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Unmoralische Geschichten aus Peru

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Autor: Eva Bertschy

Vergangenen Samstag liefen am Internationalen Filmfestival Freiburg die ersten Filme einer eindrucksvollen Retrospektive über das Werk von Francisco Lombardi. Der peruanische Regisseur ist nach 35 Jahren Filmschaffen in seinem Land und im spanischsprachigen Raum Teil des kulturellen Inventars geworden, jenseits der Sprachgrenze ist er jedoch nahezu unbekannt.

Folter, Mord, sexueller Missbrauch – in jedem Film, immer und immer wieder. Lombardi liegt es aber fern, Menschen für ihre Taten zu verurteilen; sein moralisches Anliegen ist keineswegs eindeutig. Die Kritik könnte gegebenenfalls der Gesellschaft gelten, in der seine Figuren zu leben haben. Alle sind sie zerrissen zwischen widersprüchlichen Loyalitäten, geheimen Obsessionen und moralischen Grundsätzen, denen nicht zu entkommen ist.

Dostojewski als Inspiration

Im Gespräch mit den FN erzählt Lombardi, dass er Anfang der Neunzigerjahre bei der Lektüre von «Verbrechen und Strafe» festgestellt habe, dass sich die Atmosphäre der Gewalt und der Armut, die Dostojewski für das Russland von 1860 gezeichnet habe, auf die Gegenwart seines Landes übertragen lasse. Und vor ihrem Hintergrund die Geschichte Raskolnikovs. Diese lieferte die Vorlage für Lombardis Film «Sin compasión»: Romano-Raskolnikov ermordet seine hartherzige Vermieterin um einer Gerechtigkeit willen, die dem gemeinen Menschen nicht zugänglich ist. Er will mit seiner Tat einer jungen Prostituierten aus ihrer unsäglichen Armut verhelfen.

Ganz anders Percy Corso, der Protagonist von «Bajo la piel», einem Film, der schwärzer nicht sein könnte. Das Motiv für seinen Mord ist trivial. Er bringt seinen Nebenbuhler um und gewinnt so die Liebe einer selbstbewussten spanischen Pathologin, die ihn zum glücklichsten Menschen jener Hemisphäre macht. Die schreckliche Wahrheit liegt unterdessen in seinem Garten vergraben.

Metapher für Verbrechen

In Lombardis Stoffen spiegeln sich die Ereignisse der Entstehungsjahre dieser Filme (1992-1996). Er verweist im Gespräch auf die ersten Ausgrabungen der Leichen jener Menschen, die während des «schmutzigen Krieges» gegen den «Sendero Luminoso» (eine linksradikale Terrororganisation) der peruanischen Regierung unbemerkt zum Opfer gefallen waren. Die Leiche im Vorgarten wird zur Metapher für die Verbrechen, deren Motiv einzig die Habgier eines Einzelnen sein konnte. Im Gegensatz dazu sind die Leichen des «Sendero Luminoso» im einige Jahre älteren Film «La boca del lobo» öffentliche Schauobjekte im Kampf für eine «gerechtere» Weltordnung, deren Idee zweifellos fragwürdig erscheint.

Ausgrabungen werden wiederum im Film «Ojos que no ven» zum Thema. Hintergrund von sechs sich überschneidenden Einzelschicksalen liefert die Affäre Montesinos, im Verlauf derer die Wahrheit über die Massaker, die Foltermethoden und die Korruption während der Amtszeit Fujimoris ans Licht kam.

Schrecken der Geschichte

So verschafft diese Retrospektive dem Zuschauer nicht nur einen nahezu lückenlosen Einblick in das Werk eines vorzüglichen Filmschaffenden, sondern auch in die Schrecken der Geschichte Perus, deren Episoden Lombardi mit jedem seiner Filme sorgfältig und spannungsreich schreibt.

Am Freitag und Samstag sind noch acht Filme aus dem Lombardi-Panorama zu sehen (Programm unter www.fiff.ch oder im Festivalzentrum im Alten Bahnhof). Heute Freitagabend diskutiert Lombardi im Anschluss an die Vorführung von «Bajo la piel» (21 Uhr im Cap’Ciné 5) mit dem Filmkritiker Federico de Cárdenas.

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