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Welcher Weg führt zu einem sauberen Murtensee?

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Will die Bevölkerung eine neue, grössere Abwasserreinigungsanlage (ARA) für total gegen 60 Millionen Franken anstelle der alten in Muntelier? Oder doch lieber einen Neubau auf der grünen Wiese in der Industriezone Kerzers mit Einleitung in die Aare? Ein lang erarbeitetes konkretes Projekt oder eine vage Idee mit einem bestechenden Argument? Die Geister scheiden sich am grössten Bauprojekt im Seebezirk seit vielen Jahren. Gegen die Pläne des neuen ARA-Verbandes Seeland-Süd für die Anlage in Muntelier stellt sich seit letztem Sommer der Verein Aktion Sauberer Murtensee mit dem Präsidenten Peter Halbherr. ARA-Verbands-Präsidentin Ursula Schneider Schüttel schlägt ihm im FN-Interview eine gemeinsame Analyse der angestellten Studien vor.

Der Verband Seeland-Süd treibt die Vorbereitungsarbeiten für den ARA-Ausbau in Muntelier rasch voran. Warum eilt es Ihnen?

Ursula Schneider Schüttel:

Noch kann der Betrieb der ARA Kerzers weitergeführt werden, aber auf die Dauer braucht es eine Veränderung. Die Einleitung des Abwassers in den Erlikanal genügt mittelfristig nicht. Der Kanton verlangt eine andere Lösung. Die höhere Kapazität, niedrigere Kosten und die Möglichkeit, bei Bedarf neue Reinigungsstufen einzubauen, sprechen für regionale ARA, sie sind wirtschaftlicher und ökologischer. Aufgrund einer Regionalstudie und der nachfolgenden Evaluation von fünf Standorten haben sich die Kantone Bern und Freiburg, die betroffenen Gemeinden sowie die beiden regionalen Verbände auf einen Um- und Ausbau der ARA Muntelier geeinigt. Andere Standorte, zum Beispiel in Kerzers, erwiesen sich als weniger geeignet.

Sieben Jahre Planung. Wieso kommen Sie und Ihr Verein erst jetzt mit Ihrer Variante, Peter Halbherr?

Peter Halbherr:

Wir bringen uns seit einem Jahr in die Diskussion ein. Der Verband hat es versäumt, unseren Vorschlag für einen Standort in der Industrie Kerzers zu prüfen. Wir wissen nicht genau, warum. Es ist nicht so, dass sich der Baustart wegen uns verzögert. Die beteiligten Ingenieure haben uns gegenüber eingeräumt, an unsere Variante mit dem Kanal in die alte Aare habe zuvor niemand gedacht; vielleicht, weil die Vorgabe stets eine Ableitung im Kanton Freiburg war. Von Kerzers aus wären beide Standorte gleich weit entfernt; es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, nur eine Variante in Muntelier zu verfolgen.

Was stört Sie an der geplanten Lösung in Muntelier?

Halbherr:

Kein Fachmann würde das geklärte Abwasser in ein stilles Gewässer leiten, erst recht nicht in einen kleinen, nicht sehr tiefen See wie den Murtensee. Auch käme niemand auf die Idee, das geklärte Abwasser so nahe am Ufer, nur 120 Meter vom Strand entfernt, einzuleiten. Der Murtensee ist schon mit Nährstoffen gesättigt, wir sollten keine weiteren mehr einleiten. Der Standort Muntelier war ein Fehlentscheid. Durch das Beharren wird daraus ein immer grösserer Fehler. Deshalb haben wir die Alarmglocken geläutet. Wir fordern, dass der Verband unsere Variante ernsthaft in Erwägung zieht.

Schneider:

Es wurden andere Varianten geprüft, Ihr Vorschlag allerdings tatsächlich nicht. Wir haben mehrere Faktoren angeschaut, darunter die Wirtschaftlichkeit. Wir streben eine regionale Lösung an, auch damit sich die neue, vom Bund geförderte Stufe für die Eliminierung von Mikroverunreinigungen lohnt. Wir wollen die heutigen Infrastrukturen in die Überlegungen einbeziehen. Wir haben aufgrund Ihrer Idee eine erste Prüfung vorgenommen, was die Aufrüstung und der Umbau der ARA Kerzers kosten würde. Wir müssten von Murten aus eine grössere Menge Wasser nach Kerzers hochpumpen als umgekehrt, was teurer wäre. Die Betriebskosten wären wie die Investitionskosten höher. Den Mehraufwand müssten die Gemeinden mit Steuergeldern bezahlen.

