Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Stehen sich die Sensler selber im Weg?

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Deutschsprachigen bilden eine Minderheit im Kanton, werden immer weniger und richten sich immer stärker nach Bern aus. Woran liegt das und wohin geht die Reise? Ein Erklärungsversuch.

«Die Deutschfreiburger werden immer weniger im Kanton – es zieht sie in Richtung Bern, die Frage ist, ob wir das einfach hinnehmen wollen.» Mit diesen Worten begrüsste Rudolf Merkle, Präsident des Vereins Seisler.Swiss, am Donnerstagabend rund 35 Anwesende in Düdingen. Unter dem Titel «Deutschfreiburg – wie weiter?» hatte der Verein zu einem Diskussionsabend mit vielen interessanten Gästen geladen.

Rudolf Merkle eröffnete den Diskussionsabend mit einigen beeindruckenden Zahlen.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

Eines gleich vorneweg: Die Hauptfrage, warum es immer mehr Deutschfreiburgerinnen in Richtung Bern zieht und inwieweit das für den Kanton Freiburg ein Problem ist, wurde nicht abschliessend geklärt. Umso spannender jedoch der Austausch zwischen den Rednern und zum Schluss auch dem Publikum.

Deutliche Tendenzen

Merkle eröffnete den Abend mit einigen Kennzahlen, wonach die Anzahl der deutschsprachigen Bevölkerung im Kanton Freiburg seit einigen Jahren abnimmt. Auch die tertiären Bildungsinstitutionen verzeichnen immer weniger Deutschfreiburger Studierende. Deutsch- oder zweisprachige Studiengänge werden in der Folge gestrichen. An der Uni Bern hingegen zeigt sich laut Merkle ein anderes Bild: Die Anzahl Sensler Studierender wächst immer stärker an.

Der Anteil deutschsprachiger Freiburgerinnen und Freiburger an der Uni Freiburg sinkt fortlaufend.
Bild: Charles Ellena

Problem: Braindrain

Das Problem: Die Wahrscheinlichkeit, dass die «abgewanderten» Studierenden dem Kanton Freiburg dauerhaft fernbleiben, ist gross. Podiumsteilnehmer und Direktor der Hochschule für Technik und Architektur, Jean-Nicolas Aebischer, sagte es so: «Wenn wir sie in jungen Jahren ziehen lassen, haben wir grosse Mühe, sie später wieder zurückzuholen.» Aebischer weiss, wovon er spricht, denn an seiner Schule gebe es mittlerweile mehr Tessiner Studierende als Deutschfreiburger. Ähnlich entwickelt sich die Lage an anderen Freiburger Fachhochschulen wie auch an der Universität.

«Wenn wir sie in jungen Jahren ziehen lassen, haben wir grosse Mühe, sie später wieder zurückzuholen.»

Jean-Nicolas Aebischer, Direktor Hochschule für Technik und Architektur

Es sind aber nicht nur Deutschfreiburger Studierende, die sich lieber in Bern ausbilden lassen. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zieht es in den Nachbarkanton. Das beobachtet auch die Geschäftsführerin der Firma Atec Personal in Düdingen, Sarah Pfander: «In Bern ist der Sensler sehr gefragt, in Freiburg fühlen sich viele Deutschsprachige nur geduldet.» Hinzu kämen die tendenziell höheren Löhne und öfter vorhandene Möglichkeiten zu flexiblen Arbeitsmodellen. 

Sarah Pfander weiss, warum Sensler oftmals lieber in Bern arbeiten.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

«In Bern ist der Sensler sehr gefragt, in Freiburg fühlen sich viele nur geduldet.»

