Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Von der politischen Kraft des Kinos

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Thierry Jobins Stimme zitterte, als er am Samstagabend bei der Eröffnung des 28. Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff) das Wort ergriff. Was er zu sagen habe, gehe ihm nahe, so der Künstlerische Leiter des Festivals vor dem geladenen Publikum. Er wolle die diesjährige Ausgabe des Fiff dem iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof widmen, dem seit dem vergangenen Herbst die Ausreise aus dem Iran verweigert werde. Rasoulof könne darum seinen regimekritischen Film «Manuscripts Don’t Burn», den das Fiff für den Internationalen Wettbewerb selektioniert hat, nicht persönlich in Freiburg vorstellen. Rasoulof sei nicht nur ein hervorragender Filmemacher, so Jobin. «Er ist auch ein Freund, der nicht hier sein kann und dessen Familie in Deutschland auf ihn wartet.»

Filme helfen zu verstehen

Schon 2013 hatte Thierry Jobin das Filmfestival einem iranischen Regisseur gewidmet, der aus politischen Gründen nicht nach Freiburg rei- sen konnte: Damals hiess der Regisseur Mahmoud Ghaffari, sein Wettbewerbsfilm war «It’s a Dream», und im Iran war noch Präsident Mahmud Ahmadinedschad an der Macht. «Jetzt warten alle auf die Öffnung, die der neue Präsident Hassan Rohani versprochen hat», so Jobin. Aber man dürfe vom Iran jetzt nicht plötzlich Kaugummi und Baseballcaps erwarten. «Wir müssen uns die Mühe machen, die persische Kultur zu begreifen.» Iranische Filme, wie das Fiff sie diese Woche präsentiert, könnten dazu einen Beitrag leisten. Sie zeigten, dass die Kultur des Irans eine Kultur der Bilder sei, die auf die westliche Kultur des Wortes treffe. Beide Seiten müssten einen Schritt aufeinander zu gehen, um sich besser zu verstehen.

Die Sprache des Fiff

Auch Bundesrat Alain Berset, der das Festival offiziell eröffnete, betonte in seiner Ansprache, dass Kino immer politisch sei: «Filme werfen einen Blick auf die Gesellschaft und transportieren politische Botschaften», so der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern. In diesem Sinne habe das Fiff seine ganz eigene Sprache, eine Sprache, die in einer Welt der Tweets, Emoticons und Likes immer wichtiger werde: «Wir können alles verkürzen, komprimieren und mit der Welt teilen, aber das reicht nicht aus, um wirklich miteinander zu kommunizieren», so Berset.

Staatsratspräsident Beat Vonlanthen zeigte sich stolz über den Erfolg und die Ausstrahlung des Fiff. Davon profi- tiere der ganze Kanton: Die Kultur mache einen Standort attraktiv, leiste einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft und fördere den sozialen Zusammenhalt. Das Fiff sei darum ein attraktiver Partner der aktuellen Imagekampagne «Freiburg macht glücklich».

126 Filme in acht Tagen

Festivalpräsident Walter Stoffel betonte die Vielfalt des Fiff in mehrfacher Hinsicht: Die geografische Vielfalt mache das Festival ebenso aus wie die Vielfalt der Meinungen, der Blickwinkel und nicht zuletzt des Publikums. Auf dem Programm des Festivals stehen 126 Filme aus 46 Ländern. Die Organisatoren rechnen mit rund 35 000 Zuschauerinnen und Zuschauern.

 Das 28. Internationale Filmfestival Freiburg dauert bis zum 5. April. Details und Programm: www.fiff.ch.

Eröffnungsfilm: Erinnerung an die Katastrophe von Bhopal

E s war keine leichte Kost, die das Publikum am Samstag im Cap’Ciné serviert bekam: Der Eröffnungsfilm «A Prayer for Rain» (2013) passte zum Schwerpunktthema des diesjährigen Filmfestivals rund um Krisen und Katastrophen. Er erzählt die Geschichte der Chemiekatastrophe vom 3. Dezember 1984 im indischen Bhopal. Aus der maroden Fabrik der amerikanischen Pestizidfirma Union Carbide traten 40 Tonnen Methylisocyanat aus, die sich rasch in den Slums ausbreiteten. Mit über 25 000 Toten und über 500 000 Verletzten handelt es sich um die grösste Industriekatastrophe der Geschichte. Regisseur Ravi Kumar stellte den Film persönlich vor. Das Unglück von Bhopal sei für Indien und für die ganze Welt immer noch ein wichtiges Thema, sagte er. Das habe er mit dem aufwendig produzierten Spielfilm deutlich machen wollen. Der 43-Jährige ist 300 Kilometer von Bhopal entfernt aufgewachsen. Er erinnere sich an die Katastrophe, sagte er, auch wenn ihm die ganze Trag- weite erst später bewusst geworden sei. Mit seinem Film wolle er dazu beitragen, dass die Ereignisse nicht in Vergessenheit gerieten, denn: «Wenn wir die Geschichte vergessen, sind wir dazu verurteilt, sie zu wiederholen.» cs

«A Prayer for Rain» ist im Rahmen des Fiff noch einmal zu sehen am Fr., 4. April, um 12.30 Uhr im Cap’Ciné 1.

Meistgelesen

Mehr zum Thema