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Von kleinen, grossen und kritischen Sprachen

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Normalerweise betrachtet man das Sprachenlernen als Schlüssel zur Welt, als Türöffner, Brücke, Verbindung, Horizonterweiterung, kurz, dieses Unternehmen wird meist mit einer äusserst positiven Metapher umschrieben, wie auch die daraus resultierende Mehrsprachigkeit. Bei näherem Hinhören merkt man aber, dass die verschiedenen Sprachen in den Köpfen der Leute nicht die gleiche Attraktivität besitzen. So spricht man von Klein- oder sogar von Kleinstsprachen, das sind Sprachen, die von wenigen als Muttersprache gesprochen, und kaum als Zweit- oder Drittsprache gelernt werden, weil sie auf dem Sprachenmarkt zu wenig Wert besitzen. Dazu gehört in der Schweiz das Rätoromanische, dessen Aussterben in einigen Jahrzehnten befürchtet wird. Gleichzeitig sind Minderheiten meist gute Sprachenlerner, nicht, weil sie etwa eine besondere Veranlagung dazu hätten, sondern weil ihre besondere Situation sie dazu zwingt, wirtschaftliche und soziale Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle. So ergab eine britische Studie über den Bündner Tourismus Anfang der siebziger Jahre, dass die Engadiner Skilehrer mit ihrer Klientele regelmässig fünf Sprachen sprechen: Romanisch, Italienisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Auch in Europa gibt es Sprachgemeinschaften, die ausgesprochen mehrsprachig sind, weil ihre Sprache ausserhalb ihrer Region kaum gelernt wird. So sagen Finnischsprachige, die oft wenigstens Finnisch, Schwedisch, Englisch und Deutsch können: «Wer lernt schon Finnisch? Darum müssen wir andere Sprachen lernen!»

Andererseits spricht man von grossen Sprachen, solchen, die über eine komfortable Anzahl von Muttersprachigen verfügen, und überall auf der Welt in und ausserhalb der Schule gelernt werden. Dazu gehört natürlich das ubiquitäre Englisch, oft auch als Killersprache bezeichnet, weil es die Sprachenvielfalt in einem natürlichen Umfeld bedrohen, aber auch als Importprodukt das Gleichgewicht anderer Sprachen stören soll. Die Ökolinguistik untersucht das Zusammenleben von Sprachen mit unterschiedlicher Kraft und Lebenserwartung, so wie die Ökologie die Bedrohung der einheimischen biologischen Artenvielfalt durch invasive Arten erforscht, im Tierreich zum Beispiel durch den Kamberkrebs oder Amerikanischen Krebs (Orconectes limosus), oder im Pflanzenreich durch das Aufrechte Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia).Nun gibt es seit dem 11. September 2001 (kurz: 9/11 oder Neinilewen) eine neue Kategorie von Sprachen: die kritischen Sprachen. 112 Millionen Dollar hat die Bushadministration für das Programm «Critical Languages» freigegeben. Dieses soll dem Erlernen von Sprachen wie Koreanisch, Urdu, Paschtu und Arabisch dienen, mit dem Ziel, den internationalen Terrorismus zu bekämpfen und das internationale Image der USA zu verbessern. Nun weiss man, dass Fremdsprachen aus unterschiedlicher Motivation erlernt werden; am häufigsten werden Gründe wie Kultur, Ferien, Freundschaft, Familie oder Arbeit angegeben. Ob Terrorbekämpfung und Imagepflege als Anreiz zum effizienten Sprachenlernen genügen werden, sei dahingestellt.Claudine Brohy ist Linguistin und wohnt in Freiburg. Sie ist zweisprachig aufgewachsen, hat in Freiburg und in Kanada studiert. Sie interessiert sich für die verschiedenen Aspekte der Zweisprachigkeit und ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet. Der Inhalt der Kolumne braucht sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion zu decken.

Autor: Von CLAUDINE BROHY

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