Halbherr:

Die Fachleute sind sich einig, dass es einen Neubau braucht. Es ist klar, dass ein mehrstöckiges Gebäude, wie in Muntelier geplant, mangels Platz teurer ist als ein flaches wie unser Projekt in Kerzers. Kerzers ist punkto Abwasser die grössere Region und die grösste Gemeinde im Verbund. Es ist demzufolge der naheliegende Standort für die regionale Kläranlage. Wir müssen die Fragen der Transportkosten noch mal verhandeln. Zudem: Die sture Haltung des Verbandes hat Ins und Müntschemier vor den Kopf gestossen. Diese Gemeinden haben uns signalisiert, dass sie sich mit dem ARA-Verband für die Suche nach einer gemeinsamen Lösung zusammensetzen würden, wenn die Variante Kerzers mit Ableitung in die Aare wieder auf den Tisch käme.

Schneider:

Wir nehmen Ihre Anliegen ernst, Herr Halbherr, wir beharren nicht einfach auf unserem Projekt. Wir interessieren uns auch für Ihre Studie, unsere Experten prüfen sie. Das Ergebnis werden wir mit Ihnen erörtern, sobald es vorliegt. Unsere Anliegen sind sowohl ein sauberer See wie auch eine gut funktionierende, bezahlbare Anlage.

Warum haben Sie die Variante des Vereins nicht schon lange aufgegriffen, wenn Sie doch dieselben Ziele verfolgen?

Schneider:

Uns liegt ein Vorprojekt vor. Die Erkenntnisse mehrerer Studien sind darin eingeflossen. Der Murtensee hat gerade bezüglich Phosphor noch Verbesserungspotenzial, aber die Badequalität ist gut, mit Ausnahme weniger Tage, an denen es stark regnet. Was die ARA in den See einbringt, hat fast Trinkwasserqualität. Heute stammt weniger als ein Prozent des Phosphoreintrages in den See von der ARA Muntelier. Selbst mit dem Eintrag aus Kerzers würde die neue ARA weniger Phosphor in den See einlassen, als es heute der Fall ist. Mir ist es ein Anliegen, dass wir den Murtensee nicht verschmutzen. Doch im Oberlauf der Broye leiten 24 ARA ihr gereinigtes Abwasser ein, hinzu kommt die Landwirtschaft. Unser Anteil ist verschwindend klein. Ich verstehe nicht, weshalb die Aktion Sauberer Murtensee ausgerechnet uns angreift. Zudem ist die Einleitung weit vom Ufer entfernt, in acht Meter Tiefe. Das Abwasser vermischt sich wegen der Temperaturunterschiede nicht mit dem Oberflächenwasser.

Das sehen Sie ganz anders, Peter Halbherr?

Halbherr:

Die neue Anlage ist mehr als doppelt so gross wie die heutige. Das Klärwasser wird an der gleichen Stelle eingeleitet und sammelt sich dort. Eine Bewilligung für diese Einleitung würde der Verband heute gar nicht mehr erhalten. Sie war konzipiert für ein kleineres Volumen. Mit einer Einleitung in die Aare mischen wir Klärwasser mit nährstoffarmem Bergwasser. Die Broye aber, der einzige Zufluss des Murtensees, ist ein kleines Flüsschen mit vielen Nährstoffen, das kaum Strömung in den See bringt. Experten finden deshalb, man sollte in den Murtensee gar kein Klärwasser leiten. Er ist in keinem guten Zustand. Jedes Jahr kippt er im Sommer mangels Sauerstoff ab einer Tiefe von zehn Metern und erholt sich erst im Winter wieder.

Schneider:

Wir leiten kein Dreckwasser ein. Es ist gereinigtes Abwasser. Und die Ableitung bei Muntelier wurde bisher nie grundsätzlich beanstandet. Und die Durchmischung findet statt. Die Experten haben uns das bestätigt. Wir prognostizieren die Entwicklung über die nächsten 20 bis 30 Jahre hinaus. Für diesen Bedarf müssen wir die Kapazität unserer Anlage auslegen. Unsere Experten haben uns bestätigt, dass das Vorprojekt, das unser Generalplaner überprüft, funktioniert und unsere Anlage effektiver klärt als die heutige. Die Experten gaben uns grünes Licht.

