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Untaten statt Worte

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Untaten statt Worte

Im Kanton Freiburg leiden immer mehr Kinder unter körperlicher oder seelischer Gewalt

Die Zahlen sind alarmierend: Im Kanton Freiburg werden jedes Jahr mehr Kinder zu Opfern von körperlicher oder seelischer Gewalt. Allein letztes Jahr hatte das Jugendamt über 2000 Jugendliche zu betreuen, die sich mit ihrer familiären oder schulischen Situation nicht mehr zurechtfanden. Auch sexuelle Missbräuche von Minderjährigen gehören bald zur traurigen Tagesordnung.

Bei der Freiburger Opferberatungsstelle für Kinder und Jugendliche – einer Unterabteilung des Kantonalen Jugendamtes – war letztes Jahr ein trauriger Rekord zu verzeichnen: Nicht weniger als 164 Mal mussten sich die Betreuerinnen und Betreuer um junge Menschen kümmern, die es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr daheim oder in der Schule aushielten oder die ihnen aufgrund von eindeutigen Hinweisen Dritter zugeführt worden waren. Ein Jahr zuvor waren noch 135 Fälle zu behandeln.

55 der Betreuten waren zwischen null und sieben, 80 zwischen acht und fünfzehn und 29 zwischen sechzehn und achtzehn Jahren alt.

Vor der Beratung ins Spital

Das Freiburger Jugendamt selber beschäftigte sich 1999 mit insgesamt 2200 jungen Hilfesuchenden, die entweder direkt unter körperlicher oder seelischer Gewalt litten oder – beispielsweise wegen der Scheidung ihrer Eltern, der plötzlichen Arbeitslosigkeit des Vaters oder einer Überforderung in der Schule – nicht mehr weiter wussten.

Joseph Aerschmann, der stellvertretende Dienstchef des Freiburger Jugendamtes, hat im Lauf der Jahre festgestellt, dass die Bereitschaft, den Kindern und Jugendlichen körperliche Gewalt anzutun, «massiv gestiegen» sei. «Dass wir Kinder erst ins Krankenhaus bringen müssen, bevor wir die eigentliche Beratung aufnehmen können, kommt alles andere als selten vor.»

Deutlich zugenommen hat laut Aerschmann – bei weiterhin steigender Tendenz – auch die Zahl der Kinder, an denen sich Erwachsene sexuell vergingen. «Die Hemmschwelle, sich an den schwächsten Mitgliedern in körperlicher oder seelischer Art zu vergreifen, ist dramatisch gesunken», fasst Aerschmann zusammen.

Erzieher überfordert

Gegenüber den FN führte der Dienstchef des Jugendamtes dieses Phänomen in erster Linie auf eine zunehmende Überforderung der Eltern zurück: «Zahlreiche Väter und Mütter sind ihrer Erziehungsaufgabe aus wirtschaftlichen, zeitlichen oder intellektuellen Gründen nicht mehr gewachsen und gehen einer konstruktiven Auseinandersetzung mit ihren Kindern durch Schläge aus dem Weg.»

Zweitens, sagt Aerschmann, mache er auch immer wieder die Erfahrung, dass Elternteile, die in ihrer Jugend ihrerseits schon Gewalt erlebt hatten, deutlich eher dazu neigten, ihre Probleme handgreiflich zu «lösen».

Diese Weitergabe früherer Erfahrungen gelte auch und ganz besonders in jenen Fällen, in denen Kinder sexuell missbraucht werden und wo die Täterschaft meist im familiären Umfeld der Opfer zu finden ist (siehe auch Kasten unten rechts): «Ein Mann, der als Kind etwas Entsprechendes erleben musste, tendiert grundsätzlich eher dazu, sich seinerseits an Minderjährigen zu vergreifen als jemand, der auf eine normale Jugendzeit zurückblicken darf.»

Der Grund dafür liegt für Aerschmann auf der Hand: «Der Täter weiss, dass er das, was er will, mühelos haben kann und erst noch nicht befürchten muss, dass sein Tun auffliegt. Er selber konnte sich damals ja auch nicht gegen die Übergriffe wehren.»

