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Tierknochen und hundertjährige Munition

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Marc Kipfer

«Man muss verrückt sein, um das zu tun.» So spricht Jakob Maeder über sich selbst. Der Rentner aus Salvenach hat sechs anstrengende Wochen hinter sich; er arbeitete von früh bis spät, gönnte sich nur am Sonntag Ruhe. Im Waldstück «Ober-Eichelried» hat er aus drei von insgesamt zwölf Militärbunkern aus dem Ersten Weltkrieg öffentlich zugängliche Sehenswürdigkeiten gemacht.

Maeder hat die Bunker von überschüssiger Erde befreit. Kubikmeterweise schaufelte er sich einen Weg durch die verwahrlosten Betonbauwerke, in denen Soldaten vor fast hundert Jahren mit Maschinengewehren ausharrten. Damals verlief hier der Waldrand, und die Soldaten waren gewappnet, um die Franzosen, wären diese plötzlich vorbeigekommen, mit Flächenfeuern zu stoppen (siehe Kasten).

Im Schein der Gaslampe

Auf die Idee, die Bunker besser zugänglich zu machen, kam Maeder vor wenigen Monaten. «Ich entdeckte Trampelpfade, die zu den Bunkern führten», erzählt er. Die Kindergartenklassen aus Jeuss hatten die Bunker besucht, wie er später herausfand. Maeder kehrte am selben Tag mit einer Lampe zurück. In einem der Bunker entdeckte er einen über 22 Meter langen Korridor, der zu rund 60 Prozent mit Erde gefüllt war. Wozu dieser gebaut wurde, kann Maeder nur erraten: «Vielleicht als Hinterhalt, in dem weitere Schützen lauerten. Vielleicht aber auch, um dort allfällige Verwundete zu versorgen.»

In dem langen Korridor hätten sich seither Dachse und andere Tiere einen Palast errichtet, sagt Maeder. Spontan fasste er einen Entscheid: Raus mit all dieser Erde. In elf Tagen karrte er geschätzte 25 Kubikmeter ans Tageslicht. «Ich habe eine Menge Tierknochen gefunden», erzählt er. Und dann, mittendrin, stiess Maeder im Schein seiner Gaslampe doch noch auf ein militärisches Überbleibsel: eine einzelne Patronenhülse. Nach seiner Einschätzung wurde sie im Jahr 1912 hergestellt.

Hundert Jahre nach Napoleon

Zu den drei Anlagen führen jetzt auffällige Wegweiser. Maeder hat sie selber hergestellt und beschriftet. Für die Bunker hat er Namen erfunden: «Trafalgar», «Austerlitz», «Waterloo». Er benannte sie nach Orten, an denen Napoleon Schlachten geführt hat. Denn Waterloo habe genau hundert Jahre vor dem Ersten Weltkrieg stattgefunden, im Jahr 1815, erklärt Maeder. Die Bunker im Salvenacher Wald tragen die Jahreszahl 1915. Diese und weitere Inschriften hat der Rentner mit schwarzer Farbe nachgezogen. Pläne an den Bunkereingängen erklären deren strategische Bedeutung. Der Besucher sieht, wo die Soldaten beobachteten, die Waffen bereithielten und wo sie sich Tee kochten. In den Bunker «Trafalgar» hat Maeder für die Besucher einen kleinen Grill eingebaut. Vor ein paar Tagen sei dieser heiss gewesen, sagt er, jemand habe ihn bereits verwendet.

Maeders Geheimplan

Wozu Jakob Maeder für Stunden, Tage und Wochen im Wald verschwand, wusste niemand ausser ihm. «Es war ein Geheimplan, wie bei militärischen Objekten oft üblich», sagt er. Der Gemeinde – immerhin Besitzerin des Grundstücks und damit auch der Bunker – sagte er kein Wort. «Bis heute hat sich niemand für die Bunker interessiert, also habe ich nach meinem Gutdünken gehandelt. Ich habe es für die Kinder, aber auch aus historischen Gründen getan», begründet er. Denn Maeder findet Militärstrategie spannend. Im Selbststudium hat er sich viel Wissen angeeignet. «Obwohl ich im Militär nur Unteroffizier war», wie er betont.

Weil er an die Kinder gedacht hat, baute Maeder bequeme Treppenstufen ein – und er installierte vielerorts Absperrungen. «Kinder turnen überall herum», weiss er, seit er am zweitletzten Tag vor den Sommerferien bereits eine Führung für rund 30 Kindergärtler organisiert hat. Maeder setzte einen Helm aus dem Ersten Weltkrieg auf, ein Familien-Erbstück. Und er liess Böller ab, wie er erzählt; die Kinder und ihre Kindergärtnerin hätten Freude gehabt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Maeder im Dorf für Aufsehen sorgt. Vor zwei Jahren plante er auf einer leerstehenden Parzelle beim Friedhof einen Kunstgarten. Das Projekt scheiterte am Widerstand der Bevölkerung.

Jakob Maeder zeigt in einem Salvenacher Bunker, wie Schweizer Soldaten sich im Ersten Weltkrieg gegen die Franzosen verteidigt hätten (unten). Sein Helm aus dieser Zeit ist ein Erbstück (oben).Bilder Mélanie Rouiller

Militärbunker: Im Seebezirk sind viele erhalten

Allein im Waldstück «Ober-Eichelried» in Salvenach gibt es ein Dutzend Militärbunker aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Dazu kommen zwei Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und weitere zwei, die 1988, kurz vor dem Ende des Kalten Krieges, erbaut wurden. In den benachbarten Gemeinden sind ebenfalls Bunker erhalten, weitere im Vully.

Im Ersten Weltkrieg befürchteten die eidgenössischen Strategen, die Armee Frankreichs könnte die Front mit Deutschland mit einem Vorstoss durch die Schweiz umgehen. Also wurde eine Fortifikationslinie errichtet, die vom Jurafuss über den Vully und Murten bis nach Salvenach reichte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde vieles abgebrochen – im Irrglauben, es werde keinen grossen Krieg mehr geben. Im Zweiten Weltkrieg entstanden weitere Bunker sowie die Panzersperren («Toblerone») von Löwenberg bis Kleingurmels. Die Linie diente als vorgezogene Stellung, weil sich der Bau der Reduit-Anlagen in den Alpen verzögert hatte. Seit dem Krieg sind viele Bunker in den Besitz der Grundeigentümer übergegangen. Längst nicht alle sind denkmalgeschützt.

Zu besonderer Bekanntheit hat es ein Bunker in Salvenach gebracht, in dem ein Vierteljahrhundert lang ein Mann namens «Ärnschtu» Gyoth wohnte. Er wurde allgemein geduldet; jahrelang brachte man ihm sogar seine AHV-Rente in den Bunker hinunter.mk

«Ich entdeckte Trampelpfade, die zu den Bunkern führten.»

Autor: Jakob Maeder

Autor: Salvenach

«Niemand hat sich für die Bunker interessiert, also handelte ich nach meinem Gutdünken.»

Autor: Jakob Maeder

Autor: Salvenach

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