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Wenn die Traurigkeit überhandnimmt

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«Es ist, wie wenn ich in ei- ne Gletscherspalte hineinfallen würde. Zuerst ist alles dunkel. Nach und nach muss ich wieder hinaufklettern, zurück ans Licht.» So beschreibt Nelly Keller aus Murten die Phasen, in denen die negative Stimmung in ihrem Leben überhandnimmt. Als junge Erwachsene fiel sie erstmals in eine schwere Depression. «Dass ich mich von meinem damaligen Mann getrennt hatte, machte mir sehr zu schaffen», erzählt sie. Sie hatte das Gefühl, nicht zu genügen, wurde apathisch und dachte oft an Selbstmord. «Ich war nahe dran, habe es aber nie gewagt», sagt sie rückblickend.

 Auch wenn sie sich jeden Tag aufraffen musste: Bei der Arbeit gefehlt hat die diplomierte Direktionsassistentin während dieser Zeit nie. «Ich habe mich nicht getraut zu sagen, wie schlecht es mir wirklich ging.» Und auch als sie sich nach anderthalb Jahren endlich Hilfe suchte und einen Psychiater kontaktierte, liess sie sich nicht krankschreiben. «Ich hatte Angst vor den Reaktionen», sagt sie.

«Reiss dich zusammen»

Heute, über drei Jahrzehnte später, ist das Thema der Depression in der Öffentlichkeit präsenter als damals. Dennoch sei die Krankheit zu wenig als solche akzeptiert, findet Nelly Keller. Deshalb habe sie den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt. Sie befürwortet auch Anlässe wie den «Tag der Kranken», der sich zu seinem 75. Geburtstag dem Thema der psychischen Belastungen widmet (siehe blauer Kasten). «Um die Akzeptanz dieser Krankheit zu fördern, müssen wir noch mehr in der Öffentlichkeit darüber diskutieren», sagt sie.

Auch wenn sich Nelly Keller manchmal etwas mehr Verständnis für ihre Situation wünschen würde, ist sie sich bewusst: «Wer das nicht selbst durchgemacht hat, wird nie wissen können, wie es in meinem Innersten aussieht.»

Von Freunden und Familie habe sie während der wiederkehrenden depressiven Phasen immer wieder Sätze gehört wie: «Du musst das Leben von der positiven Seite betrachten», «Leb doch einfach in den Tag hinein» oder manchmal auch ein «Reiss dich doch ein wenig zusammen». Viele könnten nicht begreifen, dass dies in den dunklen Momenten schlichtweg nicht möglich sei, so Keller: «Wenn jemand ein Bein gebrochen hat, verlangt ja auch niemand, dass er irgendwohin rennt.»

Oft seien ihre Angehörigen aber wohl auch mit der Situation überfordert gewesen, räumt Nelly Keller ein: «Während der schwierigen Phasen habe ich das nicht begriffen. Aber im Nachhinein habe ich mir schon überlegt, dass der Umgang mit mir nicht einfach war», sagt sie. Trotzdem findet sie: «Ich hatte nie ein schlechtes Gewissen. Ich bin so und das kann ich nicht ändern.»

 Heute lebt Nelly Keller auch von ihrem zweiten Mann in Trennung. Halt findet sie bei der Afaap, der Freiburgischen Interessengemeinschaft für Sozialpsychiatrie. In deren Räumlichkeiten im Freiburger Perolles-Quartier besucht sieGesprächsgruppen. «Dort kannich offen und ehrlich über alles reden und ich weiss, dass alles, was wir besprechen, in der Gruppe bleibt.»

Auch wenn sie sich in schwierigen Phasen eher von ihren anderen Freunden zurückziehe, sind diese Nelly Keller sehr wichtig. «Es tut auch gut, mit Leuten über anderes zu sprechen als über die psychischen Beschwerden.»