Sarah Pfander, Geschäftsführerin Atec Personal Düdingen

Einfluss im Kanton nimmt ab

Aber nicht nur die Freiburger Wirtschaft verliert Deutschfreiburger Know-how. Auch auf politischer Ebene hat der Einfluss der deutschsprachigen Minderheit abgenommen. Dies bestätigte Diskussionsteilnehmer und Sensler Oberamtmann Manfred Raemy. Die politische Macht der Deutschfreiburger habe in den letzten 15 Jahren abgenommen. «Wir haben es verschlafen, junge Köpfe nachzuziehen, und müssen das jetzt aufholen», so Raemy. Und auch aus demografischer Sicht wäre es speziell für den Sensebezirk wichtig, junge Menschen im Bezirk zu halten. «Wir sind der älteste Bezirk, und die Demografie wird die ganz grosse Herausforderung der nächsten Jahre sein», so der Oberamtmann.

Moderator Lukas Schneuwly (links) und Oberamtmann Manfred Raemy.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

So viel zur Ausgangslage. Doch wo genau drückt der Schuh? Warum ist Freiburg scheinbar immer unattraktiver für seine deutschsprachigen Einwohnerinnen und Einwohner? An dieser Stelle gingen die Meinungen am Donnerstag auseinander und zeigten damit auf, wie vielschichtig die Problematik ist.

Mangelndes Selbstbewusstsein

Mehrmals zum Thema wurde dabei die Mentalität der Senslerinnen und Sensler. «Ich wünschte, wir hätten mehr Selbstvertrauen», sagte beispielsweise Alex Geissbühler, Podiumsteilnehmer und Verwaltungsratspräsident der Freiburger Kantonalbank. Als Sensler müsse man lernen, mehr Präsenz zu markieren. «Wir können etwas, wir zeigen es aber nicht gern.» Ein Anwesender im Publikum formulierte es so: «Die Sensler hätten eigentlich alle Trümpfe in der Hand, aber jassen können sie nicht.» Konkret benannten viele der Anwesenden die grosse Stärke der Zweisprachigkeit vieler Deutschfreiburger, die vielerorts gelobte Arbeitsmoral und die zahlreichen sehr guten schulischen Leistungen. So sei der Anteil der ausgezeichneten Abschlüsse, die aus der Feder von Deutschfreiburgerinnen und Deutschfreiburger stammen, an seiner Schule überproportional hoch, sagte etwa Jean-Nicolas Aebischer.

Alex Geissbühler, Verwaltungsratspräsident der Freiburger Kantonalbank.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

«Ich wünschte, wir hätten mehr Selbstvertrauen.»

Alex Geissbühler, Verwaltungsratspräsident der Freiburger Kantonalbank

Zweisprachigkeit: Chance oder Problem?

Intensiv geführt wurde auch die Debatte rund um die gelebte – oder eben fehlende – Zweisprachigkeit im Kanton. Einig waren sich dabei alle: Als Deutschfreiburgerin zweisprachig zu sein, ist in vielerlei Hinsicht ein Vorteil und eine Chance. So sagte etwa Alex Geissbühler: «Es schaudert mich, daran zu denken, wie ich damals mein erstes Plädoyer auf Französisch halten musste, aber eins ist klar: Ich wäre nie Verwaltungsratspräsident der FKB geworden, wenn ich mich nicht für Französisch interessiert hätte.» Und auch für Jean-Nicolas Aebischer ist klar: «Wir brauchen die Zugehörigkeit zu diesem Kanton, und das geht nur über die Sprachkompetenz.» Das sei aber auf keinen Fall gleichzusetzen mit einer Form von Unterordnung. David Köstinger, Co-Direktor des Sensler Mehrzweckverbands, warf derweil ein, dass er in verschiedenen Gremien eine positive Entwicklung beobachte: «Es wird langsam salonfähig, dass jeder in seiner eigenen Sprache spricht – und das funktioniert sehr gut.» 

«Es wird langsam salonfähig, dass jeder in seiner eigenen Sprache spricht – und das funktioniert sehr gut.»

David Köstinger, Co-Direktor Sensler Mehrzweckverband

Der Podiumsdiskussion folgten schliesslich einige anregende Voten aus dem Publikum, bevor Rudolf Merkle den offiziellen Teil des Abends mit folgenden Worten abschloss: «Wir können viel in die Hand nehmen, weiterarbeiten und für unseren Bezirk und die deutschsprachige Minderheit im Kanton kämpfen – und das werden wir tun.» 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema