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Von Pferdestärken und grossen Träumen

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Camper anstelle von Pferden – die Geschichte des Expodroms in Muntelier ist geprägt von Neuanfängen und guten Absichten. Die FN begaben sich auf Spurensuche.

Die Euphorie zur Eröffnung war gross. «Eine Anlage mit europäischer Geltung» titelten die «Freiburger Nachrichten» am 13. November 1972 anlässlich der Eröffnung. Das Gebäude verfügte über die grösste stützenlose Reitsporthalle Europas und kostete damals rund 11 Millionen Franken – heute inflationsbereinigt rund 29 Millionen Franken. Die einzigartige Bauweise strahlte bereits zu Beginn weit über die Region hinaus. Neben viel lokaler und kantonaler Prominenz war bei der Eröffnung auch der damalige Bundesrat Rudolf Gnägi anwesend. Um den Nachwuchs im Reitsport zu trainieren, konnte in der Person von Anthony Paalman ein Reitlehrer von Weltruf engagiert werden.

Gentleman mit Melone

Rolf Bischoff war zu Beginn der 1970er-Jahre als junger Mann Mitglied des Reitvereins Freiburgischer Seebezirk (RVS). Er war an vorderster Front mit dabei, als das Reitsportzentrum eröffnet wurde, und hat auch die ersten turbulenten Jahre hautnah miterlebt. Bischoff erinnert sich noch gut an den illustren Reitlehrer: «Er war durch und durch ein englischer Gentleman, wie er im Buche steht – immer korrekt gekleidet und immer eine Melone auf.» Der RVS konnte mit dem Besitzer der Reitsporthalle aushandeln, dass er im Winter an einem Tag pro Woche mit Paalman trainieren konnte. Im Gegenzug halfen die Leute des RVS bei den Anlässen mit.

Da prallten Welten aufeinander, erinnert sich Bischoff und kommt ins Schmunzeln. «Auf der einen Seite der englische Gentleman und dann wir, die Landwirte aus dem Seebezirk. Aber für den Reitverein war es eine ganz gute Zeit.»

Auf der Nord-Ost-Fassade sollen neu Garagentore eingebaut werden, um den Zugang für die Caravans und Campern zu erleichtern. 
Bild: Aldo Ellena

Luft raus nach 13 Monaten

Das Glück der ehemals modernsten Reitsporthalle Europas hielt nicht lange an. Bereits nach knapp einem Jahr wollten die Eigentümer, Jakob Schläfli und William Mosset, das Gebäude schon wieder verkaufen. Gemäss einem Artikel vom «Bund» kam es zu Differenzen zwischen den beiden Initianten. Ausserdem bemängelten sie, dass die interessierten Reiterkreise in allzu viele sich konkurrenzierende Gruppierungen aufgesplittert seien. So hätte sich keine erspriessliche Zusammenarbeit ergeben können.

Erfolgreiches Schwingfest

In der Folge führte Jakob Schläfli das Reitsportzentrum alleine weiter. In den 1970er- und 1980er-Jahren fanden weiterhin grosse Spring- und Reitwettbewerbe mit internationaler Beteiligung statt. Ironie des Schicksals oder bereits eine leise Vorahnung von dem, was später noch kommen mochte: Der erfolgreichste Anlass in all diesen Jahren war das Eidgenössische Schwingfest von 1976. Im Rahmen den Feierlichkeiten zur 500-Jahre-Feier der Murtenschlacht wurde in Muntelier ein Gedenkschwinget mit eidgenössischem Charakter durchgeführt. Noch heute ist der Anlass bei den älteren Leuten aus dem Seebezirk in guter Erinnerung.

Bischoff kannte Schläfli gut und kann sich heute vorstellen, wieso es mit dem Reitsportzentrum nie so richtig geklappt hatte: «Jakob Schläfli war wohl etwas gutgläubig und vertraute den Leuten zu sehr. Wenn jemand sagte, der Boden müsse erneuert werden, dann hat er es machen lassen.» Ausserdem sei er mit den Leuten nicht zurechtgekommen. «Am Anfang halfen alle gerne mit, dann bekam er Lämpe mit den Leuten, und sie blieben fern.»

