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Von einem international bekannten Mädcheninternat zur Bruchbude

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Früher gingen im Schloss Givisiez, besser bekannt als La Chassotte, die Kinder von einflussreichen Persönlichkeiten ein und aus. Mittlerweile steht das Gebäude seit fast 20 Jahren leer, und niemand weiss, wie es weitergehen soll. Eine ehemalige Lehrerin und drei Schülerinnen erzählen ihre Geschichten.

«Mir tut das Herz weh, wenn ich La Chassotte sehe», sagt Monique Rey. «Ich verstehe nicht, wie man ein Gebäude derart zugrunde gehen lassen kann.» Seit dem Jahr 2002 steht das Schloss Givisiez leer. Die Gräser rundherum wuchern, an den Wänden prangen Graffitis, und die Rollläden bleiben bis auf weiteres geschlossen.

Doch das war nicht immer so. Einst erlebte das Schloss Givisiez als internationales Mädcheninternat florierende Zeiten. Von 1904 bis 1988 leiteten Nonnen die Schule, mussten sie jedoch dann aus finanziellen Gründen aus den Händen geben. Von 1988 bis 1993 war La Chassotte eine Privatschule, deren Inhaber aber auch finanziellen Schiffbruch erlebte.

Strenge Lehrerin erzählt

Monique Rey war damals an vorderster Front dabei und ist geblieben bis zum Schluss. Sie war ab 1973 Lehrerin im Schloss Givisiez. Es gab zwei verschiedene Ausbildungswege, wie Rey erklärt: auf der einen Seite das Abitur in Französisch und auf der anderen Seite französischen Sprachunterricht, der vor allem für Fremdsprachige gedacht war. 

Rey hat in der Abteilung Abitur in Französisch unterrichtet. «Das Niveau war sehr hoch, und die Abschlussnoten meiner Klassen gehörten immer zu den Besten», erinnert sie sich. So seien viele Kinder von einflussreichen Persönlichkeiten aus der ganzen Welt in La Chassotte zur Schule gegangen. «Man schickte seine Kinder nicht zu uns, wenn man sie einfach irgendwo abstellen wollte. Man schickte sie zu uns, wenn man Wert auf eine gute Bildung legte», so Rey.

«Die Schülerinnen waren diszipliniert, respektvoll und still», erinnert sich Rey. Sie denkt gerne an die Zeit zurück. «Ich war eine strenge Lehrerin. Ich glaube, die Schülerinnen hatten ein bisschen Angst vor mir», sagt sie. Sie sei aber immer fair geblieben. Rey sagt: 

Wissen Sie, wenn die Schülerinnen wissen, dass man gerecht ist, dann macht es nichts, wenn man streng ist. Sie verstehen das.

Monique Rey
Ehemalige Lehrerin am Mädcheninternat La Chassotte

Schülerin aus Belgien

Eine Schülerin von Monique Rey war Paule Schijvers. Die heute 56-jährige erinnert sich noch gut an Rey, denn sie war während zwei Jahren ihre Französischlehrerin. «Sie war eine grosse und schöne Frau. Sie hat mich eingeschüchtert, aber sie hat mich auch beeindruckt.» 

Die Belgierin war mit elf Jahren zum ersten Mal im Internat. «Mein Vater war Diplomat, und wir haben alle drei oder vier Jahre das Land gewechselt», erzählt sie. Von 1976 bis 1980 habe sie in Bern gewohnt und sei in La Chassotte zur Schule gegangen. 

Ansonsten denkt Schijvers aber nicht gerne an ihre Zeit in La Chassotte zurück. «Die Schule hatte etwas Elitäres, das mir gar nicht gefallen hat», erinnert sie sich. «Man hatte das Gefühl, in einer Schule zu sein, die nur gute Ehefrauen und Familienmütter ausbilden will.»

Eine schlechte Zeit 

«Es gab nicht viel aus den Schulstunden, das mir geblieben ist», sagt auch Ophelia Teillaud. Die 72-Jährige war von 1960 bis 1962 in La Chassotte und erzählt, dass sie nur sehr schlechte Erinnerungen an diese Zeit hat. 

Die Französin stammt ursprünglich aus Grenoble und wurde von ihren Eltern mit zwölf Jahren ins Internat geschickt. «Meine Eltern wollten gar keine Kinder. Sie haben uns alle drei in Pensionate abgeschoben», sagt sie.

Sie spricht von einem starken sozialen Rassismus und einer strengen Religion, die sie befolgen musste. Heute ist Teillaud Regisseurin und Theaterlehrerin in Paris. «Ich hatte schon damals ein Künstlertemperament. Das hat nicht gepasst», sagt sie. 

In ihrer Zeit in La Chassotte erkrankte Teillaud ausserdem an Tuberkulose. «Ich habe viel gehustet, aber niemand hat mich gepflegt oder zum Arzt geschickt», sagt sie.

