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Volkszählung statt Versicherungen

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Volkszählung statt Versicherungen

Nach 35 Jahren als Gemeindeschreiber von Courtepin geht Francis Aeby in den Ruhestand

Ende dieses Jahres wird Courtepins Gemeindeschreiber Francis Aeby pensioniert. Mit den FN blickt er zurück auf eine Karriere, die eigentlich völlig anders geplant war.

Von PATRICK HIRSCHI

«Wie ich mich zurzeit fühle? Wie kurz vor den Ferien: Es gibt noch so viel, das vorher erledigt werden muss.» 35 Jahre war Francis Aeby in Courtepin als Gemeindeschreiber tätig. Und Zeit für melancholische Gedanken hat er auch kurz vor seinem letzten Arbeitstag am 23. Dezember nicht.

35 Jahre – das bedeutet auch 80 Gemeindeversammlungen, 1600 Gemeinderatssitzungen, 42 Gemeinderäte oder vier Ammänner – «und vier Volkszählungen, die ich alle selber organisieren musste», ergänzt er.

Arbeitsvertrag selber aufgesetzt

Eine Laufbahn als Gemeindeschreiber hatte Francis Aeby nie angestrebt. Er machte eine Lehre bei der Basler Versicherung in Freiburg und hatte eine Karriere in dieser Branche im Visier.

Dem damaligen Gemeindeschreiber von Courtepin half er am Wochenende jeweils aus. Eines Tages kam es zu Streitereien zwischen dem Gemeinderat und dem Gemeindeschreiber, worauf dieser von einem Tag auf den anderen kündigte. Weil sich niemand um die frei gewordene Stelle bewarb, beschloss der Gemeinderat, Francis Aeby einzustellen – ohne diesen überhaupt angefragt zu haben. Aeby hatte eigentlich andere Pläne. «Ich war noch bei der angestellt, hatte mich während drei Jahren zum Versicherungsfachmann weiterbilden lassen und stand kurz vor der Prüfung.»

Aeby erbat Bedenkzeit und entwarf selber einen Anstellungsvertrag. «Der Vertrag war in jedem Punkt besser als jener bei der Basler Versicherung. Ich war überzeugt, dass der Gemeinderat so etwas nicht akzeptieren konnte.» Er sollte sich irren. Die Gemeinde stellte ihn ein.

Volkszählung bei Spaghetti und Wein

In den dreieinhalb Jahrzehnten seit diesem Ereignis ist die Bevölkerungszahl von Courtepin von 1150 auf fast 2800 angestiegen – nicht zuletzt natürlich wegen der Fusion mit Courtaman vor drei Jahren. Ein besonderes Merkmal der Gemeinde war und ist der hohe Ausländeranteil. Heute hat mehr als ein Drittel der Gemeindebevölkerung keinen Schweizerpass. Angelockt wurden die Gastarbeiter vor allem durch die Micarna, den grössten Arbeitgeber von Courtepin.

«Meine besten Freunde fand ich in den Ausländerkommunen der Micarna», meint Aeby rückblickend – und erzählt, wie er einen Italiener in einer kleinen Dachwohnung besuchte, um ihm beim Ausfüllen des Fragebogens zur Volkszählung zu helfen. Obwohl der Gastarbeiter in ärmlichen Verhältnissen lebte, habe er ihn mit Spaghetti und Chianti bewirtet.

Als die Kasse nicht mehr stimmte

Als in den 90er-Jahren der PC aufkam, war Aeby sofort fasziniert von den neuen technischen Möglichkeiten. Trotz dieser Neuerungen ging der Arbeitsaufwand aber nicht zurück. Seit der Jahrtausendwende gebe es vor allen in den Bereichen Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe viel mehr zu tun als früher, stellt er fest. Überhaupt – seine Generation habe es schöner gehabt als die heutige: «Von 1950 bis 2000 ging es fast nur bergauf.»

Zur Jahrtausendwende gab es für Aeby auch einen persönlichen Tiefschlag. Anlass dazu war der Fall des Gemeindekassiers, der bis zu seinem Tod 1998 mehr als 300 000 Franken entwendet hatte. Ein Jahr später wurde das Loch in der Kasse entdeckt. «Dieser Schock hat bei mir gesundheitliche Probleme ausgelöst», sagt Aeby. Rund ein Jahr sei er daraufhin krank gewesen.

Fusion als Glücksfall

Die Fusion seiner Gemeinde mit Courtaman Ende 2002 kam Francis Aeby daher gelegen. Er konnte die Hauptverantwortung an Reto Hauser, den bisherigen Gemeindeschreiber von Courtaman, übergeben. «Das hat mich entlastet. Seither geniesse ich bei meiner Arbeit viele Freiheiten», stellt Aeby fest.

Bleibt die Frage, was Francis Aeby mit der vielen Freizeit ab dem nächsten Jahr anfangen will. Er wolle etwas Freiwilligenarbeit leisten, sagt er. Zum Beispiel bei der Pro Senectute, wo er Betagten beim Ausfüllen der Steuererklärung helfen kann. Und natürlich Ferien machen; in Zermatt oder Frankreich. «Jedenfalls führe ich im nächsten Jahr keine Agenda mehr», verkündet er.
Den 3. Januar muss Francis Aeby deshalb im Kopf behalten. Dann will er nochmals bei der Gemeindeschreiberei vorbeigehen. «Ich muss noch ein paar Dossiers übergeben», erklärt er. «Es soll nicht heissen, dass man meine Unterlagen nirgendwo findet.»
Nach Courtepin – trotz Gerüche

Es war 1983, als ein gewisser Bernard Bourqui auf der Suche nach Land für ein Eigenheim auch in Courtepin Halt machte. Kein geringerer als Gemeindeschreiber Francis Aeby hatte dem späteren Syndic (1996-2002) damals eine Parzelle gezeigt. «Es war wohl der herzliche Empfang durch Francis Aeby, der uns dazu bewogen hat, hier zu bleiben – trotz der eigenartigen Gerüche beim Gemeindehaus, das sich gleich neben dem Micarna-Areal befindet», meint Bourqui heute schmunzelnd.

Das Tandem Gemeindeschreiber-Syndic sei entscheidend für
das Funktionieren einer Gemeinde, findet Francis Aeby. «Die beiden müssen Komplizen sein», ist er überzeugt. Diese Komplizenschaft habe in seinen Augen stets gut funktioniert, findet er. Und wo es zu Beginn nicht reibungslos klappte, sei es mit der Zeit besser geworden. hi

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