Halbherr:

Das ist eben das Problem. Sie arbeiten an einem 70-Millionen-Franken-Projekt. Sie sind ein attraktiver Auftraggeber. Wenn Sie die Vorgabe machen, Muntelier zu planen, wird Muntelier geplant. Das Ergebnis entspricht natürlich Ihren Interessen.

Schneider:

Bei der Pumpleistung zum Beispiel sind Ihre Experten von anderen Annahmen ausgegangen. Wenn belastetes Wasser von Murten nach Kerzers gepumpt wird, kostet das mehr, als wenn – wie in Ihrer Studie angenommen – sauberes Wasser transportiert wird. Die Annahmen sind zu optimistisch gerechnet. Das Büro, das für uns die Vergleichsstudie für die fünf Standorte gemacht hat, sagte uns, Muntelier sei nach Abwägung aller Kriterien die beste Variante. Dasselbe Büro hat für Ihre Studie dieselbe Matrix gebraucht, kam aber nun zu anderen Schlüssen. Das dünkt mich seltsam. Deshalb werden wir das genau überprüfen.

Halbherr:

Diese Analyse möchte ich sehen. Unsere Studie belegt das Gegenteil. Die Ingenieure der beteiligten Büros trafen sich und waren sich einig, dass eine neue ARA Kerzers technisch machbar ist und weder die Investitionskosten noch die Betriebskosten grösser sind. Das bestätigen uns auch Ihre Experten, wenn man sie reden lässt. In Muntelier müssten Sie höher bauen, das kommt für den Bau und das Pumpen teurer. Ohne Prüfung unserer Variante sind Sie schon an der Feinplanung und sagen jetzt der Bevölkerung, sie müsse das Projekt Muntelier durchwinken.

Frau Schneider, Sie müssten den Baukredit schliesslich vor das Volk bringen. Gibt es neben den bisher erwähnten Argumente noch andere für Ihr Projekt?

Schneider:

Es käme die Murtenbieter Gemeinden teurer, wenn wir das Wasser nach Kerzers leiten, da die Projektkosten anders verteilt werden müssten. Sie würden sagen: «Unsere Anlage funktioniert ja, wir müssen da nicht mitmachen. Das zahlen wir nicht.» Die Kerzerser müssten eine eigene Lösung finden und finanzieren – was dann auch für sie teurer wäre. Unser Projekt ist die beste Lösung.

Halbherr:

Sie stellen die Murtner Interessen in den Vordergrund. Das war wohl der Deal: Die Kerzerser bezahlen die Leitung nach Muntelier, wenn sie einen Anschluss an eine neue ARA wollen und später auch noch die Pumpkosten. Das geht so nicht. Das ist eine Politik einer gegen den anderen. Viele Stimmen aus Kerzers sagen uns, dass die Vereinbarung schlecht verhandelt war.

Schneider:

Verband und Gemeinden stehen hinter dem Projekt. Wir spielen die Verbände nicht gegeneinander aus. Sie haben die Standorte diskutiert und einen Verteilschlüssel für die Kosten vereinbart. Es darf bei Ihrem Vorschlag nicht übersehen werden, dass der Kanton Bern keine Subventionen für ein gemeinsames Projekt in Kerzers zahlen würde. Aus Berner Sicht wäre eine Übernahme des Murtner Abwassers für die Erneuerung der Anlage in Kerzers nicht nötig. So wäre das Projekt nicht wirtschaftlich. Umgekehrt würde sich Bern am Projekt in Muntelier beteiligen, weil der Verband Kerzers etwas tun muss.

Halbherr:

Das ist eben der strategische Fehler. Die Gemeinden meinen, sie müssten sich um diese Subventionen bemühen, weil sie denken, sie sparen etwas. Und prompt baut man die Anlage am falschen Ort – was langfristig teuer wird. Die Politik hat sich auf diese Lösung eingeschossen. Sie ist bequem, das Geschäft ist bereits eingefädelt. Doch die Bevölkerung möchte einen sauberen See. Es besteht zum Beispiel ein Projekt, saubereres Saanewasser aus dem Schiffenen- in den Murtensee zu leiten. Das würde dazu beitragen, den See gesunden zu lassen. Ein Verzicht auf die ARA Muntelier wäre ebenso nützlich.

Die Abstimmung betrifft den Baukredit und ist keine Variantenabstimmung. Was stört Sie dran, Herr Halbherr?

Halbherr:

Muntelier hat Ja gesagt zur Gründung des Verbandes Seeland-Süd. Damals wurde uns versprochen, dass wir auch über den Standort befinden können. Das ist nun aber nicht der Fall. Wir stehen vor einem Fait accompli. Wir beanstanden, dass nur über den Standort Muntelier diskutiert wird. Die Bevölkerung wird nicht zum Standort Stellung nehmen können. Wenn Sie sie vor eine echte Wahl stellen würden, würden sie sich zugunsten eines sauberen Murtensees und für Kerzers entscheiden.

Schneider:

Den sauberen See bekommt die Bevölkerung auch mit unserem Projekt. Wir haben uns nach intensiven Abwägungen und Diskussionen mit den beteiligten Behörden für Muntelier entschieden. Wir können nicht zwei Projekte so weit vorantreiben, dass wir sie gleichwertig zur Abstimmung vorlegen können. Wir arbeiten seit vielen Jahren an diesem Projekt, es wurde vorgeprüft und für gut befunden.

Informationsabende: Hotel Murten, Murten. Mi., 5 April, 19.30 Uhr; Seelandhalle, Kerzers. Do., 6. April, 19.30 Uhr.

«Wir arbeiten seit vielen Jahren an diesem Projekt, es wurde vorgeprüft und für gut befunden.»

Ursula Schneider Schüttel

ARA-Verband Seeland Süd

«Kein Fachmann würde geklärtes Abwasser in ein stilles Gewässer wie den Murtensee einleiten.»

Peter Halbherr

Aktion Sauberer Murtensee

Zur Person

Ursula Schneider Schüttel, Murten

Ursula Schneider Schüttel ist Juristin, SP-Nationalrätin aus Murten sowie Vizestadtpräsidentin von Murten. Sie übernahm das Präsidium des im Sommer 2016 gegründeten ARA-Verbandes Seeland-Süd. Dieser besteht aus 17 Mitgliedgemeinden und will die heutige ARA Muntelier aus- und umbauen.

fca

Zur Person

Peter Halbherr, Muntelier

Peter Halbherr, von Beruf Unternehmensberater, ist Präsident der Gruppe Aktion Sauberer Murtensee, deren Zentrum Muntelier ist. Die Gruppe entstand als Folge des Beitritts der Gemeinde zum ARA-Verband Seeland Süd. Halbherr ist auch Vertreter der Grünen See im Kantonalvorstand der Partei.

fca

Millionenprojekt

Der steinige Weg zur neuen Abwasserreinigungsanlage

Der neue ARA-Verband Seeland-Süd will die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Muntelier für über 60 Millionen Franken um- und ausbauen. Sie soll über eine neue Leitung auch Abwässer der Region Kerzers aufnehmen. Die Arbeiten in Muntelier sollen parallel zum Betrieb und etappenweise ablaufen. Im Sommer 2016 haben 17 Mitgliedgemeinden aus den ARA-Regionen Murten und Kerzers den Verband gegründet, unter ihnen fünf Berner Gemeinden. Im Frühling hatten die Gemeinden einzeln die Fusion der beiden Verbände gutgeheissen. Lediglich in Muntelier hatte sich eine Debatte entwickelt.

Zu Beginn der Entwicklung stand der erwiesene Bedarf nach einem Ersatz der alten ARA Kerzers. Dies, nachdem 2008 Wasser aus der ARA in den Grossen Kanal im Belle­chasse geraten war und ein Fischsterben ausgelöst hatte. Die Kantone Freiburg, Bern und Neuenburg erarbeiteten ein Konzept für die Abwasserreinigung im Seeland. Sie sahen zwei Standorte vor. Kurz waren auch die Gemeinden Ins und Müntschemier mit an Bord, stiegen aber aus. Sie waren mit der finanziellen Beteiligung und mit dem Standort Muntelier nicht einverstanden. Nach vielen Diskussionen, Studien und Konzepten entschieden sich die beteiligten Gemeinden 2011 für das Projekt in Muntelier. Die regionalen ARA-Verbände Murten und Kerzers existieren vorläufig weiter. Im Juni 2016 bildete sich die Aktion Sauberer Murtensee als Opposition gegen das Projekt in Muntelier. Diese fordert einen Marschhalt und die Ausarbeitung eines neuen Projekts mit der Ableitung der Klärwasser in die nur wenige Kilometer entfernte Aare bei Kallnach. Sobald das Projekt dafür reif ist, wird der Baukredit in den Gemeinden zur Abstimmung vorgelegt.

fca

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