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Stürme, Käfer und ein Pionierprojekt

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In wenigen Tagen verlässt Anton Thalmann die Räumlichkeiten des zweiten Forstkreises im Dorfzentrum von Plaffeien. Der Kreisoberförster geht in den Ruhestand. Bevor es aber so weit ist, blickt er im Gespräch mit den FN auf seine Tätigkeit im Sensebezirk zurück. Die 31 Jahre lassen sich grob in drei Kapitel einteilen: Zeit des Aufbaus, Zeit der Naturkatastrophen und Zeit der Reorganisation der Reviere.

Das wichtigste Projekt

Als Anton Thalmann 1983 als 28-Jähriger das Amt als Kreisoberförster antrat, war die Integrale Berglandsanierung (IBS) gerade in der Startphase. Sein Vorgänger Anton Brülhart hatte dieses schweizweit einmalige Projekt eingeleitet, seinem Namensvetter oblag nun die Umsetzung. Die Idee dahinter: Das Berggebiet wird gesamthaft analysiert und in rund 30 Zonen wie etwa Wald, Alpwirtschaft, Tourismus, Naturschutz unterteilt. Alle Nutzungsansprüche werden koordiniert umgesetzt und mit einem gerechten Kostenverteiler finanziert.

«Vorher wurde beispielsweise je ein Weg erstellt, um einen Bach zu verbauen, eine Alp zu erschliessen und für die Waldwirtschaft», erklärt Anton Thalmann. Mit der Integralen Berglandsanierung gab es nur noch eine Zufahrt für alle Nutzungen. Aus unzähligen Trägerschaften entstanden die vier heute noch bestehendenMehrzweckgenossenschaftenÄrgera-Höllbach, Schwarzsee,Schwyberg-Ättenberg und Muscherental mit einem gemeinsamen Sekretariat. Die Region Sense übernahm das Patronat des Projekts. «Die damals geschaffenen Strukturen sind bis heute funktionstüchtig. Das ist für uns eine Bestätigung, dass wir damals richtig vorgegangen sind.»

Daumendickes Dossier

Der Kreisoberförster war im Rahmen der IBS für den Bau von vielen Erschliessungswegen verantwortlich. «Früher war es leichter, eine Strasse zu planen: Wir haben ein Trassee abgesteckt, die Pläne gezeichnet, Verantwortliche von Kanton und Bund kamen auf den Platz und wir konnten nach der Zusicherung der Subventionen anfangen», zählt er auf. Ein daumendickes Dossier habe genügt. «Heute braucht es für ein Projekt mehrere Classeure an Unterlagen und es werden Entscheide über Millionen aufgrund von Papieren getroffen; auf den Bauplatz kommt kaum noch jemand.»

Eine neue Generation

Das erste Jahrzehnt seiner Tätigkeit war geprägt von «einer kahlschlagartigen Verjüngung beim Personal», wie Anton Thalmann es ausdrückt. Innerhalb von sechs Jahren gingen fünf langjährige Förster in Pension. «Der Generationenwechsel verlief gut», sagt er. Als Kreisoberförster ist er heute für 17 Angestellte verantwortlich: Förster, Forstwarte, Waldarbeiter, drei Lehrlinge und eine Sekretärin. Die Erfahrung habe ihm gezeigt, wie wichtig es sei, dass Kräfte zusammenspannten und Ideendiskutiert und gemeinsam umgesetzt werden. Er sei froh, dass er auf die Hilfe von initiativen Leuten zählen könne. Das gelte auch für Projekte, an denen Personen ausserhalb des Amtes für Wald, Wild und Fischerei beteiligt sind. «In Waldbauvereinen und Genossenschaften engagieren sich Dutzende auf freiwilliger Basis. Ohne sie würde vieles nicht so gut funktionieren.»

Mehr Extremereignisse

Der Umgang mit Naturkatastrophen war ein weiterer Schwerpunkt in der Tätigkeit von Anton Thalmann. Der Rutsch im Falli Hölli 1994, der Murgang im Steinbach 1995 und im Hohberg 1996 sowie das heftige Gewitter, das 1997 Teile von Schwarzsee unter Wasser setzte, lösten umfassende Sanierungsprojekte aus. «Wir haben Hänge saniert und entwässert und Bäche verbaut–insgesamt waren es Massnahmen zwischen 30 und 40 Millionen Franken», führt er aus. Ein Teil des Geldes wurde in die Behebung des Schadens investiert, der Rest in die Prävention für kommende Ereignisse. Er ist überzeugt, dass durch den Klimawandel auch künftig immer häufigere und auch extremere Naturereignisse geschehen werden. Erschwerend komme hinzu, dass grosse Teile des Berggebiets sich in der Flyschzone befinden. «Das Gleichgewicht in dieser Zone ist labil. Wenn nur ein Faktor ändert–zum Beispiel das Klima–ist es gestört und es kommt zu Rutschungen und Erosion in den Wildbächen», sagt er. «Das ist die Natur, damit müssen wir leben.»