Zahllose Freiburger Kinder leiden allerdings nicht «nur» unter körperlicher Gewalt, sondern auch unter psychischen Lasten: «Schlimm ist, wenn die Eltern von ihren Kindern permanent schulische Höchstleistungen verlangen, welche die Kleinen auf Dauer aber unmöglich erfüllen können», erklärt Joseph Aerschmann. Mit Sackgeldkürzungen, demonstrativ gezeigter Enttäuschung oder vorübergehendem Liebesentzug würden die Kinder dann für ihr «Versagen» bestraft. Und hätten dann noch grössere Mühe, die Erwartungen erfüllen zu können.

Während körperliche Misshandlungen von Kindern laut Aerschmann mehrheitlich in sozial unterprivilegierten Schichten an der Tagesordnung sind, kommen Kindsmisshandlungen der seelischen Art gemäss dem Experten vornehmlich in den besten Familien vor. Johannes Hofstetter

«Tabu gebrochen»

Eine Zunahme der Tätlichkeiten, die an Kindern und Jugendlichen begangen werden, registriert nicht nur das Freiburger Jugendamt (siehe Haupttext). Auch die Beamtinnen und Beamten der Jugendbrigade der Kantonspolizei stellen fest, dass die Erwachsenen immer weniger Skrupel haben, sich an den Kleinen und Halbwüchsigen zu vergehen: Zwanzig Mal musste die Polizei letztes Jahr wegen Tätlichkeiten an Kindern ermitteln; dazu kamen 52 Fälle von sexuellem Missbrauch.

«In der letzten Zeit haben wir wesentlich mehr mit Kindsmisshandlungsfällen zu tun als noch vor sechs oder sieben Jahren», erklärt auch die Freiburger Untersuchungsrichterin Françoise Morvant. Den Hauptgrund dafür sieht sie darin, dass es den Nachbarn, Lehrern und Angehörigen zunehmend leichter fällt, Übergriffe auf Minderjährige zu melden. «Als die Medien plötzlich damit begannen, regelmässig über Kindsmisshandlungen zu berichten, wurde ein Tabu gebrochen. Vorher getraute sich ja niemand, verdächtige Personen anzuzeigen oder auf offensichtliche Abnormitäten hinzuweisen.»

Auf Zahlen mag sich Morvant nicht festlegen. Aber fest steht ihrer Ansicht nach, dass «rund 80 Prozent» aller Kindsmisshandlungen innerhalb der Familie stattfinden und nicht dem grossen Unbekannten, der die Kleinen mit Süssigkeiten in den Wald oder einen Keller lockt, in die Schuhe geschoben werden können.

Aus Erfahrung weiss Morvant inzwischen auch, dass es sich bei den (Sexual-)Tätern höchst selten um brutale Individuen handelt. Sondern meist um Verwandte und Bekannte, welche ihren Opfern erst mit ausgesuchter Höflichkeit begegnen, um sie dann unter massiver seelischer Druckausübung gefügig zu machen und zur Verschwiegenheit zu «vergewaltigen».

Im Lauf ihrer Tätigkeit hat Françoise Morvant festgestellt, dass die Täter nicht selten erleichtert sind, wenn sie früher oder später erwischt werden: «Besonders Väter, die ihre Kinder sexuell miss-braucht haben, sagen häufig, sie seien froh, dass dieser Alptraum nun auch für sie vorbei sei.» jh

Tipps für Kids

Unnötige Risiken im Umgang mit Erwachsenen können Kinder mit ein paar elementaren Schutz-
massnahmen vermeiden.

· Du hast das Recht, über deinen Körper zu bestimmen und unerwünschte Berührungen abzulehnen, auch wenn es sich um einen dir bekannten Erwachsenen handelt.

· Wenn ein Unbekannter auf dich zukommt, meide ihn. Es ist nicht unhöflich, einen Erwachsenen zu ignorieren, der eine Auskunft will. Er kann sich anderswo erkundigen.

· Wenn du dich nach dem Weg erkundigen willst, frage einen Polizisten oder in einem Geschäft.

· Wenn du dich auf der Strasse in Gefahr fühlst, nähere dich einer Gruppe von Leuten.

· Nimm nie die Einladung eines Unbekannten in ein Café oder zu einem Fest an.

· Lehne es ab, mit einem Unbekannten eine Fahrt im Auto zu machen oder von ihm Geschenke anzunehmen.

· Denk daran, dass Autostopp gefährlich sein kann.

· Begleite einen Unbekannten weder in ein Haus, das du nicht kennst, noch in einen Keller oder in eine Garage.

· Wenn dich ein Unbekannter packen will, schreie s

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