Autor: Irmgard Lehmann
Wenn über die Sommerfestspiele Murten Classics gesprochen wird, dann vor allem über die Konzerte im Schlosshof mit der grandiosen Kulisse. Um aber das Motto «Grenzen – grenzenlos» verständlich zu machen, möchte der künstlerische Leiter Kaspar Zehnder das Augenmerk vermehrt auf die zahlreichen kleineren Konzerte richten. Mihaela Ursuleasa, Magdalena Ko?zená, das Pavel Haas Quartett oder Andrea Bacchetti sind nur einige der zahlreichen international bekannten Musikerinnen und Musiker, die in Murten auch im kleinen Rahmen auftreten.
Wunderkind Ursuleasa
Das erste Kammerkonzert ist am Sonntag, 21. August, in der Kirche Meyriez mit der Pianistin Mihaela Ursuleasa zu hören. Sie ist dieses Jahr «Artist in Residence» und spielt Werke von Schubert, Bartók, Constantinescu und Enescu. Gemeinsam mit der amerikanischen Geigerin Tai Murray stellt sie den berühmtesten rumänischen Komponisten, George Enescu, ins Zentrum ihres Programms.
Mihaela Ursuleasas Vater, ein Roma, war Jazzpianist, ihre moldawische Mutter war Sängerin. Mihaela war ein sogenanntes Wunderkind, das schon mit neun Jahren die 32 Variationen von Beethoven spielte und auf Konzertreisen ging. Die junge Musikerin sollte wie eine Leistungssportlerin zu technischer Perfektion gedrillt werden. 1990 spielte sie als Zwölfjährige dem Dirigenten Claudio Abbado vor. Der riet ihr, sich für eine intensive musikalische Entwicklung Zeit zu lassen. Mihaela Ursuleasa befolgte seinen Rat und blieb in Wien. Sie zog sich vom Konzertieren zurück und konzentrierte sich auf ihre schulische und pianistische Ausbildung. 1995 gewann sie den Clara-Haskil-Wettbewerb. 1998 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen mit dem Mozarteum-Orchester und im Januar 1999 ging sie mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi auf Tournee. Im gleichen Jahr machte sie ihr Diplom als Konzertpianistin in Wien.
Festivaltalk mit Film
Kaspar Zehnder gibt zum Auftakt der Murten Classics Einblick in die Werkauswahl und beantwortet die Frage, was die Komponisten mit dem Festival-Motto «Grenzen – grenzenlos» verbindet. Beim Festivaltalk am Mittwoch wird im Kino Murten der Film «Le concert» gezeigt. Er erzählt auf unterhaltsame Weise den Aufstieg und den Fall eines russischen Dirigenten.
Spezieller Obertongesang
Nicht weniger als vier Konzerte stehen am ersten offiziellen Wochenende auf dem Programm der Murten Classics. Zum ersten Mal auch «Offen für Neues» mit Obertongesang. Bei dieser Gesangstechnik werden aus dem Klangspektrum der Stimme einzelne Obertöne so herausgefiltert, dass sie als getrennte Töne wahrgenommen werden und der Höreindruck einer Mehrstimmigkeit entsteht. Der Interpret Bruno Bieri, der am nächsten Samstag singt, beherrscht nicht nur den Obertongesang, sondern setzt auch das Hang ein. Das Hang ist ein Musikinstrument, das aus zwei miteinander verklebten Halbkugelsegmenten aus gehärtetem Stahlblech besteht.
Um die Grenze zwischen Leben und Tod geht es am Sonntag in Franz Schuberts «Winterreise» bei der Vokalmusik von Simon Bucher (Klavier) und Clemens Löschmann (Tenor).
Programm: www.murtenclassics.ch Vorverkauf: 0900 325 325
Die rumänische Pianistin Mihaela Ursuleasa spielte bereits im Alter von neun Jahren die 32 Variationen von Beethoven.Bild zvg
Programm
Eine Auswahl der ersten Konzerte
Apérokonzerte:So., 14. Aug., 17 Uhr, Môtier; Mo., 15. Aug., Muntelier; Di., 16. Aug., Meyriez; Mi., 17. Aug., Gurwolf, jeweils 19.30 Uhr.Festivaltalk: Mi., 17. Aug., 21 Uhr, Kino Murten.Sinfoniekonzerte: Do., 18., und Sa., 20. Aug., jeweils 20 Uhr, Schlosshof Murten.Kammermusik:So., 21. Aug., 11 Uhr, Ref. Kirche Meyriez.Offen für Neues: Sa., 20. Aug., 17 Uhr, FEG Murten.Vokalmusik: So., 21. Aug., 17 Uhr, Franz. Kirche Murten. luk
