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Vereine sind «urdemokratisch»

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Autor: Pascale Hofmeier

Herr Lichtsteiner, stimmt es, dass die Schweiz das Land mit den meisten Vereinen ist?

Nicht ganz. Die Schweiz belegt mit einem Verein auf 100 Einwohner sicherlich weltweit einen Spitzenplatz. In Frankreich gibt es aber beispielsweise einen Verein pro 63 Einwohner.

Wie viele Mitglieder hat ein Schweizer Verein im Schnitt?

Dazu gibt es keine gesicherten Zahlen. Viele sind in mehreren Vereinen Mitglied, dadurch entstehen Doppelzählungen. Hinzu kommen vereinsähnliche Gebilde, zum Beispiel Personen, die regelmässig zusammen Fussball spielen. Belegt ist, dass etwa 2,5 Millionen Schweizerinnen und Schweizer Mitglied in einem der rund 35000 Sportvereine sind.

Wie viele Vereine hat der Kanton Freiburg?

Wir haben Zahlen für die Stadt Freiburg erhoben, dort gibt es rund 320 Vereine. Das entspricht dem schweizerischen Durchschnitt. Unsere Studie kam weiter zum Schluss, dass es im Sensebezirk eher überdurchschnittlich viele Vereine gibt, im Saanebezirk dafür eher unterdurchschnittlich.

Gibt es dafür eine Erklärung?

Die Vereinslandschaft orientiert sich an den kulturellen Begebenheiten. Das heisst, die Deutschschweiz orientiert sich eher an Deutschland, dort dominieren Vereine aus den Bereichen Gesundheit und Soziales. Die Westschweiz schaut nach Frankreich, dort gibt es sehr viele kulturelle Vereine. Dass es im Sensebezirk mehr Vereine gibt als im Saanebezirk ist eher zufällig.

Warum gibt es überhaupt Vereine?

Sie sind im Prinzip urdemokratische, liberale Gebilde. Vereine übernehmen häufig Anliegen, die der Staat nicht als seine Aufgabe betrachtet. Sie ergänzen also die Leistungen der öffentlichen Hand. Gleichzeitig sind sie sozialer Kitt für unsere Gesellschaft, denn Beziehungsnetze in Vereinen sind oft eng. Ein Staat muss rein volkswirtschaftlich gesehen ein grosses Interesse an einer funktionierenden Vereinslandschaft haben. Jährlich setzen Vereine in der Schweiz 13 Milliarden Franken um. Hinzu kommt die Freiwilligenarbeit, die in Vereinen geleistet wird. Sie entspricht 108000 Vollzeit-Stellen. Das könnte niemand bezahlen.

Hat die geografische Lage des Sensebezirks einen Einfluss auf die Zahl der Vereine?

Hinter den Vereinen steht ein Selbsthilfegedanke. Wenn eine Gemeinschaft räumlich klar abgegrenzt ist, wird das Element der Verbundenheit verstärkt, und es entstehen schneller Vereine.

Ist jedes Engagement im Verein selbstlos?

Ein Teil der Motivation ist sicher altruistisch. Oft motiviert die Leute jedoch, dass sie im und mit dem Verein etwas bewirken können. Häufig profitieren die Personen zudem selber von den Vereinsleistungen, zum Beispiel im Sportverein. Oder sie engagieren sich, weil es ihren Kindern etwas bringt, zum Beispiel im Trägerverein für die Kinderkrippe. Es ist nicht negativ mitzuprofitieren, denn letztlich gewinnt die Gemeinschaft auch immer etwas.

Viele Vereine beklagen sich, ihnen fehlten die engagierten Vorstandsmitglieder.

Das ist wenig überraschend. Wenn jeder der 80000 Vereine in der Schweiz fünf Vorstandsmitglieder hat, benötigt das ganze Land gegen 400000 Vorstandsmitglieder. Und leider ist nicht jedes Vorstandsmitglied gleich motiviert. Doch es braucht Leute, die sich wirklich engagieren. Der typische Vereinsvorstand in der Schweiz ist männlich, hat einen höheren Abschluss, eine Familie und ist in drei bis fünf Vorständen. Es sind somit Personen, die bereits gesellschaftlich eingebunden sind und nicht diejenigen, die viel freie Zeit haben. Schlussendlich ist es wohl eine Grundprägung, ob sich jemand für die Gemeinschaft verantwortlich fühlt oder nicht.

Die Gesellschaft ist zunehmend individualisiert. Sind Vereine überhaupt noch zeitgemäss?

Das allgemeine Interesse an Vereinen nimmt nicht ab. Allerdings sinkt die Bereitschaft, sich Jahrzehnte in einem Verein zu verpflichten. Die Leute wechseln heute viel schneller den Verein, sind zum Beispiel drei Jahre im Volleyballverein und wechseln dann zum Hockeyclub. Viele Vereinsmitglieder sind entsprechend bereit, bei einem Projekt im Verein mitzuarbeiten, wollen aber nicht für die nächsten zehn Jahre in ein Amt gewählt werden.

Das Buch zum Thema:«Der dritte Sektor der Schweiz» (2010) von Bernd Helmig, Hans Lichtsteiner und Markus Gmür. Haupt Verlag, Preis 49 Franken.

Professor Paul Lichtsteiner: «Das allgemeine Interesse an Vereinen nimmt nicht ab.»Bild Charles Ellena

«Im Sensebezirk gibt es eher überdurchschnittlich viele Vereine.»

Autor: Hans Lichtsteiner

Autor: Professor an der Universität Freiburg

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