Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Wenn die Leidenschaft Leiden schafft

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Michel Spicher

«Ich habe mich übernommen», sagt Philipp Eich gegenüber den FN. Job, Ausbildung und Fussball – das alles ist zu viel geworden für den 33-Jährigen, der bei allem, was er tut, immer 150 Prozent gibt. «Ich kann nicht mehr, bin völlig ausgelaugt.» Burnout, lautet die Diagnose. Es ist nicht das erste Mal, dass beim fussballverrückten Berner seine grosse Leidenschaft Leiden schafft.

Steiler Aufstieg und tiefer Fall

Philipp Eich galt in den Neunzigerjahren als «Jahrhundert-Talent» im Fussball und blickte einer steilen Karriere entgegen. Mit 17 ist er Stammspieler bei YB, mit 21 wechselt er zu Waldhof Mannheim in die 2. Bundesliga. Doch mit dem raschen Erfolg und Ruhm kommt er nicht zurecht. Als es auf dem Fussballplatz nicht mehr wie gewünscht läuft, flüchtet sich Eich ins Nachtleben und entflieht der Realität. Mit 23 gibt er seinen Rücktritt vom Profifussball.

2002, mit 24, steht Philipp Eich ohne Job da, fühlt sich krank und hadert mit sich und seiner Umwelt. Erst nach einer langen Leidenszeit und der späten Einsicht, dass er alleine für seine Situation verantwortlich ist, sucht er professionelle Hilfe. Er weist sich selber in eine Klinik ein und tankt neue Kräfte für seinen langen und beschwerlichen Weg zurück ins «normale» Leben. Der Fussball ist ein wichtiges Element dabei. Immer wenn Eich auf dem Platz steht, empfindet er Befriedigung. 2008 kehrt er als Spielertrainer des 3.-Liga-Teams FC Breitenrain ins Fussballgeschäft zurück, später geht er für das Fanionteam in der 1. Liga auf Torjagd.

Erfolg mit dem FC Murten

Philipp Eich hat sein Leben endlich wieder im Griff, fernab vom Rampenlicht. Er fühlt sich bereit für neue Herausforderungen und tritt im Dezember 2010 beim FC Murten die Nachfolge des geschassten Daniel Monney an. Der 32-Jährige verhilft den abstiegsgefährdeten Seeländern zum Ligaerhalt, führte sie diese Saison gar an die Tabellenspitze der 2. Liga. Alles scheint perfekt zu laufen.

In letzter Zeit kam Philipp Eich seinen Pflichten als Spielertrainer allerdings nicht immer nach. «Ich habe die Mannschaft einige Male im Stich gelassen, mich vor Meisterschaftsspielen kurzfristig abgemeldet. Es tut mir leid. Es war aber keine Absicht, mir fehlte schlicht die Kraft.»

«Solche Aussagen tun weh»

Die Abwesenheit des Trainers gab im Umfeld des Vereins Anlass zu Diskussionen. Obwohl Philipp Eich ein Arztzeugnis vorweist und krankgeschrieben ist, machen auf dem Sportplatz Prehl Gerüchte die Runde. Eich habe einen Rückfall erlitten, lebe wieder unseriös, konsumiere gar Drogen, hörte man dann und wann. «Solche Aussagen tun weh, denn an den Gerüchten ist nichts Wahres dran. Dieser Teil meiner Vergangenheit wird mich wohl mein Leben lang verfolgen.»

Den Entscheid des FC Murten, die Kooperation mit ihm aufzulösen, kann Philipp Eich nachvollziehen. Dennoch fühlt er sich vom Verein «fallen gelassen». «Ich habe Fehler gemacht. Ganz klar. Ich weiss allerdings nicht, ob sie so gravierend waren, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Ich habe für den Verein immer mein Möglichstes gegeben – manchmal auch mehr. Dafür zahle ich nun einen hohen Preis.»

In Murten nimmt man Eichs Entschuldigung zur Kenntnis, akzeptieren kann man sie aber nicht. «Wir können von den Spielern nicht erwarten, dass sie am Vorabend eines Spiels auf den Ausgang verzichten, und dann erscheint der Trainer nicht zum Anpfiff. Da verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit», sagt Präsident Jürg Flühmann. «Philipp hatte eine zweite Chance erhalten, eine dritte konnten wir ihm aber nicht mehr zugestehen. Zudem ist er krankgeschrieben und darf gar nicht arbeiten. Deshalb haben wir bis Ende Saison mit Roger Lepore und Antonello Gizzi ein neues Trainergespann engagiert.»

«Muss lernen, Prioritäten zu setzen»

Philipp Eich gesteht sich seinen Eigenanteil an der Burnout-Situation durchaus ein – deshalb hat er sich auch in therapeutische Behandlung begeben. «100 Prozent Arbeit, 40 Prozent Fussball, dazu eine KV-Ausbildung – ich habe wochenlang nur noch vier Stunden geschlafen pro Nacht», sagt der stellvertretende Betriebsleiter. Seine Ausbildung hat Eich deshalb abgebrochen. «Ich hätte noch mehr auf meinen Körper hören sollen», gibt sich der Berner selbstkritisch. «Ich muss lernen, Prioritäten zu setzen.»

Seine Prioritäten möchte der 33-Jährige zukünftig vermehrt im Fussball setzten. «Die nächsten Aufgaben werden ganz sicher kommen», ist Eich überzeugt. «Zuerst muss ich aber Geduld haben. Denn es ist eine gefährliche Situation. Ich darf nicht zu früh wieder anfangen, sonst wiederholt sich alles noch einmal.»

Philipp Eich (l.) wird nicht mehr für den FC Murten auflaufen.Bild Corinne Aeberhard/a

«Ich habe wochenlang nur noch vier Stunden geschlafen pro Nacht.»

Autor: Philipp Eich

Autor: Ex-Spielertrainer des FC Murten

Meistgelesen

Mehr zum Thema