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SVP-Friedli: «Gesellschaft ist auf Binarität aufgebaut und das soll so bleiben»

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Die Debatte um non-binäre Personen ging in der «Arena» in die nächste Runde. Die Befürwortenden argumentierten, Anerkennung führe zu weniger Diskriminierung. Ganz anders sahen es die Gegnerinnen. Die Gesellschaft sei noch nicht bereit für ein drittes Geschlecht.

«Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein. Ich finde, es ist mega wichtig, dass das möglich ist in der Schweiz.» Das waren nach der Rückkehr mit die ersten Worte von Nemo auf Schweizer Boden, geäussert, einen Tag nach dem sensationellen Gewinn des Eurovision Song Contest in Malmö.

Durch Nemo als Act und den Siegersong «The Code» – das Lied handelt von der Erkenntnis des Bieler Musiktalents, weder Mann noch Frau zu sein – erhielt das Thema Non-Binarität eine hierzulande nie dagewesene Popularität.

Von Niederlenz bis Echallens, von Mels bis Orselina, landauf, landab wurde teils hitzig darüber diskutiert, ob es entsprechenden Personen möglich sein sollte, sich offiziell als non-binär eintragen zu können.

Mitten in der heissen Phase des Abstimmungskampfes legte auch die SRF-«Arena» Stauseen und Krankenkassenprämien vorübergehend auf die Seite und rückte die Debatte über das dritte Geschlecht in den Mittelpunkt. Folgende Gäste waren im Leutschenbach zugegen:

Mit Anerkennung gegen Diskriminierung

SVP-Ständerätin Esther Friedli lancierte die Diskussion, indem sie ausführte, dass sich der Staat an der biologischen Geschlechtlichkeit orientiere. «Der Staat soll klare Rahmenbedingungen schaffen und unsere Gesellschaft ist auf Mann und Frau ausgerichtet.»

Die staatlichen Rahmenbedingungen. Sind sie in Stein gemeisselt? Geht es nach Tamara Funiciello, definitiv nicht. Was der Bund als Leitplanken vorgebe, könne auch verändert werden. Die SP-Nationalrätin zeigte auf die anwesenden Politikerinnen im «Arena»-Studio und sagt: «Es gab einst Rahmenbedingungen, die dafür gesorgt haben, dass wir drei nicht stimmen und wählen konnten.»

Die Schweiz sei bereit für ein drittes Geschlecht, so Funiciello etwas später in der Sendung. «Ich finde, man sollte unsere Gesellschaft nicht unterschätzen. Letztes Jahr wurden wir innerhalb von zwei Wochen alle zu Bankexpertinnen, dann können wir uns auch mit Non-Binarität auseinandersetzen, das ist durchaus machbar.»

Ob die Einführung eines dritten Geschlechts machbar ist, wird die Zukunft zeigen. Laut Schätzungen leben in der Schweiz 150’000 non-binäre Personen, weitere 150’000 Menschen sind intergeschlechtlich, also aufgrund ihrer körperlichen Merkmale nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuzuordnen.

Sie alle hätten laut Menschenrechten eine Anerkennung auf ihre Geschlechtsidentität, sagte Sandro Niederer. Die non-binäre Person ist Geschäftsleiter von Transgender Network Switzerland und für die Sendung eine Bereicherung.

Angenehm im Tonfall, präzis im Inhalt, juristisch und historisch sattelfest, legte Niederer in der «Arena» mit mehreren Beispielen dar, warum es den dritten Geschlechtseintrag braucht. Regelmässig müsse Niederer in Situationen seinen Ausweis zeigen, wo binäre Menschen dies nicht müssten. Dann heisse es auch mal: «Das ist nicht ihr Ausweis, aussteigen.»

Bei der Jobsuche werde Niederer aufgrund der Non-Binarität diskriminiert, oft heisse es, «mit Leuten wie Ihnen arbeiten wir nicht».

Mit Feminismus gegen drittes Geschlecht

Nebst der von SVP-Ständerätin Friedli vorgebrachten staatlichen Rahmenbedingungen, die auf der Binarität der Geschlechter beruhten, äusserten die Gegnerinnen eines dritten Geschlechtseintrags weitere Bedenken.

Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte Frauen, befürchtet, dass die binäre Geschlechtlichkeit verloren geht. Sie könne nicht mehr sagen, sie sei eine Frau, sie müsse jetzt sagen, sie lese sich als Frau oder ihr sei das Geschlecht Frau zugewiesen worden. «Drittes Geschlecht könnte in der Gesellschaft eine Kluft geben», sagt sie.