Trotz der schwierigen Zeit, die hinter Nelly Keller liegt und trotz den Auf und Abs, die noch auf sie zukommen werden, ist sie überzeugt: «Auch wenn wieder schwierige Phasen kommen: Ich weiss, dass ich immer wieder irgendwie aus der Depression hinausfinden werde.»

Depressionen: Vorurteile sind nach wie vor da

J eder Vierte bis Fünfte ist in der Schweiz einmal in seinem Leben von einer Depression betroffen. Trotzdem ist die Krankheit immer noch stigmatisiert, sagt Thomas Ihde-Scholl, Chefarzt Psychiatrie der Spitäler FMI AG (Berner Oberland) und Stiftungsratspräsident der Pro Mente Sana mit Lehrauftrag an der Universität Freiburg. «Psychische Krankheiten werden nach wie vor ganz anders wahrgenommen als körperliche Krankheiten oder Verletzungen.» So schämten sich die betroffenen Personen oft und sähen die Krankheit als Charakterschwäche an. Auch für Angehörige sei es nicht einfach, mit einer solchen Situation umzugehen, so Ihde. «Eine depressive Person zu betreuen ist belastend. Hinzu kommt, dass es nicht einfach ist, dies mit Aussenstehenden zu besprechen.»

Nach wie vor seien Vorurteile verbreitet. Gerade Personen, die sich die Depression im Arbeitsumfeld oder im Freundeskreis kaum anmerken liessen, würden oft als Simulanten abgestempelt, wenn sie sich krankschreiben liessen. «Zudem haben viele das Bild: Einmal psychisch krank, immer psychisch krank.» Dieses entspreche jedoch nicht der Realität. Nur bei rund zehn Prozent verläuft die Krankheit chronisch. «Die restlichen 90 Prozent haben gute Heilungschancen. Es kann jedoch ein langwieriger Prozess sein.» Um schwere Depressionen zu vermeiden, sei es wichtig, sich rechtzeitig an eine Fachperson zu wenden. «Wir alle kennen Stimmungsschwankungen. Hält die negative Stimmung jedoch über zwei Wochen hinweg an und beeinträchtigt die Lebensqualität, sollte man sich Hilfe suchen.» Dies könne beim Hausarzt geschehen, bei einem psychologischen Dienst oder über ein Beratungstelefon wie dasjenige von Pro Mente Sana. rb

promentesana.ch, Tel.: 0848 800 858

Hintergrund

Krankensonntag feiert 75-jähriges Bestehen

1939 rief die Ärztin Marthe Nicati, die in Leysin Tuberkulosekranke behandelte, den «Tag der Kranken» ins Leben. Morgen wird er zum 75. Mal durchgeführt. Mit diesem Tag wollte Nicati der Vereinsamung ihrer Sanatoriumspatientinnen und -patienten entgegenwirken und das Verständnis zwischen Gesunden und Kranken fördern. Der Trägerverein des «Tags der Kranken» besteht aus 20 Patientenorganisationen, Gesundheitsligen, Fachverbänden und anderen im Gesundheitswesen tätigen Vereinigungen. Er macht einmal pro Jahr auf ein besonderes Thema aus dem Gesundheitsbereich aufmerksam. Dieses Jahr will er die Bevölkerung für psychische Belastungen sensibilisieren. «Psychische Belastungen und Krankheiten werden in der Schweiz immer stärker ein Thema», erklärt die Kommunikationsverantwortliche Cordula Sanwald auf Anfrage. Psychische Belastungen hätten oft Vorurteile, Ablehnung oder gar Ausgrenzung zur Folge. «Dies entspricht der Isolation und Vereinsamung, die unser Verein bekämpfen möchte», so Sanwald. Deshalb ruft der Verein Betroffene und ihr Umfeld dazu auf, Mut zum Dialog zu zeigen. Am morgigen Krankensonntag gibt es in der ganzen Schweiz Konzerte, Besuchs- und Geschenkaktionen in Spitälern und Heimen, Predigten und Solidaritätsveranstaltungen. Auch wird Bundesrat Didier Burkhalter eine Radio- und Fernsehansprache halten.rb

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