In der FN-Sommerserie geht es wieder um Überraschungen im Wortschatz der Sensler. Heute grüsst der Spinat als Gspinetz.
Die meisten Deutschschweizer reden von Spinet, Spinaat oder ähnlich. Eine alte Form ist noch Binätsch. Die Sensler sagen hingegen Gspinetz (Gschp– ausgesprochen).
Warum das so ist, erklärt Christian Schmutz im Video:
Die Endung auf -tz kommt wohl vom Patois-Wort èpenatse «Spinat». Das Sensler G vor –spinetz könnte laut Grammatik von Walter Henzen analog zu anderen Kollektivwörtern mit G- am Anfang gebildet worden sein. Die Sprecher wollten damit eine grössere Masse ähnlicher Teile unterstreichen (vgl. Kollektivbildungen wie G-mües von Ge-mus, G-mǜder von Ge-moder, G-fläder vo Ge-flatter, G-naagi von Ge-nage, G-chööch von Ge-koche, G-sang von Ge-singe). Dazu habe ich schon ds Gspinetz als Neutrumwort wie ds Gmües gehört, meist ist es aber de Gspinetz, männlich. Bei Wortbildungen wie ggrasiert ù gfotografiert, ggofferiert, ggjätte ù Gglùscht brauchen Sensler den auffälligen G am Anfang des Worts (sonst rasiert, fotografiert, offeriert, jätte und Lùscht).
Denken wir nun diesen speziellen Anfang von Gspinetz spielerisch weiter. Das Anfangs-G könnte man als Gemüse-G verstehen. Das könnte man ja überall brauchen, wenn eine Gemüsesorte mehrteilig aufgetischt wird. Also könnten wir bald aus einfachen Rande, Nǜssler und Rääfli die neuen Begriffe Grande Gnǜssler und Grääfli gestalten. Auch nicht übel!
Christian Schmutz hat das senslerdeutsche Wörterbuch erarbeitet und beschäftigt sich beruflich und privat mit Sensler Sprache und Kultur.
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