«Da wehre ich mich dagegen», fuhr Bachmann-Roth fort. «Ich bin eine Frau, ich möchte dazu stehen, ich habe Freude am Frausein.» Durch die grundsätzliche Einführung eines dritten Geschlechts, falle niemandem einen Zacken aus der Krone. Das Problem sei, dass das bisher geltende Konzept infrage gestellt werde. «Plötzlich ist man nicht mehr Mann oder Frau, sondern Cis-Mensch. Dann bin ich nicht mehr Mitte-Frauen-Präsidentin, sondern Mitte-Cis-Menschen-mit-Gebärmutter-Präsidentin.»

Man müsse zunächst besser verstehen, was die zahlreichen Konsequenzen eines dritten Geschlechtseintrags seien, so Bachmann-Roth weiter.

Kurios wurde es, als ausgerechnet SVP-Ständerätin Esther Friedli feministische Argumente vorbrachte. «Unsere Mütter und Grossmütter haben für Räume gekämpft, in denen sie unter sich sein können.» Mit der Einführung eines dritten Geschlechts seien solche Räume – etwa Frauensaunas – nicht mehr nur Frauen zugänglich.

Diesem Einwand wollte SP-Nationalrätin Funiciello die Stirn bieten. «Was ich nicht zulasse, ist, dass Sie die feministische Bewegung gegen non-binäre Menschen ausspielen.»

Reine Frauensaunas brauche es in der Regel, um Frauen von Männern zu schützen. Schutz benötigten auch non-binäre Personen. Ihr Feminismus sage, dass man Sicherheit für alle Menschen wolle, so Funiciello weiter. «Ich bin nicht bereit, non-binäre Menschen vor den Karren zu schmeissen, nur damit ihr eure binären Geschlechterrollen aufrechterhalten könnt.»

Sie unterstrich ihre Argumentation einige Minuten später mit den 305 Gewaltverbrechen gegen LGBT-Personen, die im vergangenen Jahr in der Schweiz registriert wurden. «40 Prozent davon gingen gegen trans und non-binäre Menschen. Wir müssen doch gemeinsam hin stehen und sagen: Das geht nicht, wir schützen euch.»

Die SP-Nationalrätin plädierte erneut für den dritten Geschlechtseintrag. Denn Anerkennung, das wisse man aus der Lesben- und Schwulenbewegung, führe zu weniger Diskriminierung.

Niederer, einmal mehr prägnant, nahm mit einem Satz gleich zu beiden geäusserten Punkten Stellung: «Ihr dürft sehr gerne weiterhin Frau sein, mit allen Aspekten. Euch sollen auch sämtliche Schutzräume zugestanden werden. Was nicht geht, ist, dass wir diese Gewalt erleben müssen, weil andere Leute sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzen können.»

Die Sprache

Was im Verlauf der «Arena» zum dritten Geschlecht bereits mehrfach Thema war, wurde am Ende der Sendung konkret adressiert. Die Sprache. Diese habe sich aus diversen Gründen sehr binär entwickelt, sagt Sandro Niederer vom Transgender Network Switzerland.

Bei Unsicherheiten schlägt Niederer vor, non-binäre Menschen ganz höflich zu fragen, wie man sie ansprechen dürfe.

Non-binäre Personen verlangten nicht, dass alle Leute entsprechende Pronomen sofort korrekt anwenden würden, so Niederer weiter, «auch nicht in einem Jahr oder zwei». «Wir erwarten aber, dass ihr uns nicht aktiv das falsche Pronomen sagt.»

Auch SP-Nationalrätin Funiciello betonte, dass keine non-binäre Person einer anderen in Bezug auf die Sprache etwas befehle. Sie führte aus: «Die Frage ist, ob man die Existenz von non-binären Menschen anerkennt, auch in der Sprache. Ich habe entschieden, diesen Personen den Respekt entgegenbringen und sie so anzusprechen, wie sie es verdient haben.»

Für Bachmann-Roth von der Mitte sei es ebenfalls keine Sache, non-binäre Personen so anzusprechen, wie diese das wünschten. «Ich sehe mehr ein Problem hinter dem Konstrukt, hinter dem Konzept, hinter der Gender-Ideologie.»

SVP-Ständerätin Friedli bemerkte, ihr sei bewusst, dass sich die Sprache entwickle, «für jeden, jede und jedes ganz neue Pronomen zu verwenden, geht mir jedoch zu weit».

2022 hielt der Bundesrat in einem Bericht fest, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Einführung eines dritten Geschlechts derzeit nicht gegeben seien.

Niederer sagte: «In zehn Jahren werden wir sehr viel weiter sein, in der Anerkennung von non-binären Personen in der Gesellschaft». Friedli ist hingegen der Meinung: «Unsere Gesellschaft ist auf Binarität aufgebaut und das soll auch so bleiben.»

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