Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Was kümmert mich das Ende?

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Was kümmert mich das Ende?

Allerheiligen: Gedanken zu Leben und Tod

Die Gesellschaft von heute hat den Tod ausgebürgert und an Spitäler und Heime delegiert. Dabei würde ein «Memento mori» uns für das Wesentliche im Leben sensibilisieren, sagt Thomas Perler, Pfarrer von Murten.

Von IRMGARD LEHMANN (Text) und CHARLY RAPPO (Bilder)

Die Verehrung der Toten ist seit vielen Jahrhunderten in der Kulturgeschichte der Menschheit tief verwurzelt. Seit dem 8. Jahrhundert ist das Fest Allerheiligen, Gedenktag der Märtyrer belegt (England und Irland). Um das Jahr 835 legte Gregor der IV. den Gedenktag der Martyrer vom Freitag nach Ostern auf Allerheiligen am 1. November. Und Abt Odilo von Cluny führte 998 in den Benediktinerklöstern einen Gedenktag aller verstorbenen Gläubigen am Tag nach Allerheiligen, am 2. November, ein – die Geburtsstunde von Allerseelen. Johannes XIX. wiederum weitete diesen Brauch im Jahre 1006 für die Gesamtkirche aus.

Aber warum gedenkt man der Toten ausgerechnet am 2. November? Dazu Thomas Perler: «Vielleicht ist dies eine Art Erntedankfest im übertragenen Sinn; man denkt an die Ernte des Lebens. Lädt doch zu dieser Jahreszeit auch die Natur zum Denken an das Sterben ein.»

Tod ausgebürgert und …

Dank den Fortschritten der Medizin, verbesserten hygienischen Bedingungen und nicht zuletzt auch dank eines ausgebauten Sozialstaates ist der Tod – in früheren Zeiten war er Teil der Alltagserfahrung – an die Ränder unserer Wahrnehmung gerückt.

Unsere Kultur hat den Tod ausgebürgert, an Spitäler und Altersheime delegiert. Und in den Medien wird nur noch in seltenen Fällen wie beispielsweise bei einem Flugzeugabsturz, bei einer Katastrophe (Tsunami) oder etwa beim Ableben einer Persönlichkeit (Unfalltod der Prinzessin Diana) etwas vom Ernst des Sterbens sichtbar.

«Wir entwickeln uns zu einer merkwürdigen Gesellschaft», meint Perler. «Auf der einen Seite kommt der Brauch auf, tote Tiere zu begraben und ihnen einen Grabstein zu widmen, und andererseits versuchen wir zu verdrängen, was ans Sterben erinnert.» Totengedenkstätten können dem entgegenwirken. «Ich habe einen Soldatenfriedhof in der Normandie besucht, wo um die zwölftausend amerikanische Soldaten begraben sind; über jedem Grab wurde ein Kreuz oder ein Davidsstern aus weissem Marmor aufgerichtet. Jeder Einzelne der Toten wird geehrt.»

… den Traum von der Unsterblichkeit herbeigeschwitzt

Tod und Trauer sind uns fremd geworden. Verlassene Gräber legen davon Zeugnis ab. Tod und Trauer passen eben nicht in eine Gesellschaft, die im Fitnessraum dem Traum von der Unsterblichkeit entgegenschwitzt. «Die Abdankung hat im engsten Familienkreis stattgefunden. Von Kondolenzbesuchen ist abzusehen», heisst es immer öfter in Zeitungen. Was hält ein Priester davon, wenn er solches liest?

«Damit Menschen in der Trauer sich von lieben Mitmenschen getragen wissen, so Pfarrer Perler, «haben die grossen Kulturen Riten, Abschieds-und Gedenkfeiern entfaltet. Sich nach dem Begräbnisgottesdienst gemeinsam zu einem schlichten Mahl zusammenfinden gehört dazu. Es kann jedoch vorkommen, dass Menschen aus bestimmten Gründen nicht davon Gebrauch machen. Mir sind solche Situationen aus der Seelsorgetätigkeit bekannt und als Ausnahme verständlich.»

Ohne «Memento mori»

Doch leben wir tatsächlich gut ohne «Memento mori»? Genügt es, sich erst mit dem Tod zu beschäftigen, wenn der Vater, die Mutter stirbt? Oder die aussichtslose Diagnose der Ärzte uns ans Ende erinnert?

Nicht einfach nach dem Motto zu leben «Was kümmert mich das Ende», mache den Menschen gelassener, sagt Thomas Perler: «Ein reflektiertes Verhältnis zur eigenen Sterblichkeit gibt dem Leben selbst eine Qualität – nämlich den Massstab dafür, was wichtig ist im Leben. Das bewusste Denken ans Sterben hilft uns, im Leben vieles gelassener zu nehmen.»
Gemeinschaftsgräber

Vor 30, 40 Jahren wären Gemeinschaftsgräber bei uns noch undenkbar gewesen – heute aber sind sie fester Bestandteil der Friedhöfe. Dazu Thomas Perler: «Immer mehr Menschen haben am Ort, wo sie leben und sterben, kaum noch Familienangehörige, denen sie die Besorgung ihres Grabes anvertrauen könnten. Deshalb ziehen sie ein Gemeinschaftsgrab vor.» Es sollte jedoch keine anonyme Grabstätte sein, meint Perler. Denn der Begriff «Gemeinschaftsgrab» betone ja gerade den gemeinschaftlichen Aspekt im Sinn eines Friedhofspruches: «Hier richtet Gott nach dem Rechten; die Herren liegen bei den Knechten». Im Französischen spricht man gar vom «Jardin du souvenir». Ein treffender Ausdruck für Erinnern und Hoffen. il

Meistgelesen

Mehr zum Thema