Stürme und Käfer

1999 fegte der Sturm Lothar übers Land. «Auch dies eine Folge des Klimawandels», erklärt er. Lothar habe vor allem im Berggebiet und im unteren Sensebezirk massive Schäden verursacht. Fast noch schlimmer seien die Folgeschäden in den Jahren 2000 bis 2006 gewesen: Der Borkenkäfer nistete sich ein und befiel eine Fläche, die genauso gross war wie das vom Sturm betroffene Gebiet. «Wir haben in diesen Jahren in den Wäldern keinen normalen Holzschlag machen können, sondern nur Schadholz geschlagen und geräumt», führt Anton Thalmann aus. «Für die Waldbesitzer war dies eine Katastrophe, weil die Holzpreise lange total im Keller waren.» Für den Wald hingegen hätten Lothar und der Käfer eine Form von natürlicher Verjüngung gebracht. «Zwar ein radikaler Beitrag, aber ein wirkungsvoller.»

Betroffen war Anton Thalmann, als die Höllbachbrücke im Plasselbschlund im Januar 2013 durch Brandstiftung zerstört wurde. «Sie war ein Bijou im Höllbachtal, wir haben sie gut unterhalten und gepflegt», sagt er. «Durch den Vandalenakt lassen wir uns aber nicht entmutigen. Wir bauen noch dieses Jahr eine neue Brücke.»

Viele gute Ideen

Als 1999 das neue Waldgesetz in Kraft trat, hat Anton Thalmann viel Zeit in die regionale Waldplanung gesteckt. «Wir haben ein Mitwirkungsverfahren gestartet und dadurch viele gute Ideen generiert», erklärt er. Am Ende wurden diese in 23 Massnahmen formuliert. Über die Umsetzung von einem dieser Punkte ist er besonders glücklich: Die koordinierte Holznutzung im Privatwald. Etwa 80 bis 90 Prozent der Waldfläche im unteren Teil des Sensebezirks befinden sich in Privatbesitz. «Es ist nicht immer leicht, die Besitzer zu einem Holzschlag zu überreden», sagt der Kreisoberförster. «Die Verjüngung und eine regelmässige Waldpflege sind aber wichtig.»

Also schlägt der zuständige Förster heute mehreren Waldbesitzern ein gemeinsames Projekt vor, bei dem er die Planung übernimmt, die Kosten für den Einzelnen tiefer sind und der Holzerlös höher ist. So wird im Privatwald nun auf einer Fläche von 4000 Hektaren jährlich bis zu 35 000 Kubikmeter Holz geschlagen. «Das entspricht den Zielsetzungen der kantonalen Waldplanung.»

In den letzten zehn Jahren hat sich Anton Thalmann mit der Reorganisation der Forstreviere befasst. «Vorher waren die Förster Generalisten: Alle hatten in ihrem Gebiet Staats- und Privatwald wie auch Gemeindewald mit Forstequipen», erklärt er. Seit dem 1. Januar 2008 ist der Wald in drei Reviere Privatwald, den Staatsforstbetrieb im ganzen Sensebezirk und das Revier Forstbetrieb Schwyberg aufgeteilt. «Diese Spezialisierung der Förster hat sich bewährt», erklärt er. «Die Kräfte werden weniger verzettelt.»

Gut überlegt

Ab dem 1. April spaziert Anton Thalmann als «normaler» Spaziergänger durch die Sensler Wälder. Ob er den «Försterblick» abschalten könne? «Ich glaube schon», sagt er. Er habe sich ein Jahr lang auf den Rücktritt vorbereitet. «Nach insgesamt 33 Jahren beruflicher Tätigkeit freue ich mich auf einen aktiven Ruhestand.» Bewusst habe er darauf verzichtet, weiterhin Einsitz in Gremien zu nehmen, die mit seinem Beruf verbunden sind.

Der Nachfolger von Anton Thalmann ist Simon Vogelsanger. Der 32-jährige Forstingenieur hat vor zehn Jahren im Staatsforstbetrieb Sense eine verkürzte Forstwartlehre absolviert und war zuletzt beim Amt für Wald des Kantons Bern tätig.

«Heute werden Entscheide über Millionen aufgrund von Papieren getroffen; auf den Bauplatz kommt kaum noch jemand.»

Anton Thalmann

Kreisoberförster

Bilanz: Mühe mit Besserwissern

E in eher unangenehmes Thema ist für Anton Thalmann die Verkehrsregelung auf Alp- und Waldstrassen. Der Verlauf des Dossiers ärgert ihn heute noch. «Wir haben damals die Arbeitsgruppe bewusst breit abgestützt und möglichst viele Interessenkreise miteinbezogen. Den Vorschlag, welche Strassen offenbleiben und welche mit einem Verbot belegt werden, hatte eine grosse Mehrheit gutgeheissen.» Es wurmt ihn deshalb, dass einige Mitglieder der Arbeitsgruppe nach der Bekanntmachung des Konzepts ihre Meinung änderten und Wind gegen die Vorschläge machten. «Sie hätten ihre Bedenken vorher einbringen können, haben es aber nicht getan.» Er wirft ihnen vor, die vielen Vorteile des Konzepts gegen ein paar Nachteile ausgespielt zu haben. «Die Bevölkerung bekam so den Eindruck, dass alle Wege gesperrt werden und alle Alpen zu sind. Dabei ist der Kreis der Berechtigten trotz der gesperrten Strassen immer noch sehr gross. Die Schwybergstrasse und der Weg zum Spittelboden wurden geöffnet», hält er fest.

Auf die Frage, worauf er in den 31 Jahren gut hätte verzichten können, ist die Antwort für Anton Thalmann klar: «Auf Leute, die nur kritisieren und nur das sehen, was schlecht läuft und auf Leute, die Probleme schaffen, wo eigentlich gar keine sind – mit solchen Besserwissern hatte ich immer Mühe.» im

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