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Verständnis für die Deutschfreiburger

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Geht es um die Zukunft eines Bezirks, ist die Planung der Verkehrswege eine der zentralen Aufgaben. Im Interview äussert sich der Freiburger Kantonsingenieur André Magnin zur Umfahrung Kerzers, zum Zusammenhang zwischen Verkehr und Raumplanung und erklärt, warum der Kanton Freiburg das geänderte Trasse der Verbindungsstrasse H 10 akzeptiert.

André Magnin, welches sind im Moment die grössten Baustellen in der Verkehrs­planung des Seebezirks?

Nachdem der Grosse Rat im September 2016 mit Kerzers und Givisiez zwei zusätzliche Umfahrungsprojekte verlangt hat, rekrutieren wir jetzt Projektleiter, um die Grundlagenstudien für die sieben Umfahrungsprojekte erarbeiten zu können.

Das zweite wichtige Projekt ist die Verbindungsstrasse zwischen Birch und Luggiwil in Düdingen. Sie betrifft auch den Seebezirk. Denn der Autobahnanschluss Düdingen ist im Moment oft überlastet. Die neue Verbindungsstrasse soll Abhilfe schaffen, Reisende aus dem Seebezirk werden dadurch die Autobahn A 12 schneller erreichen.

Ein Argument gegen die Umfahrung von Kerzers war, viel Verkehrs sei hausgemacht. Fahren in Kerzers schlicht zu viele Autos?

Tatsächlich werden wohl nicht so viele Menschen die Umfahrung von Kerzers benützen, wie das wünschbar wäre. Der Grossteil des Verkehrs in Kerzers entsteht durch Menschen, die in Kerzers wohnen. Sie benutzen das Auto zum Einkaufen, oder sie fahren mit dem Auto in Kerzers auf die Autobahn. Die Umfahrung wird nur die Autos abfangen, die von der Autobahn in Richtung Fräschels und weiter fahren. Die Umfahrung bringt deshalb nicht die gewünschte Entlastung. Das ist aus technischer Sicht der zentrale Unterschied gegenüber den anderen Umfahrungsprojekten.

Der Seebezirk klagt regelmässig, er werde vom Kanton vernachlässigt. Hören Sie solche Klagen auch aus anderen Bezirken?

Ich habe schon das Gefühl, dass ich diese Klagen vor allem aus dem Seebezirk und dem Sensebezirk höre. Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht zufällig ist, sondern mit dem Status von Deutschfreiburg als Minderheit zu tun hat. Offenbar fühlt sich eine Minderheit schneller benachteiligt. Ich kann das durchaus nachvollziehen. Wir Romands befinden uns ja auf nationaler Ebene in der gleichen Situation mit den Deutschschweizern. Im Übrigen vertreten auch andere Bezirke ihre Wünsche bei uns. Es ist auch normal, dass jede Region ihre Interessen vertritt.

Sie glauben nicht, dass diese Klagen berechtigt sind?

Ich glaube nicht. Das hat kürzlich auch die Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss gezeigt. So sind beide Deutschfreiburger Bezirke an eine Autobahn angeschlossen, im Gegensatz etwa zum Glanebezirk. Zudem ist der Seebezirk besonders gut an die Eisenbahn angeschlossen.

Per 2020 übernimmt der Bund die Moosstrasse von Murten über Sugiez nach Ins. Ursprünglich war diese Nationalstrasse aber nicht so geplant.

Die H 10 soll die beiden Autobahnen A 1 bei Murten und A 5 bei Neuenburg verbinden. Ursprünglich sollte die Verbindung der Autobahnen vom Anschluss Kerzers über eine Umfahrung von Müntschemier nach Ins und von dort weiter nach Neuenburg führen. Bis zur Landesausstellung 2002 hat der Kanton Bern den Abschnitt zwischen Zihl und Ins gebaut. Für den Abschnitt zwischen Ins und Kerzers zeichneten sich rechtliche und finanzielle Schwierigkeiten ab. Der Kanton Bern beschloss, auf den weiteren Ausbau zu verzichten. Das Bundesamt für Strassen hat dann vorgeschlagen, dass sich stattdessen die Strasse zwischen Murten und Sugiez zur Nationalstrasse ausbauen liesse. Wir haben schlussendlich zugestimmt. Denn die Verbindung bringt die beiden Kantonshauptstädte Freiburg und Neuenburg einander näher.