Freundschaften, die bleiben

Doch etwas Gutes ist geblieben: Teillaud freundete sich in dieser Zeit in La Chassotte mit einer Mitschülerin aus Venezuela an. Zusammen seien sie immer in ihrem Zimmer vor dem Fenster gesessen und hätten die Sterne angeschaut oder Gedichte gelesen.

Auch Pamela McCourt war zu dieser Zeit in La Chassotte. Die Irin erzählt jedoch eine andere Geschichte als Teillaud. «Die Zeit in La Chassotte hat mir Disziplin gegeben und dazu beigetragen, dass ich eigenständig durchs Leben gehen kann», sagt sie. «Ich mochte es, zu lernen und eine neue Kultur zu entdecken», erinnert sie sich. Wenn sie aber heute daran zurückdenke, dann scheine ihr der Unterricht konservativ und langweilig. Heute ist McCourt Reisejournalistin und lebt in Rom.

«Ich habe mein kleines Zimmer im obersten Stock geliebt, aber ich geriet ständig mit den Schwestern aneinander», erzählt McCourt. Der Grund dafür sei gewesen, dass sie Fotos von männlichen Balletttänzern aufhängen wollte. «Ich habe die einfach bewundert», sagt sie.

Armee zu Besuch

Auch vom Skifahren in Schwarzsee und Grindelwald und dem Besuch in Greyerz erzählt McCourt gerne. Einmal hätte ausserdem die Schweizer Armee das Gelände belegt, um eine Übung zu machen. «Wir haben uns alle so gefreut», sagt sie und lacht. Die Mädchen seien fast an den Fenstern geklebt und hätten Liebesbriefe für die Soldaten aus den Fenstern geworfen. «Die Schwestern sind umhergerannt mit Taschenlampen und haben versucht, uns wieder ins Bett zu scheuchen», sagt McCourt. «Sie haben sogar damit gedroht, unsere Eltern anzurufen.»

Mit Pamela McCourt zusammen wohnten in den 60er-Jahren, zur Blütezeit von La Chassotte, etwa 120 Mädchen dort. 2003 kauften die Gemeinden Givisiez und Granges-Paccot das Gebäude. Seither wurde es still um das einstige Internat. Auch Eric Mennel, Syndic von Givisiez, kann noch keine Auskunft über konkrete Pläne geben (siehe Kasten). 

Monique Rey bedauert das sehr. «Ich würde mir wünschen, dass das Gebäude weiter als Schule genützt werden kann», sagt sie. Bis zum heutigen Tag ist sie nicht mehr zum Schloss gegangen: «Man muss das Messer nicht auch noch im Herz umdrehen.»

Zahlen und Fakten

Keine konkreten Pläne in Sicht

Nachdem die Privatschule 1993 geschlossen wurde, seien mehrere Pläne für eine neue Nutzung entworfen worden, teilt Eric Mennel, Syndic von Givisiez, auf Anfrage mit. Von diesen wurden jedoch keine je umgesetzt. «Deshalb haben die Gemeinden Givisiez und Granges-Paccot das Gebäude auch übernommen», sagt Mennel. So könne es gemeinsam mit dem umliegenden Sektor entwickelt werden. 

Seit 2002 sind die Gemeinden Givisiez und Granges-Paccot Inhaber des Geländes rund um La Chassotte. «Die Gemeinden möchten ein Projekt für das Gebäude entwickeln, das sich gut in den umliegenden Sektor einfügt», erklärt Mennel. So gebe es beispielsweise einen Detailbebauungsplan, der mit der Überdachung der Autobahn koordiniert sei. Dieser wurde den kantonalen Behörden im Jahr 2021 weitergeleitet. Sobald ein Vorbescheid des Staats bekannt ist, wollen die beiden Gemeinden einen Wettbewerb veranstalten. Darin sollen Vorschläge gemacht werden, wie das Schloss Givisiez gestaltet werden könnte. 

2010 wurde das Gebäude kurzzeitig vom Hausbesetzerkollektiv Raie Manta besetzt. «Weil das Gebäude Renovierungsarbeiten erforderte und so viele Risiken eingegangen wurden, musste das Schloss aus Sicherheitsgründen geräumt werden», sagt Mennel.

Im Lauf der Jahre seien verschiedene Erhaltungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt worden, so  Mennel. Zudem habe die Gemeinde eine Reserve von 500‘000 Franken für den Erhalt des Schlosses. 

Sommerserie

Leer stehende Gebäude und ihre Geschichte

In loser Reihenfolge berichten die FN über die Geschichte und das Schicksal von leer stehenden Gebäuden im Kanton Freiburg. Wir nehmen die Leserschaft mit dieser Serie mit auf eine Reise ins Spannungsfeld zwischen Abbruch, um Neues zu schaffen, und Erhaltung von Zeugen der Geschichte. rmc

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