. Er arbeitete zuvor in einer Kaderfunktion beim Verteidigungsdepartement (VBS) und hat einen Doktor in Physik. Castella, der in Pringy lebt, war von 2002 bis 2011 Vize-Ammann der Gemeinde Greyerz und von 2011 bis 2018 im Grossen Rat. 2012 bis 2017 war er Präsident der kantonalen FDP. jmw

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema