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«Standort schrieb nur rote Zahlen»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Isabelle Zürcher besitzt seit kurzem ein Auto. Nicht ganz freiwillig, denn die Düdingerin hat rund 20 Jahre auf das eigene Fahrzeug verzichtet. Sie benützte stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder das Velo. Wenn sie trotzdem mal ein Auto brauchte, etwa um Abfall zur Sammelstelle zu bringen, Grosseinkäufe nach Hause zu transportieren, kleinere Ausflüge zu machen oder ihre abgelegen wohnenden Eltern zu besuchen, dann hat sie das Angebot der Car­sharingfirma Mobility genutzt.

28 Freiburger Standorte

Mobility stellt seit 20 Jahren an zentralen oder gut frequentierten Standorten Fahrzeuge zur Verfügung, die kurzzeitig gemietet werden können. Das Unternehmen hat heute rund 132 000 Kunden und betreibt eine Flotte von 2950 Fahrzeugen an 1500 Standorten. Auch im Kanton Freiburg: Hier gibt es 28 Standorte; allein in der Stadt Freiburg hat es 14 mit 38 Fahrzeugen. In Deutschfreiburg stehen Mobility-Autos in Murten, Kerzers und Schmitten – und bis vor kurzem auch in Düdingen. Seit dem 1. September ist dieser Standort nicht mehr verfügbar. Aus wirtschaftlichen Gründen, erklärt Mobility. «Der Standort Düdingen hat laufend Verluste erwirtschaftet», sagte Mediensprecher Patrick Eigenmann auf Anfrage. Die Eigenkostendeckung habe über Jahre hinweg nicht erreicht werden können. Rund 40 Kunden nutzten das Carsharingangebot in Düdingen, den Standort am Bahnhof gab es seit 2005. «Ob ein Standort rentiert, hängt nicht nur von der Kundenzahl ab», erklärt er. Ausschlaggebend sei auch, wie häufig die Autos benützt werden.

Isabelle Zürcher, die Mobility regelmässig nutzte, bedauert, dass eine als Genossenschaft organisierte Firma derart gewinnorientiert reagiert. «Es gibt sicher Standorte, die lukrativer sind und andere weniger. Das sollte sich ausgleichen.» Patrick Eigenmann sagt dazu, dass Mobility wirtschaftlich handeln und auf die Ausgaben achten müsse. «Wenn also ein Standort über Jahre tiefrote Zahlen schreibt und wir keine Perspektive mehr sehen, dass sich das ändern könnte, ist die Schliessung eine Option. Das Verhältnis von rentab­len zu nicht rentablen Standorten muss in einem gesunden Verhältnis stehen.»

Warum hapert es in Düdingen?

Mobility ist in allen Schweizer Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern präsent und in 90 Prozent der Orte mit mehr als 5000 Einwohnern. Warum funktioniert es in Düdingen mit 7800 Einwohnern nicht? Darauf hat Mobility keine Antwort. Generell könne man sagen, dass in ländlichen Regionen oft die Nachfrage fehle, um Mobility-Fahrzeuge genügend auszulasten, so Eigenmann. Das eigene Auto habe einen hohen Stellenwert, die Verkehrsüberlastung sei weniger stark und die Taktfrequenz des öffentlichen Verkehrs weniger hoch als in den Städten. «Es kommt nicht von ungefähr, dass sich 70 Prozent unserer Standorte in Städten oder Agglomerationen befinden.» Dort verzeichne Mobility auch die grössten Wachstumsraten.

Isabelle Zürcher hätte erwartet, dass die Behörden einer Gemeinde von der Grösse Düdingens, in welcher der Verkehr immer wieder ein Thema ist, etwas zur Rettung des Mobility­standortes unternimmt. «Wir haben im Gemeinderat darüber gesprochen», sagt Ammann Kuno Philipona auf Anfrage. Er findet es sehr schade, dass das Angebot zu wenig genutzt wurde. «Da es sich aber um die Dienstleistung einer privaten Firma handelt, ist es nicht an uns, sie zu subventionieren», hält er fest. Düdingen investiere über die Agglo sehr viel in die Förderung des öffentlichen Verkehrs. «Es ist nicht unsere Aufgabe, mit Gemeindegeldern auch noch die individuelle Mobilität zu fördern.» Einen zentralen Grund, warum der Carsharing-Standort in Düdingen nicht rentabel war, kann er auch nicht nennen. «Vielleicht weil wir an sich gute Verbindungen mit dem Zug und dem Bus haben.» Er bedauere die Schliessung; möglicherweise werde Mobility ja den Standort später wieder neu evaluieren.

Mobility schliesst das nicht aus. «Wir nehmen unsere Standortplanung rollend vor», so Patrick Eigenmann. Gleichzeitig mit der Schliessung des Standorts Düdingen ist beim Bollwerk in der Stadt Freiburg ein neuer eröffnet worden.

Firmen, Wohnüberbauungen oder Gemeinden könnten «Mobility-Flex» in Anspruch nehmen. Bei diesem Angebot richtet Mobility auf individuellen Wunsch einen Carsharing-Standort ein. Diesen Vorschlag hat die Firma der Gemeinde Düdingen unterbreitet, die hat aber abgewunken. «Wir haben ausgerechnet, dass sich das für unsere Gemeindeverwaltung nicht lohnen würde», sagt der Syndic.

Anders läuft es in Schmitten. Dort gibt es zum Standort am Bahnhof auch einen Mobility-Parkplatz direkt bei der Gemeindeverwaltung. Die Gemeinde hat zwar keine konkrete Mobility-Flex-Vereinbarung, doch ermuntern die Gemeindebehörden die Verwaltungsangestellten, das Auto für externe Fahrten zu benutzen. Gemäss Gemeindeverwalter Urs Stampfli funktioniert das seit Jahren sehr gut.

Reaktion

Bedauern beim VCS

Die Sektion Freiburg des Verkehrsclubs Schweiz (VCS) bedauert die Schliessung des Mobility-Standorts Düdingen. «Da immer mehr junge Menschen auf den Kauf eines eigenen Autos verzichten, weist eine solche Entscheidung auf mangelnde Visionen bei Mobility hin», sagt VCS-Präsident Savio Michellod auf Anfrage. Mobility-Standorte bei Bahnhöfen würden dazu beitragen, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu verbessern. Oft seien Mobilityautos in Gebieten, in denen der öffentliche Verkehr die Nutzung eines Autos nicht völlig ausschliesse, eine notwendige Ergänzung. Der VCS ermutige deshalb Mobility, sein Netz zu entwickeln und zu fördern, vor allem dort, wo der öffentliche Verkehr nicht alle Bedürfnisse abdecke.

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