Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Über die Bedeutung einer mysteriösen Grube

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mein Arbeitsweg führt am bestgehüteten Geheimnis Freiburgs vorbei: einem grossen Loch gleich an der Bahnlinie. Wie eine repräsentative Umfrage meinerseits gezeigt hat, haben es die meisten meiner Mitpendelnden noch nie bemerkt. Das Loch ist an sich auch unspektakulär und kaum von einer beliebigen Baugrube zu unterscheiden. Aber es ist keine Baugrube: Zwar wird in dem Loch ab und zu gebaggert, aber eben nichts gebaut. Und das schon seit zehn Jahren nicht.

Dass gebaggert wird, ist auch nicht eindeutig erwiesen. Im Loch ist zwar oft ein Bagger zu sehen, und das Loch erscheint mal etwas grösser, mal etwas kleiner. Aber ich kenne bis heute niemanden, der je einen Bagger in Aktion gesehen hat oder weiss, was es mit dem Loch auf sich hat. Verständlich, dass sich diejenigen, die das Loch bemerken, mit wilden Hypothesen überbieten: ein ausgefeiltes Baggertestlabor! Ein Ablenkungsmanöver für die geplante Deponie in der Lengi Weid! Eine archäologische Ausgrabung! Mit einem Bagger?

Wieso nicht? Schliesslich lässt sich auch aus Sedimenten Hochspannendes lernen. Zum Beispiel, dass die Denisova-Höhle im sibirischen Altai-Gebirge von gleich drei unterschiedlichen Unterarten des Menschen bewohnt war: den modernen Menschen, den Neandertalern und den nach der Höhle benannten Denisovaren. Von Letzteren hat man bis heute nur acht Skelettreste gefunden: vier Zähne und vier Knochensplitter, der bekannteste von einem Fingerknochen. Winzige Kleinstmengen ihrer DNA blieben sowohl in diesen Knochen als auch in den Sedimenten ihrer Wohnhöhle über hunderttausend Jahre erhalten. An alle Datenschutzbesorgte: Passen Sie also auf, wo Sie hinspucken!

Zugegeben, die Sedimente der Denisova-Höhle wurden nicht mit dem Bagger umgebaggert, sondern von Hand umgepinselt. Dennoch zeigt die so gewonnene und nun entschlüsselte DNA Erstaunliches, zum Beispiel, dass sich diese Unterarten zwar vor mehr als einer halben Million Jahren getrennt hatten, sich dann viel später in Sibirien aber wieder begegneten und sogar gemeinsame Kinder hatten: Ein Knochensplitter stammt von einer Person, die sowohl einen Neandertaler als auch einen Denisovaren als Eltern hatte.

Diese uralte DNA zeigt aber auch, dass die dort lebenden Gruppen extrem klein und sehr eng miteinander verwandt waren und dass es keiner ihrer Nachfahren je weg von Sibirien geschafft hat. Tja, Sibirien war ein hartes Pflaster und ist es noch heute. Von der halben Million Tscheschenen und Iguschen zum Beispiel, welche die Sowjetregierung mit Militärgewalt 1944 nach Sibirien umsiedelte, starb fast ein Drittel, viele während des Transports in unbeheizten Güterwagen oder vor Hunger und Krankheit innert Jahresfrist im frostigen Exil.

Gewichtige Vorwände für die Deportation dieser und vieler anderer Volksgruppen unter Stalin war die Denazifizierung der Grenzregionen zur Wahrung des Friedens. Hat nicht Putin vor einem Jahr, als er den Überfall auf die Ukraine – Stopp! Da kämen wir ja vom Kleinen ins Grosse. Und vom Thema ab!

Gehören Sie zu den eingeborenen Lochverstehern? Dann teilen Sie Ihr Insiderwissen mit einem verzweifelten, gebietsfremden Herpendler! Und zwar ganz anonym unter https://forms.gle/Aua7NasQJQ7FjgeCA

Daniel Wegmann ist Professor für Bioinformatiker an der Universität Freiburg und entwickelt statistische Verfahren, um biologische Prozesse auf Grund grosser Datensätze zu beschreiben. Er hat in Bern und den USA studiert und ist Mitglied einer FN-Autorengruppe, die regelmässig frei gewählte Themen bearbeitet.

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema