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Unscharfes Bild der Protestwähler

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Wenn 10 000 von 90 000 Freiburger Wählern entweder einem krassen Aussenseiter ihre Stimme geben oder aber leere und ungültige Stimmzettel einlegen, dann spricht vieles für eine Protestwahl. Trotzdem findet der Politologe Lukas Golder vom Forschungsinstitut «gfs.bern» diese Zahl moderat: «Es wäre ein hoher Anteil, wenn es sich um einen Juxkandidaten handeln würde, aber das ist meiner Ansicht nach bei Alfons Gratwohl nicht der Fall.»

Golder verweist auf die vielen Wähler, die «aus klassischen Parteilagern ausbrechen wollen», so Golder. Dass das eine starke Kraft darstellt, zeige die Wahl von Thomas Minder in den Ständerat.

Der Berner Politologe bringt im Fall der Freiburger Wahlen den Sprachenfaktor hinein. Er hat erkannt, dass Gratwohl vor allem im französischsprachigen Kantonsteil gut abgeschnitten hat, und sieht da ein Potenzial für Jean-François Steiert: «Jetzt muss Steiert zeigen, dass er auch für Französischsprachige eine gute Wahl ist.» Die Tatsache, dass Gratwohl ebenfalls in kleinen Dörfern hohe Stimmenanteile erzielte, ist für Golder ein typisches Anzeichen für Alternativwähler, wie er sie bezeichnet. In den kleinen Gemeinden gibt es meist keine Ortsparteien, und der Lokalkolorit spielt mit. «Diese Wähler sind in einem zweiten Wahlgang grundsätzlich mobilisierbar», so Golder.

«Keine Anhaltspunkte»

Sowohl Siggen wie auch Steiert haben nach Ansicht des Politologen ihre Sache im bisherigen Wahlkampf gut gemacht. Siggen bringe ein grösseres Lager, aber eine schwierigere Konstellation mit, Steiert mehr Bekanntheit, aber ein kleineres Lager. «Beide müssen sich nun parteilich noch mehr abheben, um die Alternativwähler, die sich keinem Lager zugehörig fühlen, zu mobilisieren», rät Golder.

Für den Politologen Michael Hermann von der Forschungsstelle «sotomo» wäre es aber falsch, wenn sich Steiert und Siggen nun zu sehr auf Drittstimmen konzentrierten: «Sie sollten zu ihren Stärken stehen und nicht die Kampagne neu justieren.» Dies umso mehr, als die Protestwähler nicht klar zu identifizieren sind und die Kandidaten deshalb gar nicht so recht wissen, wen sie neu mobilisieren sollen.

Als «völlig offen» bezeichnet Hermann die Ausgangslage vor dem 13. Oktober. «Es gibt keine Anhaltspunkte.» Er hat früher schon darauf hingewiesen, dass mit einem solch geringen Rot-Grün-Anteil in der Wählerschaft eigentlich keine Mehrheit in der Regierung zu gewinnen ist. Hermann kann sich aber vorstellen, dass die SP mit starken Figuren in Freiburg das schaffen kann. Der Vergleich mit anderen Kantonen lasse kaum Prognosen für Freiburg zu. Die Wahl von Richard Wolff von der Alternativen Liste in den Zürcher Stadtrat zeigt, welche Dynamik eine Kandidatur abseits der etablierten Parteien nehmen kann. Auch können die Stärkeverhältnisse vom ersten in den zweiten Wahlgang kippen, wie jüngst Wahlen in den Basellandschaftlichen Regierungsrat oder den Badener Stadtrat zeigten. «Entscheiden sich die Protestwähler um, oder gehen sie gar nicht mehr wählen? Das ist unberechenbar», so Hermann.

Der Politologe attestiert Siggen, seinen Bekanntheitsnachteil gegenüber Steiert wettgemacht zu haben und so in der Poleposition zu stehen. «Andererseits bin ich bei Prognosen schon so oft falsch gelegen …»

 

Jean-Pierre Siggen

Jean-François Steiert

 

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