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Warum es in Bösingen einen Raum speziell für Mädchen gibt

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Seit diesem Jahr gibt es in Bösingen einen «Girlsroom» – einen Raum ausschliesslich für Mädchen. Warum es das überhaupt braucht und wie dieser Raum aussieht, haben die FN bei einem Besuch erfahren.

«Hier stehen sie jeweils zu zehnt und tanzen zusammen – das haben sie oben nie gemacht.» Philip Stanovic steht im neuen sogenannten Girlsroom in den Räumlichkeiten der Jugendarbeit Bösingen vor einem riesigen Spiegel. Die Wände des Raums sind mit grellen, bunten Farben bemalt, und in einer Ecke steht ein grosses, gemütliches Sofa.

Die Mädchen, die diesen Raum seit Januar regelmässig nutzen, sind in der fünften und sechsten Klasse der Primarschule und haben sich auch aktiv daran beteiligt, den Raum zu gestalten und einzurichten. Die Idee für diesen Girlsroom hatte die ehemalige Mitarbeiterin von Philip Stanovic, Michelle Vonlanthen. «Sie hat festgestellt, dass es ein Bedürfnis ist, für Mädchen in einem bestimmten Alter einen eigenen Rückzugsort zu haben», erklärt der Jugendarbeiter.

Das frühere Team der Jugendarbeit Bösingen: Philip Stanovic und Michelle Vonlanthen.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

Skeptische Jungs

Dass dieser Raum vonseiten der Mädchen auf grosse Begeisterung stösst, ist wohl nicht weiter überraschend. Aber wie haben die beiden Jugendarbeitenden den Jungs erklärt, weshalb die Mädchen einen besonderen Raum bekommen, wo sie keinen Zutritt haben werden? «Das war nicht ganz einfach», gibt Philip Stanovic zu. Anfangs hätte es auch kritische Fragen von den Jungs gegeben. «Sie waren natürlich auch neugierig und sind dann oft hierhergekommen und haben die Mädchen gestört, denn sie haben nicht verstanden, warum die Mädchen einen eigenen Raum bekommen.»

Der neue Girlsroom stösst bei den Mädchen auf grosse Begeisterung.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus
Für die Jungen war es nicht einfach zu verstehen, warum die Mädchen einen eigenen Raum bekommen.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

Historisches Problem

Er habe aber mit solchen Reaktionen gerechnet, sagt der Jugendarbeiter. «Wir haben den Jungs dann versucht zu erklären, dass sie den gemeinsamen Raum tendenziell schneller für sich beanspruchen und dass sich darum die Nutzung des geteilten Raums häufig nach ihren Bedürfnissen richtet.» Das sei das wichtigste Argument gewesen. «Aber es ist auch historisch bedingt, und das ist schwierig zu erklären», sagt Stanovic. Denn früher sei die Jugendarbeit eine «Jungen-Arbeit» gewesen: «Man hat mit Jungs gearbeitet, die verhaltensauffällig geworden waren.» Aus diesem Grund gebe es in den meisten Jugendräumen Billiard- und Töggelitische.

Die Räume sind meistens in erster Linie auf die Bedürfnisse von Jungs zugeschnitten.

Philip Stanovic
Jugendarbeiter
Für Mädchen in einem bestimmten Alter ist es ein Bedürfnis, einen eigenen Rückzugsort zu haben.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus
Billiard- und Töggelitische sind ein historisches Überbleibsel aus den Anfängen der Jugendarbeit.
Bild: Sarah Polson-Neuhaus

Positiver Effekt

Nach dieser ersten kleineren Rebellion seitens der Jungs hätte sich die Lage aber beruhigt. «Und mittlerweile würde ich von einer sehr gesunden Nutzung des Raums sprechen», sagt Philip Stanovic. Nicht nur das Verhalten der Jungs habe sich verändert, auch die Mädchen würden sich seit einiger Zeit anders verhalten. «Mittlerweile kommen sie auch ab und zu nach oben in den gemeinsamen Raum und tanzen dort vor allen – das haben sie vorher nie gemacht», freut sich der Jugendarbeiter. «Der Effekt ist interessanterweise, dass es oben, im gemeinsamen Raum, eine gesunde Durchmischung gibt.» Ein Erklärungsversuch von Stanovic: «Vielleicht sind die Mädchen selbstsicherer geworden.»

Auch von den Eltern der Mädchen habe er viele positive Rückmeldungen erhalten. «Michelle Vonlanthen hat dieses Bedürfnis auf jeden Fall richtig erkannt und zusammen mit den Mädchen super umgesetzt», so das Fazit von Philip Stanovic.

Bild: Sarah Polson-Neuhaus
Bilder: Sarah Polson-Neuhaus

Bösingen als Vorreiter

Während der Girlsroom in Bösingen neu ist, gibt es den eigentlichen Jugendraum und die Jugendarbeit schon seit rund 20 Jahren. Der Jugendraum soll für alle Jugendlichen zur Verfügung stehen – ganz ohne Konsumationszwang. «Bösingen hat schon damals eine Vorreiterrolle übernommen», betont Philip Stanovic. «Dafür, dass es so eine kleine Gemeinde ist, investiert man hier sehr viel in die Jugendarbeit, das ist alles andere als selbstverständlich», so die Einschätzung des Jugendarbeiters. Im Gegensatz zur Sozialarbeit gehört die Jugendarbeit nicht zu den Dienstleistungen, die eine Gemeinde zwingend anbieten muss. Doch inwiefern profitiert eine Gemeinde von einem solchen Angebot? «Über sieben Ecken», sagt Philip Stanovic und lacht. «Wir können an vielen Stellen unterstützen, vermitteln oder die Interessen der Jugendlichen und Eltern auf der Gemeindeebene vertreten.»

Sein Ziel sei es, eine möglichst gute Beziehung zu den Jugendlichen und den Eltern aufzubauen, sagt Stanovic. So sei es für ihn dann auch möglich, im Konfliktfall eine vermittelnde Rolle einzunehmen.

Aufpasser oder Ansprechpartner?

Beim Kontakt mit den Jugendlichen versteht sich Philip Stanovic als Vertrauensperson. «Ich merke immer, dass es für Kinder und Jugendliche, die mich noch nicht kennen, anfangs schwer ist, mich einzuordnen», erzählt er. «Ich bin kein Lehrer, aber auch kein Kollege.» Mit der Zeit entwickle sich dann eine Beziehung, und er werde zu jemandem, den man um Rat fragen oder mit dem zusammen man mal auch Blödsinn machen könne. «Ich sehe mich als Vertrauensperson, aber auch als jemand, der im Hintergrund agiert – das ist wichtig, denn es soll ihr Raum bleiben.»

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