Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Von Schätzen und Perlen, Fischen und Vorräten

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

wort zum sonntag

Von Schätzen und Perlen, Fischen und Vorräten

Autor: Ingrid Grave

Ein begabter Erzähler kann aus allem eine gute Geschichte machen. Die Bibel ist voll von solch guten Geschichten. Ein Beispiel findet sich in Mt 13, 44–52: Da hat jemand herausgefunden, dass in einem bestimmten Acker ein Schatz vergraben liegt. Er erkennt den Wert des Schatzes und setzt nun alles auf eine Karte, um sicher an den Schatz zu kommen: Er kauft einfach den Acker. Allerdings hat er dafür zuvor alles andere, was er besass, zu Geld machen müssen. – Etwas Ähnliches tut ein Kaufmann und Perlenliebhaber. Der Anblick einer besonders schönen Perle genügt: Er versetzt seinen gesamten Besitz, um die Perle, die ihn so fasziniert, kaufen zu können.

Unvernünftig? Wirtschaftlich falsch gehandelt? In der Faszination tun wir solche Dinge. Und das ist gut so. Es zeigt, dass wir uns begeistern und hinreissen lassen können. Genau das braucht’s, sagt Jesus, wenn es darum geht, den Himmel auf die Erde zu holen: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben liegt und wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht… Dabei geht es Jesus nicht um das Himmelreich als Jenseitsvertröstung. Sobald das unvergleichlich Gute, das unsagbar Schöne, das Dauerhafte und Ewige uns in Atem hält, tun wir etwas dafür. Es soll sichtbar werden und in seinem Glanz sich ausbreiten können. Ein Stück Himmelreich auf Erden! Erlebbar, erfahrbar!

Bei den Fischen hört sich die Geschichte ein wenig anders an: Ein paar Fischer haben einen reichen Fang gemacht und sitzen nun am Ufer, um die Fische nach Qualität zu sortieren. Die schlechten werfen sie einfach weg. So werden einst die Engel mit uns Menschen verfahren, heisst es.

Angstmacherei? Leider sind Textstellen dieser Art in der Kirche dazu benutzt worden, Menschen gefügig zu machen. Ganz sicher aber will der Text aussagen, dass das Böse als Realität in der Welt sehr wohl wirksam ist. In der Konfrontation mit dem Bösen bewähren wir Menschen uns «qualitativ» ganz unterschiedlich. Und das wird eines Tages offenbar werden, besonders da, wo wir fromme Masken getragen haben. Doch gegen eine Verwerfung auf ewig, wie sie hier im Text angedeutet wird, spricht die grosse Barmherzigkeit Gottes. Jesus selbst hat diese Barmherzigkeit immer wieder hervorgehoben.

Am Schluss seiner Erzählstunde fragt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, ob sie alles verstanden haben. Sie antworteten: Ja (15, 51). Ich möchte das nicht anzweifeln. Aber etliche von ihnen haben nicht immer auf Anhieb so gehandelt, als hätten sie verstanden. Es ging ihnen nicht besser als uns: Der Kopf versteht vieles, aber mit der Umsetzung im Alltag hapert es. Die Begeisterung für schöne Perlen kann uns ergreifen, trotzdem sind wir nicht gewillt, alles andere dafür zu lassen. Der Schatz im Acker, ein Bild für den göttlichen Schatz zutiefst in unseren Herzen, wartet darauf, dass wir ihn heben. Stattdessen «graben» wir nach Dingen, die weit weniger kostbar sind.

Unvermittelt spricht Jesus jetzt von den Schriftgelehrten, den Theologen von damals. Unter ihnen gab es – wie in jeder Berufsgattung – solche und solche. Die einen sind einfach gelehrt. Jesus meint aber die anderen. So ein «anderer» ist – nach Jesus – ein Jünger des Himmelreiches. Für jede Perle und jeden Schatz, den er findet, gibt er alles her. Er gräbt und sucht unermüdlich zwischen den Zeilen und hinter den Worten der Heiligen Schrift.

Und siehe, der alte, uralte Text gibt Neues her! Der Jünger «des Himmelreiches auf Erden» teilt aus wie ein Hausherr, der aus seinen reichen Vorräten Neues und Altes hervorholt (15, 52). Vorräte geistlicher Nahrung für Generationen von Menschen!

Ingrid Grave ist Dominikanerin und lebt in Zürich, wo sie in der Ökumene und in der Arbeit mit Frauen engagiert ist.

Meistgelesen

Mehr zum Thema