Fass ohne Boden

1987 wollte Schläfli das Reitsportzentrum dann endgültig verkaufen. Unter den Interessenten war der Kanton Freiburg. Er wollte dort eines der zwei geplanten kantonalen Sportzentren errichten. Doch auch die Zeugen Jehovas hatten Pläne mit dem Gebäude. Sie wollten in Muntelier ein Freizeitzentrum einrichten. 1988 gab es zusätzlich eine Abstimmung zur Erstellung einer Eisbahn in der Halle.

Den Zuschlag erhielt schliesslich die Nationalliga (NA) des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) für damals 8 Millionen Franken – respektive heutigen 11,5 Millionen Franken. Die Nationalliga wollte in Muntelier ihr nationales Trainingszentrum unterbringen. Das Projekt wurde aber nie realisiert und kostete den SFV jedes Jahr zwischen 500’000 und 600’000 Franken. Wie die Delegierten der Nationalliga an der Generalversammlung vom 1994 kritisierten, habe der «grössenwahnsinnige Erwerb» des Sportzentrums Muntelier den Verband bereits 3 Millionen Franken gekostet. Es sei ein Fass ohne Boden, so die Delegierten weiter.

Der Formel-1-Pilot Felipe Massa (l.) und Beat Zehnder, Teammanager von Sauber Petronas, drehten eine Runde im Expodrom anlässlich eines Besuchs an der Expo.02 in Murten.
Keystone/a

Erfolgreiches Gokart

Im März 1996 folgte dann die Erlösung für die Nationalliga. Fernando Wyssbrod vom Unternehmen Go West kaufte der NA das Sportzentrum ab und wollte dort die grösste Western-Reitanlage Europas errichten. Nach zwei Jahren kam bereits wieder das Aus. Unter dem gleichen Besitzer folgte eine kurze Zwischenlösung mit Musikkonzerten und anderen Unterhaltungsformen. Nationale und internationale Musikgrössen wie Gotthard, Gölä und Slade, aber auch mehrere Pubfestivals hauchten den Hallen vorübergehend neues Leben ein.

Ab 1999 wurde dann die Reithalle in eine Gokart-Bahn umgewandelt, die dann auch bis ins 2020 erfolgreich geführt wurde. Zusammen mit der Bowling- und Billardhalle im Nebengebäude entwickelte sich die Gokart-Bahn zu einem festen Ausgangspunkt in der Region.

Der Greta-Effekt

Gemäss den Aussagen von Brigit Krummenacher, Besitzerin der Expodrom Event AG, kam der Wendepunkt im Jahr 2015. Mit der Abschaffung des Euro-Umwandlungssatzes brachen die Umsätze ein. 2019 sei schliesslich mit dem Greta-Effekt ein Umdenken in Sachen Umweltschutz hinzugekommen. Als dann im 2020 die in die Jahre gekommene Kart-Flotte ersetzt werden musste, rechnete sich das Geschäft finanziell nicht mehr. Ein Austausch der Benzinmotoren durch eine Elektroflotte wäre doppelt so teuer zu stehen gekommen. «Diese Investitionen könnten mit den künftig absehbaren Umsätzen betriebswirtschaftlich nicht mehr gerechtfertigt werden.»

Einstellplatz für Camper und Caravans

Seit zwei Jahren fungiert die einstmals modernste Reitsporthalle von Europa als Einstellplatz für Camper und Caravans. Mit Erfolg, wie es scheint, denn gemäss den Angaben auf der Webseite sind alle 80 Einstellplätze ausgebucht. Ausserdem wurde diesen Juni ein Umbaugesuch aufgelegt, um zwölf Garagentore in der Nord-Ost-Fassade zu erstellen. Das in die Jahre gekommene Gebäude scheint eine späte, aber notwendige Auffrischung zu erhalten.

Sommerserie

Leer stehende Gebäude und ihre Geschichte

In loser Reihenfolge berichten die FN über die Geschichte und das Schicksal von leer stehenden Gebäuden im Kanton Freiburg. Wir nehmen die Leserschaft mit dieser Serie mit auf eine Reise ins Spannungsfeld zwischen Abbruch, um Neues zu schaffen, und Erhaltung von Zeugen der Geschichte. rmc

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