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«Viel von Hörbehinderten gelernt»

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«Viel von Hörbehinderten gelernt»

Die Bowling-EM der Gehörlosen findet in Muntelier statt

Erstmals findet in der Schweiz eine Europameisterschaft im Bowling für Hörbehinderte statt. Eine Woche lang messen sich 183 Athletinnen und Athleten aus 25 Ländern in Muntelier.

Von PATRICK HIRSCHI

Beim Eintreten ins Bowlingcenter fällt vorerst nichts auf. Die Bowlingkugeln dröhnen dumpf, wenn sie auf der Bahn rollen; und laut scheppert und poltert es, wenn die Kegel umkippen und durcheinanderwirbeln. Erst nach ein paar Minuten bemerkt man, dass nur wenige Worte fallen und dass die im Bowlingcenter sonst übliche Musikberieselung fehlt.

Es ist Samstagnachmittag, und die Schweizer Nationalmannschaft trainiert für die Bowlingeuropameisterschaft der Gehörlosen. Diese findet vom 20. bis 27. Mai auf den 24 Bahnen des Bowlingcenters in Muntelier statt.

Bowling-Sektion seit fünf Jahren

Es ist das erste Mal, dass in der Schweiz eine internationale Meisterschaft für taube oder schwerhörige Bowler veranstaltet wird. Organisiert wird sie von der Sektion Bowling des Schweizerischen Gehörlosen-Sportverbandes (SGSV). Die Sektion besteht seit 2001. Ihr gehören etwa 25 Mitglieder an.

Der Dachverband SGSV wurde 1930 gegründet. Vertreten sind etwa 15 Sportarten, darunter Schiessen, Fussball, Ski alpin, Snowboard, Beachvolleyball und Leichtathletik.

Schwierigkeiten im Alltag

Warum Hörbehinderte einen eigenen Sportverband bilden, hat mehrere Gründe. Die Hörbehinderten seien im Nachteil, weil sie zum Beispiel Zurufe oder einen Startschuss nicht hören können, erklärt die stellvertretende OK-Präsidentin Yvonne Hauser, die sich die Fragen des FN-Journalisten von einer Dolmetscherin in Gebärdensprache übersetzen lässt.

Hauser nimmt selber am EM-Turnier teil. Sie erklärt, dass hörbehinderte Bowler gegenüber den Hörenden auch deshalb im Nachteil sind, weil sie zum Teil ein weniger ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl haben. Trotzdem treten sie immer wieder gegen Hörende an.
Die Kommunikation sei einfacher, wenn man untereinander ist, meint OK-Mitglied Heinz Roos. Das sei ein weiterer Grund, warum sich hörbehinderte Sportler separat organisieren. Er erlebe es halt immer wieder, dass er als Hörbehinderter im Alltag vergessen gehe, zum Beispiel in den Pausengesprächen am Arbeitsplatz. «Wenn ich mich dann melde und den Kollegen sage, dass ich auch noch da bin, entschuldigen sie sich zwar. Aber wenn sie etwas von mir wollen, können sie sich ganz gut mitteilen», stellt er fest.
Dafür kennt die Kommunikation für Gehörlose keine sprachlichen Grenzen. Weil praktisch alle die internationale Gebärdensprache beherrschen, können sich Hörbehinderte aus aller Welt problemlos miteinander unterhalten.

Beim Wettkampf keine Hörgeräte

Die beiden Trainer der Nationalmannschaft sind Hörende. «Wir haben viel von den Hörbehinderten gelernt», meint Urs Kobel. Weder er noch Mirko Melzani beherrschen die Gebärdensprache. «Aber wir können trotzdem kommunizieren», sagt Melzani – einerseits durch Lippenlesen, andererseits dank der Vermittlung durch Spieler, die nicht taub, sondern nur schwerhörig sind. Diese müssen übrigens für den Wettkampf ihre Hörgeräte abgeben, damit für alle die gleichen Chancen bestehen.

Eigentlich hätten sie als Trainer Anrecht auf eine Dolmetscherin, erzählt Kobel. Aber das sei zu umständlich, vor allem, wenn es um Bowling-Fachbegriffe gehe, fügt Melzani hinzu.
Für die beiden Berner ist die Zusammenarbeit mit Hörbehinderten auch auf persönlicher Basis lehrreich. Vor allem würden Emotionen ganz anders ausgedrückt, stellen sie fest. «Wo wir vielleicht etwas lauter werden, wird bei Hörbehinderten mehr gestikuliert», sagt Melzani. «Und Hörbehinderte sehen mir sofort an, wenn meine Aufmerksamkeit nachlässt», so Kobel.
Tambouren an der Eröffnungsfeier

Das Budget für die Ausrichtung der EM beträgt laut OK-Mitglied Yvonne Hauser rund 60 000 Franken. Für rund die Hälfte des Betrages sei man noch immer auf Sponsorensuche, sagt sie. Die meisten der angefragten Firmen haben abgelehnt.

An der Eröffnungszeremonie am 21. Mai sind nebst diversen Gastreferenten auch die Tambouren aus Murten eingeladen. Man könne diese Musik als Gehörloser zwar nicht hören, aber dafür mit dem Körper fühlen, sagt OK-Mitglied Heinz Roos. Auf das Abspielen einer Nationalhymne bei der Siegerehrung wird verzichtet. Wichtiger seien die Landesfahnen, betont Roos. hi

www.sgsv-fsss.ch
Medaillenchancen für die Schweiz

An der Europameisterschaft in Muntelier wird einzeln, im Doppel, im Trio sowie zu fünft gespielt. Zudem gibt es am Schlusstag eine Gesamtwertung sowie ein Masters, wo die 16 Besten nochmals gegeneinander antreten.

«Im Einzel haben wir eine klare Medaillenchance», sagt Trainer Urs Kobel. Favorit innerhalb der zwölfköpfigen Schweizer Mannschaft ist Reto Schellenberg. Der Zürcher hatte an der Hörbehinderten-Olympiade «Deaflympics» im letzten Jahr in Melbourne (AUS) als erster Europäer das Maximum von 300 Punkten erreicht.

Die Schweiz gilt als relativ junge Bowling-Nation. In anderen Ländern sind gehörlose Bowler gemäss Heinz Roos schon seit 30 Jahren in einem Verband organisiert. hi

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