Warum braucht man solche Verbindungen zwischen den Autobahnen? Stehen wirtschaftliche Bedürfnisse dahinter?

Wir vereinfachen zum Beispiel den Freiburgern das Leben, die in Neuenburg arbeiten. Wir haben Unternehmen wie die Groupe E, die in Freiburg und Neuenburg präsent ist. Für die Westschweizer ist diese Verbindung also von grosser Bedeutung, wenn auch eher symbolisch als wirtschaftlich. Die Unternehmen werden durch die Verbindung nicht Millionen an Franken einsparen. Aber sie macht die Verbindung der Standorte einfacher. Auch aus diesem Grund arbeitet der Kanton Freiburg an der Einführung des Halbstundentakts auf der Linie Freiburg–Neuenburg.

Neue Strassen bringen neuen Verkehr. Wie viel Mehrverkehr bringt die H 10?

Die Moosstrasse ist keine neue Strasse und soll künftig zweispurig bleiben. Sie soll keine zusätzliche Kapazität erhalten. Sie soll deshalb auch keinen zusätzlichen Verkehr bringen.

Politiker aus dem Seebezirk beklagten sich, der Verkehr habe durch die neue Verkehrsführung zugenommen.

Während der Expo.02 wurde die Signalisation so umgestellt, dass die Autos von Bern in Richtung Neuenburg die A 1 erst in Murten verlassen und über die Moosstrasse fahren statt wie früher über Kerzers. Denn die Strasse von Kerzers nach Ins war für den zusätzlichen Verkehr zu klein. Nach der Landesausstellung wurden die Signale nicht mehr geändert. Die Leute hatten sich daran gewöhnt und die Verbindung über Murten war in Navigationssystemen gespeichert. Dadurch hat der Verkehr auf der Moosstrasse nicht mehr abgenommen.

Aus dem Seebezirk waren Klagen zu hören, die provisorische Verkehrsführung werde entgegen der Versprechen zur definitiven Lösung.

Wir verstehen, dass einige Betroffene im Seebezirk nicht glücklich sind. Tatsache ist: Die Moosstrasse ist seit langem gut ausgebaut. Die Strasse über Ins und Müntschemier hätte man erst für teures Geld bauen müssen. Mehrere Millionen Franken für eine zweite Verbindung einzusetzen, macht keinen Sinn. Wenn beide Routen auf Freiburger Boden liegen würden, würde man wohl keinen Moment an eine weitere Verbindung denken. Durch die Schwierigkeiten der Berner haben wir unsere ursprüngliche Ablehnung überdacht. Wir haben gesehen, dass die Verbindung über Sugiez vernünftiger und verkehrstechnisch interessant ist. Dafür haben wir die betroffenen Wohnquartiere entlang der Moosstrasse in Sugiez lärmtechnisch saniert.

Oberamt

Angebot der Buslinien soll optimiert werden

«Umfahrungen sowie der Anschluss der Moosstras­se an die A 1 beschäftigen uns am meisten», sagt Daniel Lehmann, Oberamtmann des Seebezirks, auf Anfrage. Ein direkter Anschluss der Moosstrasse über ein Viadukt an die A 1 wäre laut Lehmann die beste Lösung, um den strategischen Sektor Löwenberg zu erschliessen. «Im öffentlichen Verkehr haben wir den grossen Ausbauschritt Anfang 2016 gemacht, als die Schülertransporte in den öffentlichen Verkehr eingegliedert wurden.» Nun gehe es um die Optimierung des Busangebots. «Und dank dem geplanten Ausbau der Bahnlinie Lyss–Lausanne müssen Reisende aus dem Seebezirk nach Lausanne künftig nicht mehr in Payerne umsteigen», so Lehmann.

sos

«Minderheiten fühlen sich offenbar schneller benachteiligt. Ich kann das nachvollziehen.»

André Magnin

Kantonsingenieur

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